US-Behörden

Sexuell übertragene Zika-Infektion in Texas

Dallas/Rio de Janeiro - 03.02.2016, 09:40 Uhr

Aufgrund der Gefahr möglicher Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen macht es weiter Schlagzeilen: In den USA wurde zum ersten Mal eine Zika-Infektion gemeldet, die durch Geschlechtsverkehr übertragen wurde. (Foto: Rafael Fabres/dpa)

Aufgrund der Gefahr möglicher Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen macht es weiter Schlagzeilen: In den USA wurde zum ersten Mal eine Zika-Infektion gemeldet, die durch Geschlechtsverkehr übertragen wurde. (Foto: Rafael Fabres/dpa)


Dass es möglich ist, war klar - nun melden US-Behörden einen bestätigten Fall: In Texas kam es durch Geschlechtsverkehr zu einer Zika-Infektion. Die Internationale Atomenergiebehörde erwägt derweil eine „Verhütungsmethode“ für Moskitos.

Die Gesundheitsbehörden stehen beim Kampf gegen das Zika-Virus vor neuen Herausforderungen. In den USA wurde erstmals eine durch ungeschützten Sex erfolgte Zika-Infektion gemeldet. Der Patient (oder die Patientin) habe sich beim Sex mit einem Menschen infiziert, der aus einem vom Virus stark betroffenen Land zurückgekehrt war, meldete die Gesundheitsbehörde in Dallas (Texas) am Dienstag. «Jetzt wissen wir, dass das Zika-Virus durch Sex übertragen werden kann», sagte Zachary Thompson, Direktor der texanischen Gesundheitsbehörde. Das Land oder das Geschlecht der Betroffenen nannte Thompson nicht. Für Dennis Tappe vom Bernhard-Nocht Institut für Tropenmedizin ist dies jedoch keine Überraschung - anekdotische Fälle sexueller Übertragungen seien schon seit Jahren bekannt.

In Brasilien steigt unterdessen die Zahl der bestätigten Schädelfehlbildungen bei Babys. Es ist das bisher am stärksten betroffene Land. Wie das Gesundheitsministerium am Dienstagabend mitteilte, stieg die Zahl von 270 auf 404 - in 17 Fällen konnte nachgewiesen werden, dass sich schwangere Frauen zuvor mit dem Zika-Virus infiziert hatten. Zuvor waren es sechs Fälle. Zudem werden derzeit noch 3670 Fälle mit einem Verdacht auf Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) untersucht.

WHO: Globaler Gesundheitsnotstand

Das von Stechmücken übertragene Virus steht im Verdacht, durch eine Infektion von Schwangeren bei Neugeborenen zu den Schädelfehlbildungen zu verursachen. Experten gingen zuvor bereits davon aus, dass Zika auch durch ungeschützten Sex übertragen werden kann. Am Montag hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Bislang ist das Virus innerhalb weniger Monate in 26 Ländern Lateinamerikas aufgetaucht.

Das Zika-Virus wird vor allem von der Mückenart Aedes aegypti übertragen. Mikrozephalie kann aber auch andere Ursachen haben, zum Beispiel Röteln während der Schwangerschaft.

Sechs Monate vor den Olympischen Spielen in Brasilien sorgt der Gesundheitsnotstand wegen des Zika-Virus für große Verunsicherung. Gastgeber Brasilien empfahl Schwangeren, die Spiele im August zu meiden. Für Athleten und andere Besucher bestehe aber keine Gefahr, sagte der Stabschef des Präsidialamtes, Jaques Wagner, vor Journalisten.

Olympische Spiele nur mit Verhütung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) riet Frauen mit Blick auf die Olympischen Spiele zur Vorsicht. „Nutzen Sie die Empfängnisverhütung, wenn Sie zu den Spielen reisen“, sagte WHO-Experte Anthony Costello.

In Deutschland gibt es Experten zufolge keine Gefahr einer Ansteckung. Die das Virus übertragende Moskitoart komme hierzulande nicht vor. Bisher gibt es nur einige eingeschleppte Erkrankungen bei Reiserückkehrern. Die WHO betonte erneut, dass die Gefährlichkeit des Erregers nicht mit dem oft tödlichen Ebola-Virus vergleichbar sei.

Die Einstufung als internationaler Gesundheitsnotfall soll dem Kampf gegen das Zika-Virus laut WHO einen neuen Schub verleihen. Eines der Hauptprobleme sei das Fehlen eines zuverlässigen Tests, sagte ein WHO-Sprecher. „Wir wissen nicht, wann ein Mensch infiziert ist.“

Die Diagnosen sind schwer festzustellen

Nun kommt es der WHO zufolge darauf an, bei den mehreren Tausend Verdachtsfällen von möglichen Schädelfehlbindungen in Brasilien genau festzustellen, ob es sich tatsächlich um Mikrozephalie handelt. Das könne Monate dauern. Die Diagnose des Zika-Erregers sei schwierig, sagte WHO-Mikrozepahlie-Experte Costello.

Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) hält einen langfristigen Plan für die Bekämpfung des Erregers für nötig. Die Organisation wies darauf hin, dass Zika gerade die Armen treffe. „Die meisten Brutstätten der Moskitos sind dort zu finden, wo es keine richtigen Sanitäranlagen gibt und wo es schmutzig ist“, sagte IFRC-Sprecher Benoit Matsha-Carpentier der Deutschen Presse-Agentur.

Erstmals wurde der Erreger 1947 im Zika-Wald in Uganda entdeckt. Normalerweise löst es grippeähnliche Symptome oder Hautausschlag aus. Nicht jeder Infizierte erkrankt.

„Verhütungsmethode“ für Moskitos

Mehrere Länder Lateinamerikas wandten sich bereits an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, um Hilfe zur Eindämmung des Virus zu bekommen, wie die Organisation am Dienstag bekanntgab. Bei der bereits mit anderen Insekten erprobten „Verhütungsmethode“ für Moskitos werden Millionen männlicher Tiere gezüchtet, kurz bestrahlt und dadurch unfruchtbar.

Die Tiere, die dadurch nicht radioaktiv werden, werden dann in Wellen jede Woche freigelassen, um sich mit Weibchen zu paaren. Diese legen dann zwar Eier, es schlüpft aber kein Moskito. So kann die Population reduziert werden. Die Methode sei aber nur in Städten bis zu 200 000 Einwohnern anwendbar, da sonst die Verbreitung der bestrahlten Tiere nicht kontrollierbar sei.

Die Technik entwickelte die IAEA gemeinsam mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO).


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