Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

22.05.2016, 08:00 Uhr

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: Andi Dalferth)

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: Andi Dalferth)


Gezänk, Egoismen, Eitelkeiten – passt eigentlich unser System von Kammern und Verbänden noch zur Apotheke der Zukunft? Zur Apotheke, die mehr als nur eine Arzeimittelabgabestelle sein soll? Sind die Aufgaben von Haupt- und Ehrenamt eigentlich richtig verteilt? Außerdem in meinem lieben Tagebuch: „Likes“ für tolle Initiativen.

17. Mai 2016

Ein Thema liegt in der lauen Frühlingsluft, es wabert durch die heiligen Hallen im Berliner Lindencorso und es dringt vor bis in die Niederungen der Basis: Welche Rolle sollen und dürfen Apothekerkammern und Apothekerverbände spielen? Wer ist für was zuständig? Und bleibt es beim alt-ehrwürdigen Grundsatz: Die Kammer ist für die Ethik und der Verband für die Monetik zuständig?
Kristallisationskeim für Diskussionen zu diesem Thema dürfte wohl ein Projekt sein, das die Apothekerkammer Westfalen-Lippe mit der AOK abgeschlossen hat: Apotheker führen in diesem Modellprojekt mit AOK-Versicherten einen Medikations-Check durch und erhalten dafür eine Vergütung von der Kasse. Dem Apothekerverband Westfalen-Lippe gefiel dies nicht, er sah dies als Einmischung in seinen Zuständigkeitsbereich. Und die ABDA beäugt solche Vorstöße von Kammern sichtlich argwöhnisch. Man erarbeitete ein Papier, das die Verhandlungsmöglichkeiten der Kammern deutlich einschränken sollte. Abgestimmt wurde darüber noch nicht. Schon heißt es aus Insiderkreisen, man brauche über solche Vorschläge auch nicht abzustimmen, Kammern und Verbände kämen doch bestens miteinander aus. Na klar, mein liebes Tagebuch, alles bestens,und bloß nichts hinterfragen, alles so lassen wie’s ist, Deckel drauf, es wird sich schon wieder abkühlen. Doch ob das auch weiterhin das richtige Rezept ist? Die Zeiten verändern sich. Wenn die Apotheke, wenn der Apotheker in Zukunft eine bedeutende Rolle im Gesundheitswesen einnehmen soll, dann wird man viel intensiver über Modellprojekte, über neue Ansätze diskutieren müssen. Eifersüchteleien zwischen Berufsorganisationen stören da nur. Und deshalb, mein liebes Tagebuch, sollte auch darüber gesprochen werden dürfen, wie man unsere  Berufsvertretungen zukunftsweisend aufstellt. Wer darf was? Die Rolle von Kammern und Verbänden. Es sollte eine Diskussion beginnen, die sich ergebnisoffen unser System von Kammern und Verbänden mal vornimmt:  z. B. den Luxus von 17 + 17, das  Rollenverständnis der beiden (Ethik/Monetik), vor allem auch die Befugnisse von Hauptamt und Ehrenamt in den Organisationen. Ist es noch zeitgemäß, wenn Laienspieler (Apotheker mit eigener Apotheke) Politik machen? Wäre das nicht besser bei bezahlten Profis, bei Hauptämtlern aufgehoben, die sich nicht auch noch um eine eigene Apotheke kümmern müssen? Und man sollte sich über die Kleinstaatereien und Kammer- und Verbandsegoismen unterhalten. Mein liebes Tagebuch, da freuen wir uns schon auf die DAZ von kommender Woche: Professor Kaapke hat sich unsere Kammer- und Verbändelandschaft unter diesen Vorzeichen angesehen. Spannend!

