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Welt am Sonntag
Staatsanwälte ermitteln wegen millionenschwerem Betrugs durch Apotheker mit „Luftrezepten“
Nach Angaben der „Welt am Sonntag“ wird in mehreren Bundesländern derzeit gegen Apotheker ermittelt. Es gehe dabei um „Luftrezepte“, schreibt die Zeitung. Dabei rechneten Apotheker Tausende von Verschreibungen mit den gesetzlichen Krankenkassen ab, obwohl die verschriebenen Arzneimittel nie über ihre Ladentheken gingen.
Staatsanwaltschaften in mehreren Bundesländern ermitteln nach Informationen der „Welt am Sonntag“ in millionenschweren Betrugsverfahren gegen Apotheker. Diese hätten Tausende „Luftrezepte“ bei den gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet, obwohl die verschriebenen Medikamente nie über ihre Ladentheken gingen. Sie machten dabei gemeinsame Sache mit Ärzten oder Patienten, schreibt die Zeitung.
Die Schadenssummen, die gesetzlichen Krankenkassen durch betrügerische Apotheker entstünden, seien teilweise deutlich höher als bei jeder anderen Berufsgruppe im Gesundheitswesen, heißt es in dem Bericht weiter. Die Kaufmännische Krankenkasse KKH etwa habe 2015 fast doppelt so viel ergaunertes Geld von Apothekern zurückgefordert wie von der nächsten Berufsgruppe, den Pflegediensten: Konkret eine knappe halbe Million Euro.
Bei der KKH ermittelt bereits seit Jahren ein spezielles Team gegen betrügerische Leistungserbringer. Im März hatte die Kasse in Hannover ihre Bilanz für 2014 vorgelegt: Eine Schadenssumme von insgesamt 1,1 Millionen Euro hat sich die KKH zurückgeholt, 343 neue Betrugsfälle wurden aufgedeckt und 51 Strafanzeigen gestellt.
Schwarze Schafe sorgen für hohen Schaden
Ingo Kailuweit, Vorsitzender des KKH-Vorstands wies darauf hin, dass es sich meist um wenige schwarze Schafe handele, die aber einen deutlichen Schaden verursachten. Beachtlich war bei der KKH auch die Schadenssumme im Bereich der orthopädischen Hilfsmittel und Sanitätshäuser: Sie lag bei 309.000 Euro. Auf Platz drei bei der Schadenshöhe folgt in der KKH-Statistik der Krankenhausbereich, der 2014 zwar nur mit sechs neuen Verfahren, dafür aber mit 163.000 Euro zu Buche schlug.
Kailuweits Fazit: „Unser komplexes Gesundheitssystem mit sehr intransparenten Finanzströmen ist anfällig für Betrug und Korruption. Insofern lohnt es sich, hier mit großem Engagement und fleißiger Ermittlungsarbeit gegen die schwarzen Schafe vorzugehen.“
Die Organisation Transparency Deutschland schätzt den Schaden durch Betrug und Korruption mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen insgesamt laut „WamS“ auf 680 Millionen bis 2,72 Milliarden Euro pro Jahr. Das wären zwei bis acht Prozent der knapp 35 Milliarden Euro Ausgaben der gesetzlichen Kassen im vergangenen Jahr für Arzneimittelverordnungen.
Erst Mitte April war bekannt geworden, dass deutschen Sozialkassen durch Abrechnungsbetrug russischer Pflegedienste erheblicher Schaden entstanden ist. Nicht nur KKH-Chef Kailwuweit setzen für die Zukunft nun auf das neue Anti-Korruptionsgesetz, dass im April verabschiedet wurde. Heilberuflern wie Ärzten und Apothekern, die einen Vorteil für sich oder einen Dritten als Gegenleistung fordern, sich versprechen lassen oder annehmen und einen anderen im Wettbewerb in unlauterer Weise bevorzugen, droht eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Haft.
2 Kommentare
alles abgekarteter Schwindel
von Karl Friedrich Müller am 09.05.2016 um 9:01 Uhr
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Die Stimmung verhagelt
von Veit Eck am 08.05.2016 um 16:06 Uhr
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