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DAZ. Wochenschau
Locabiosol verliert die Zulassung, na und?
Locabiosol wird Ende Mai aus den Apotheken verschwinden. Die Zulassung wird widerrufen, die EMA war vom Nutzen-Risikoverhältnis nicht überzeugt. Aber ist das wirklich ein Verlust für die Therapie? DAZ.online Redakteurin und Apothekerin Celine Müller hat sich so ihre Gedanken gemacht.
Trotz der durchaus optimistisch-anmutenden Bewerbung als „natürlichen Wirkstoff Fusafungin“ seitens der STADA Arzneimittel AG kam der Risikobewertungsausschuss im Bereich Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) Ende März zu einer negativen Nutzen-Risiko-Bewertung für eben diesen Wirkstoff. Am 28. Mai 2016 soll, mit der letzten Packung des apothekenpflichtigen Arzneimittels Locabiosol®, Fusafungin endgültig die Apotheke verlassen.
Patienten fürchten Versorgungslücke
„Dann nehme ich gleich zwei!“, erklärte ein überzeugter Anwender des Präparats mit leichter Tendenz zu „Hamsterkäufen“. Er war besorgt ob der bevorstehenden Versorgungslücke diese Woche in der Apotheke, nachdem ich ihn über das bevorstehende Erlöschen der Zulassung zum Ende des kommenden Monats aufgeklärt hatte: Ein weiser Mann, vorausschauend. Denn, der nächste Winter kommt bestimmt, vielleicht wieder ohne Schnee, dafür mit Sicherheit verbunden und meist einfach unvermeidbar, mit lästigem, schmerzhaftem Kratzen im Hals - medizinisch korrekt als Pharyngitis bezeichnet.
Hamsterkäufe unterstützen?
Mich plagen Gewissensbisse: Ist es vertretbar, derartige – zugegeben überschaubare – „Hamsterkäufe“ zu unterstützen? Die Zulassung des Arzneimittels wird ja nicht grundlos im Mai gelöscht! „Serious allergic reactions are rare“, so begründet der PRAC seine Empfehlung am 1.04.2016. Selten also nur - das klingt beruhigend – insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Halsschmerzgeplagte wohl bereits gute, verträgliche Erfahrungen mit dem Arzneimittel hat.
Fehlt was ohne Fusafungin?
Bleibt also die Frage, ob der Verlust Fusafungin-haltiger Arzneimittel wirklich auch ein Verlust für die Therapiequalität der Patienten ist. Mit einer hohen Spontanheilungsrate innerhalb von dreieinhalb bis fünf Tagen sind Halsschmerzen in den meisten Fällen bekanntlich ohnehin selbstlimitierend, 80 bis 90 Prozent der Patienten sind innerhalb einer Woche beschwerdefrei. Trotzdem führt der im ersten Moment hohe Leidensdruck betroffene Patienten häufig in die Apotheke. Zum Glück ist es ja nicht so, dass ohne Locabiosol®, die Möglichkeiten der Selbstmedikation in der Apotheke nahezu erschöpft und die Schubladen alternativlos leer wären.
Was empfiehlt die Leitlinie?
Therapiert man nach Leitlinie, ändert sich durch den Wegfall von Fusafungin nichts: Die DEGAM spricht sich eindeutig für eine systemische Therapie mit NSAR oder Paracetamol als Therapie bei Halsschmerzen aus.
Für eine lokale Anwendung gibt es nur für Ambroxol eine Empfehlung. Antiseptischen oder lokalantibiotischen Präparaten hingegen konnte in kontrollierten, randomisierten Studien kein erwiesener Nutzen attestiert werden konnte. Somit war und bleibt – mit oder ohne Fusafungin – die Effektivität der antibiotischen Lokaltherapie bei Halsschmerzen umstritten. Ein pharmazeutischer Spagat, um sowohl dem Leidensdruck der Patienten mit verständlichem Wunsch nach Linderung und der medizinisch-wissenschaftlichen Evidenz gerecht zu werden.
2 Kommentare
Locabiosol hilft auch bei Husten
von Tom Hofmann am 01.09.2017 um 20:01 Uhr
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Wie...
von Bernd Jas am 16.04.2016 um 10:27 Uhr
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