Und schon meldet sich die Politik: Die Apotheker sollten ihre Rolle überdenken, meint die Grüne Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink. Eine der Kernaufgaben der Kammern sei, zu sehen, „wie sich das Versorgungsgeschehen verändert hat und welche Kernkompetenzen die Apotheker dazu beitragen können, bei diesen Veränderungen am Ball zu bleiben“. Als Beispiel nennt sie das Modellprojekt der Apothekerkammer Westfalen-Lippe mit der AOK. Na also, mein liebes Tagebuch, das sieht sie richtig. Hoffentlich hat sie auch den NDR-Bericht gesehen (siehe meinen nächsten Eintrag in diesem Tagebuch), der zeigt, was das Athina-Projekt (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken) in Niedersachsen bewirken kann.   
Klein-Schmeink fordert die Apotheker dazu auf, sich noch stärker mit den Ärzten auszutauschen, z. B. Fallkonferenzen einzuberufen. Ja, gute Idee, nur: Herr Gröhe scheint dies nicht so recht zu wollen,  sonst hätte er den Apotheker beim Medikationsplan schon besser eingebunden. Was Klein-Schmeink auch sieht: „Die Apotheker sollten deutlich machen, dass sie mehr sind als nur eine Abgabestelle. Denn sonst wird mit Sicherheit irgendwann die Frage entstehen, ob diese bloße Abgabestelle nicht auch irgendwo anders sein kann.“ Mein liebes Tagebuch, diesen Satz kann man sich nicht oft genug vor Augen halten.

18. Mai 2016

Es gibt sie, die zaghaften positiven Ansätze in Apotheken, die versuchen, Medikationsanalysen umzusetzen. Umso schöner, wenn es auch die Medien sehen und auf die neue Rolle der Apotheken hinweisen. Zum Beispiel die Sendung „Visite“ des NDR: Medikationsanalyse – Apotheker beraten. Der Fernsehbeitrag macht die Zuschauer darauf aufmerksam, wie wichtig eine Medikationsanalyse sein kann, wenn Patienten vier oder mehr Arzneimittel einnehmen. Konkret haben sich die Macher von „Visite“ das Athina-Projekt (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken) in Niedersachsen angesehen. Die Apothekerseite wird sympathisch vertreten von Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz, die vor den lebensgefährlichen Wirkstoffcocktails warnt. Und ebenso sympathisch vom jungen Apotheken Alexander Zörner aus Munster, der an einem Fall selbstbewusst zeigt, dass es nach Rücksprache mit dem Arzt notwendig werden kann, die Therapie umzustellen. Die Sendung zeigt auch, dass es bei einigen Ärzten (auf Funktionärsebene) noch Vorbehalte dagegen gibt, sie empfinden das Angebot der Apotheker als Einmischung (mein liebes Tagebuch, diese Generation wird aussterben, weil nicht mehr zeitgemäß). Klinikärzte seien dagegen offener. Ihre Software weise zwar auch auf Arzneiprobleme hin, heißt es in der Sendung, aber das Gespräch mit dem Apotheker oder dem Pharmakologen sei für sie als Kliniker wertvoll, wenn es um die Risikobewertung und Alternativen gehe, bestätigt ein Krankenhausarzt. Worauf der Beitrag auch aufmerksam macht: Die Medikationsanalyse kann nicht zum Nulltarif angeboten werden. Apotheken in Niedersachsen, die diesen Service anbieten, verlangen dafür 69 Euro, die der Patient aus eigener Tasche zahlen muss. Die Krankenkassen würden derzeit überlegen, ob sie in Zukunft die Kosten dafür übernähmen, so der Visite-Beitrag. Mein liebes Tagebuch, bei solchen Beiträgen wünscht man sich, dass sie zur Primetime im Hauptprogramm laufen. Und, klar, ein großes „Like“ für Linz und Zörner.

19. Mai 2016

Nein, das britische Apothekensystem ist nicht unseres. Und trotzdem lohnt es sich, einen Blick auf die Insel zu wagen. Mein liebes Tagebuch, Großbritanniens Apotheken werden schon bald mit Kürzungen beim Apothekenhonorar rechnen müssen. Der Nationale Gesundheitsdienst muss sparen, die Apotheken müssen ihren Beitrag dazu leisten und auf sechs Prozent ihres Gehalts verzichten. Schließungen von 1000 bis 3000 Apotheken werden erwartet. Da hört man schon das Kettenrasseln bei Celesio/Lloyds und Walgreens Boots Alliance, die mit Verlusten rechnen. Aber solche Konzerne werden die Einschnitte wohl nicht ohne Gegenmaßnahmen hinnehmen: Sie werden Druck auf ihre Kettenapotheker ausüben – mehr Umsatz, weniger Beratung. Von Walgreens Kettenapothekern hörte man schon, dass sie Druck von oben ausgesetzt sind, so viel Umsatz zu machen und Dienstleistungen anzubieten wie nur möglich. Auch Celesio/Lloyds ließ durchblicken, dass Kunden sehr gerne Dienstleistungen wie Medikations-Checks annähmen. Mein liebes Tagebuch, gut, dass wir keine Ketten haben. Nachdenklich stimmt allerdings der Sparzwang, dem das britische Gesundheitswesen ausgesetzt ist. Auch in Deutschland weisen Demographie und Hochpreiser darauf hin, dass die Ausgaben der Krankenkassen steigen werden. Umso mehr muss sich die Apotheke als unverzichtbar behaupten: Mehr als nur eine Arzneimittel-Abgabestelle sein. Nur, irgendwie muss dann auch mal das Honorar dafür folgen. Ob das die Consulter, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums das Gutachten zum Apothekerhonorar erstellen, berücksichtigen?

20. Mai 2016


Das ist hoch professionell und zur Nachahmung empfohlen, was die Kammern von Nordrhein und Westfalen-Lippe hier auf die Beine gestellt haben: ein internetgestütztes Fehlerberichts- und Lernsystem. Unter dem Kürzel CIRS-Pharmazie (CIRS steht für Critical Incident Reporting-System) können Apotheken Medikationsfehler und „Beinahe-Medikationsfehler“ online melden, unabhängig davon, ob der Fehler von der Apotheke oder vom Arzt verursacht wurde. Es versteht sich von selbst, dass vor einer Veröffentlichung alle Angaben gelesen, anonymisiert und kommentiert werden. Es geht nicht darum, Ärzte oder Apotheken an den Pranger zu stellen, sondern es ist die Chance, offen mit Fehlern umzugehen und daraus zu lernen. Je mehr Apotheken dies nutzen, je mehr Apotheken die Einträge lesen, umso größer ist der Nutzen für alle. Mein liebes Tagebuch, wünschenswert, wenn sich auch andere Kammern diesem System anschlössen. Für diese Initiative geht daher ein dickes „Like“ an die Kammerpräsidenten Gabriele Overwiening und Lutz Engelen.
 


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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10 Kommentare

Die Diskussionsrunde um "Kaisers Bart ..."

von Reinhard Herzog am 22.05.2016 um 16:18 Uhr

Wie eine fast 50 Mrd.€-Branche mit über 150.000 Beschäftigten ihre Zukunft in einem geradezu Musterbeispiel der EDV-Automatisierbarkeit sehen kann (das ist AMTS nämlich zu großen Teilen, und in fernerer Zukunft - Leistungsexplosion der IT, E-Health etc. - erst recht ...), wird mir zeitlebens ein Rätsel bleiben.

Zumindest was den gesamtwirtschaftlichen und technischen Part angeht; politisch wird es schon eher erklärlich, sind da doch einige Wenige am Werk, für die es sich tatsächlich auszahlen könnte.

Kommt z.B. EDEKA auf die Idee, sein Geschäftsmodell durch Kochkurse und Ernährungsberatung substanziell "retten" zu wollen?
Nein. Brauchen die auch gar nicht, denn gegessen und getrunken wird immer. Und zwar vor Ort, weitestgehend ohne Internet.

Ähnliches gilt für die Mehrzahl der Apotheken vor allem in der Fläche: Ein Großteil des Arzneimittel-Business ist heute lokal und wird es morgen bleiben, insbesondere nach Packungszahlen (Akutpräparate, billige Chronikerpräparate, etliche Hilfsmittel ...). Schon allein aus Zeit-/Wirtschaftlichkeitsüberlegungen!
(Inwieweit sich die Arzneitherapie an sich grundlegend wandeln könnte, sei mal dahingestellt - dann ist aber AMTS heutiger Prägung auch hinfällig).

Nach Wert mag es perspektivisch anders aussehen (Spezialpräparate, da wären andere Vertriebswege wirtschaftlich denkbar). Durch konsequente stückbezogene Erträge lässt sich das aber im Griff behalten.

Macht Euch weniger Gedanken um die ferne Zukunft (2030), schaut lieber, dass der Arbeitsalltag heute mal durch Entrümpelung lebenswerter wird - aktuell die beste Zukunftssicherung!

Übrigens: Selbst in den liberalen USA liegen die Margen nur wenig unter unseren (um 23%) - bei deutlich höheren Durchschnittsumsätzen. Gewinn einer "independent phamacy" dort um 230.000 $ im Schnitt. Ketten eher noch margenstärker und über alles betrachtet nicht billiger. Also ...

Ob man nun Männchen macht, ständig mit Detailproblemen nervt oder in devoter Art als Dauerbückling den Allerwertesten besonders brav hinhält - der Tritt in selbigen wird umso kräftiger ausfallen. Ähnlich, wenn man den "Kontrolletti" gegenüber den Ärzten heraushängen lassen will.

Hört deshalb auf, Lächerlichkeiten und Selbstverständlichkeiten monströs aufzublasen. Man kann aus allem ein Problem machen.

Irgendwann sind wir beim QMS-gesteuerten Beratungsprozess zur Benutzung eines Hustenbonbons, es soll ja schon vorgekommen sein, dass sich Leute daran verschluckt haben und erstickt sind!

Es wird heute sehr wohl hinterfragt, ob man nur künstlich Arbeit ohne nennenswerten Nutzen und Wertschöpfung kreiert - der Heizer auf der E-Lok lässt grüßen. Funktioniert heute nur nicht mehr, wenn es ans Bezahlen geht ...

P.S.: Das Thema (Modell-)Projekte der Kammern - zugleich Aufsichtsorgane - und Krankenkassen zulasten / zugunsten der Beaufsichtigten (je nachdem, wer zu welchen Bedingungen "mitspielen" darf, was wieder wer überwacht?) sollte man schon noch näher durchdenken.

Vor allem, wenn es mal keine "Modellprojekte" mehr sind.
Das ist dann etwa so, als wenn der TÜV mit einigen Werkstätten Verträge über die Köpfe der Autofahrer abschließt ...

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Gewaltenteilung Fremdwort!

von Christian Giese am 22.05.2016 um 14:36 Uhr

In zehn Jahren werde ich es auch noch genauso schreiben:
Die oberste apothekerliche Institution ABDA hat und will keinerlei begleitendes Parlament.
Eine Executive verzichtet auf eine Legislative! Gewaltenteilung Fremdwort.
Jede grössere öffentliche Verwaltungsinstitution in Deutschland, zumeist Anstalten öffentlichen Rechts, leistet sich aus wohl überlegten Gründen Vertreterversammlungen.
Volksbanken, Kammern, Genossenschaften, Krankenkassen, Steuerberater, Länderkammern, Bundestage, usw., usw., alle haben ihre begleitenden Vertreterversammlungen für Kontrolle und parlamentarisches Ideengut.
Weit gefehlt bei der ABDA. Hier herrscht wohl erneut der Gedanke der alles allein vertretenden Reichsapothekerkammer aus noch nicht ganz vergessenen Zeiten.
Warum nicht auch Kollegen dies fordern, die schon als Vertretermitglieder legislativ in Länderkammern sitzen und mit der Materie vertraut sein müssten, ist mir ein Rätsel.
Ein Parlament und seine Ausschüsse sind was vitales, haben eine Stimme, können wie darauf verzichten?

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Denkfehler

von Reinhard Rodiger am 22.05.2016 um 14:32 Uhr

Die Voraussetzung für den anhaltenden Niedergang des Berufsstandes ist eine Kaskade von sich selbst unterstützenden Handlungsblockaden.

1) Das Hoffen auf politische Einsicht ohne die Gründe stetig und öffentlichkeitswirksam plausibel zu machen.

2) Das Beharren auf der eigenen Wertigkeit durch Fehleranalyse anderer, die sich dagegen (begründet) wehren.

3)Die Frontbildung durch bürodiktatorische Akkreditierung als Mittel konstruktiver Zusammenarbeit zu sehen.

4) Die eigene, alltägliche Filterfunktion und soziale Bezugsebene zugunsten einer vorübergehenden Ergänzungsaufgabe völlig zu vernachlässigen.

5) An öffentlich wirksamen Debatten sicht zu.beteiligen oder sie anzustossen als überhaupt nicht notwendig zu betrachten.

6) Der systemische Verzicht auf funktionierende Öffentlichkeit für eine weiterführende positive Diskurskultur.


Die Berücksichtigung und damit Umsetzung des Gegenteils ist der Schlüssel.Das gilt auch für die Beantwortung der hier aufgeworfenen Fragen.

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Das kann man natürlich auch Alles ganz anders sehen ...

von Wolfgang Müller am 22.05.2016 um 12:36 Uhr

Die Themen der Woche zeigen vor Allem wieder, dass es für die Verlage und die Mehrheit der Apotheker in "den Gremien" auf absehbare Zeit als allerallerallerhöchste strategische Priorität nur Eines geben wird:
Das "Medikationsmanagement" inkl. seiner Vorläufer "Medikationsplan" und "Medikations-Check".

Alle anderen Themen wie auskömmliche Rezeptur, Selbstmedikations-Evidenz, "normaler" Nachwuchs für die Öffentliche, Honorierung ganz allgemein usw. sind für diese beiden Gruppen eher nur permanent bejammernswerte, eher hoffnungslose, lästige, komplett nachrangige Aufreger, die beweisen, dass "Unsere Zukunft" in der Rx-Therapie liegt. Also bei dem, was bisher als "Ärztlich verschreibungspflichtig" firmiert.

Die "normale" öffentliche Apotheke ist demgegenüber eigentlich nur noch eine "Abgabestelle".
Deren primitives Kommerz-Selbstmedikations-Gemischtwarenladen-Geschäft ja bald sowieso .... vielleicht .... wahrscheinlich in den Supermärkten und Tankstellen landet. Bloß nicht mehr zu viel standespolitische und literarische Empathie und Energie da rein stecken.

Als Quintessenz entsteht die (hoffentlich doch noch zu stoppende) Self-Fulfilling-Prophecy: Als "normale" Apotheker werden wir bald eher nicht mehr gebraucht. Hausärzte wird es bald sowieso auch gar nicht mehr so viele geben ..... müssen. Dass Gröhe diesen arzneitherapeutisch immer unbedeutenderen Beruf gerade mit dem Medikationsplan bewusst und klug stärkt (und schon auch herausfordert), ist ein Unding. Lasst uns an ihrem Verschwinden durch permanente, gern auch bürokratische Übergriffigkeit ruhig noch ein wenig mittun. Und lasst uns von deren Geschäft rechtzeitig ordentlich was zu uns rüber ziehen. Dazu hilft es, ständig zu penetrieren, dass "die ja von Arzneimitteltherapie inkl. deren "Sicherheit" sowieso eher weniger Ahnung, weil Pharmakologie kaum gelernt haben". Bzw. ein paar Politikerinnen der grünen Fremdbesitz-Partei zu hofieren, die das beflissen für uns verbreiten.

Herr Ditzel, ich sehe das Alles als ganz offener Vertreter auch der hausärztlichen Sache.in der Tat von Woche zu Woche immer weniger wie Sie. Gerade wegen Ihrer für viele im reinen Eigenberufs-Denken gefangene Kolleg/innen so überzeugend geschriebenen Tagebücher.

Vor Allem lehnen "Die Ärzte" die aktuelle, unkollegiale Herangehensweise der Apotheker an die Verschreibungstherapie der Hausärzte überhaupt nicht "altersbedingt" ab, und dieses Ablehnen wird daher niemals einfach so "aussterben". Das hat NUR mit der Frage zu tun, ob sie (schon) eine eigene Praxis haben oder nicht. Vollkommen fragwürdig ist meines Erachtens auch der Vorschlag der hofierten Grünen Schmeink, dass eine nennenswerte Anzahl Apotheker aus der Öffentlichen Apotheke heraus "Fallkonferenzen" mit den beteiligten Ärzten durchführen soll, sofern die sich nicht sowieso gerade im gleichen (Ärzte-)Haus befinden. Traum-Akkreditierung hin oder her. Das Alles WOLLEN "Wir" doch bloß hören, für unsere "Seele"!

Solange die Apothekerschaft sich nicht ausdrücklich und gerne dazu bekennt, beim MTM ein hochkarätiger ASSISTENT vor Allem des Hausarztes zu sein (wie der Anaesthesist beim Chirurgen), wird das mit MTM als hervorragender Zukunft für viele Apotheker Alles nichts werden. Was höchst bedauerlich für unsere Kinder und sonstigen Nachfolger wäre, aber Dummheit und falscher Stolz werden nun einmal bestraft.

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AW: Assistent?

von Dr.Jochen Pfeifer am 22.05.2016 um 14:21 Uhr

Lieber Herr Kollege Müller. Jetzt muss ich Ihnen leider widersprechen. Ein Anästhesist ist kein Assistent des Chirurgen. Jeder hat seine spezifische Rolle bei der OP, die nur er kann- genauso wie hochqualifizierte Apotheker beim Medikationsmanagement. Nur dafür müssen wir Apotheker uns bewegen- sonst sind wir wirklich nur ein Assistenzberuf bei Rx- und das machen unsere jungen Kollegen zu Recht nicht mit.

AW: Alles bitte richtig einordnen!

von Wolfgang Müller am 22.05.2016 um 15:25 Uhr

Lieber Kollege Pfeifer, wir sind uns doch völlig einig, dass ein möglichst weitgehend Rx-Therapie-mitbestimmendes MTM schnell und gut als Perspektive für viele junge Kolleg/innen etabliert werden soll. M. E. zwar eher außerhalb der Öffentlichen Apotheke, für die es schon mal gar keine allgemeine "Rettungs"-Perspektive ist. Insoweit halte ich das "Perspektivpapier für die Öffentliche Apotheke" als 90-%-MTM-Netzwerke-Papier ja auch für einen ziemlichen Betrug an den "Typischen Apotheken". Denn genau dort wird das MTM in dem von Ihnen und der entspr. ABDA-Leitlinie ausgebreiteten Umfang nie auch nur annähernd vollumfänglich stattfinden. Das ist auch den "Jungen" mindestens unterbewusst klar, und deshalb ist das Ganze als "Alleinseligmachendes" auch nicht gerade ein geschicktes Nachwuchsförderungs-Programm für die "Öffentliche" ........

Aber was Ausbildung (außer dieser "Akkreditierungs"-Sache) und Anwendung betrifft, sind wir wahrscheinlich ziemlich nahe beisammen. Was mir dennoch völlig unverständlich bleibt, ist die völlige Ablehnung der sinnvollen, weil richtigen und kollegial sauberen Einstufung der MTM-Apotheker als akademische "Assistenten" der diagnostizierenden und ganzheitlich therapierend federführenden Ärzte. NATÜRLICH assistiert der Anaesthesist dem klar den Weg bestimmenden Chirurgen bei der OP, oder wollen Sie am Ende auch die OP-Schwester nicht als "nur" assistierend einstufen? Vor Allem: Aus welchem Komplex heraus ist das gerade Apothekern so wichtig, das zu tabuisieren?

Wollen Sie denn im Übrigen wirklich nach ärztlicher Diagnose-Stellung die gesamte Rx-Therapie Deutschland-weit von MTM-Apothekern federführend ÜBERNEHMEN lassen? Ich finde nicht, dass es dem Beruf insgesamt hilft, weiter solche falschen Vorstellungen zu beflügeln. Genauso wie es wenig hilfreich ist, die einfacheren Tätigkeiten im Rahmen des AMTS-Geschäfts (wie Mediplan-Erstellung, Medikations-Check/Brown-Bag-Review) im Vergleich zum klassischen Apotheken-Einzelhandelsgeschäfts über Gebühr als Überlebens-sichernd dar zustellen.

Warum erst jetzt?

von Thesing-Bleck am 22.05.2016 um 11:32 Uhr

Schaut man sich das Fehlerberichtssystem der AKNR einmal genau an, dann findet man im Impressum / Anbieterkennzeichnung (nach § 5 TMG) folgenden Eintrag:

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (gemeinsames Institut von BÄK und KBV)
Straße des 17. Juni 106-108, TiergartenTower
D-10623 Berlin
Tel: +49 (0)30 - 4005-2501/-2504
Fax: +49 (0)30 - 4005-2555
Email: mail@azq.de
Internet: www.azq.de

DIe Ärzte haben seit Jahren unter www.jeder-fehler- zählt.de ein Berichtssystem etabliert, in dem auch Arzneimittel bezogene Probleme dokumentiert werden können. Warum brauchen Apotheker immer so lange, um sich solchen Entwicklungen an zu schließen?

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Medikationsmanagement

von Dr.Jochen Pfeifer am 22.05.2016 um 9:14 Uhr

Lieber Herr Ditzel: eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Frau Kollegin Linz ist eine Ausnahmepersönlichkeit sowohl unter den Kolleginnen als auch als Kammerpräsidentin. Außerdem ist der Vergleich mit den Krankenhauskollegen irreführend. Es gibt niemanden, der den Fachapothekern für Klinische Pharmazie (=Krankenhausapothekern) absprechen will, aufgrund ihrer Kompetenz wichtig für die Ärzte zu sein- dort funktioniert in der Regel auch die Zusammenarbeit. Bei uns im niedergelassenen Bereich sieht die Sache leider etwas anders aus. Solange unsere Stammesfürsten es nicht für notwendig erachten, akkreditierte Standards etwa für das Medikationsmanagement einzuführen, werden wir ein Problem haben - das hat nichts Arroganz oder Alter der Ärzte zu tun. Ich darf nur auf die Vorschläge von Prof.Glaeske in diesem Zusammenhang verweisen, hier auch mal endlich etwas zu bewegen.

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Reicht einer ?

von Ulrich Ströh am 22.05.2016 um 9:08 Uhr

Mal konkret im Norden:
Brauchen Hamburg ,Bremen und Schleswig-Hostein eigene Kammern und Verbände?
Bei den Verbänden HH und SH gibt es einen gemeinsamen Geschäftsführer seit geraumer Zeit.
Und es klappt...

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AW: Nord-Verband

von Uwe Hansmann am 23.05.2016 um 14:18 Uhr

Nein Kollege Ströh, das braucht es ganz sicher nicht!

Ein schlagfertiger Nordverband mit entsprechender Mitgliederzahl im Rücken wäre gerade hinsichtlich der weiter fortschreitenden, länderübergreifenden Fusion von Krankenkassen(-verbänden) absolut notwendig.

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