- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Brückenbau durch ...
Der Bundesverband der Klinikapotheker tagt in Aachen, Leitgedanke: „Schnittstellenmanagement in der Arzneimitteltherapie, Krankenhausapotheker als Brückenbauer“. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens kritisierte die Regierung, die Apotheker nicht ausreichend zu unterstützen.
„Die Brücke in den ambulanten Bereich darf nicht zur Hängebrücke für den Patienten werden“, sagt Markus Müller anlässlich des 41. Wissenschaftlichen Kongresses des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker in Aachen. Einen sinnvollen Brückenschlag sieht der ADKA-Präsident durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit beim Übergang der stationären zur ambulanten Versorgung. Dieses Zusammenwirken sei bei den immer komplexer werdenden Abläufen wichtiger denn je.
Ärzte sollten – wie auch Gesundheitsminister Gröhe beim Ärztetag in Hamburg vergangene Woche betonte – die Möglichkeit haben, bestimmte Tätigkeiten an Fachkräfte anderer Gesundheitsberufe abzugeben. Bei Fragen rund um die Arzneimitteltherapie biete sich hier natürlich der Krankenhausapotheker als kompetenter Partner an, eine sichere Patientenversorgung solle dabei stets priorisiert werden. Um dieses Ziel adäquat zu verfolgen, müssten Klinikapotheken aber auch über entsprechende personelle Ressourcen verfügen können sowie die Möglichkeit, den Patienten mit seinen direkt benötigten Arzneimitteln – inklusive des zugehörigen Medikationsplans – zu entlassen. Der Verbands-Präsident weist in diesem Zusammenhang auch auf die Notwendigkeit einer entsprechenden und angemessenen Vergütung hin und scheut nicht, eine gesetzliche Verankerung hierfür zu fordern: Mitgegebene Arzneimittel müssten abrechenbar sein.
Regierung unterstützt Apotheker nicht
Auch Barbara Steffens, Gesundheitsministerin von Nordrhein-Westfalen, erklärte, „Brückenbauen“ sei unter Betrachtung der demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft zunehmend für viele Menschen nicht länger nur wichtig, sondern gar von „existenzieller“ Bedeutung. 80 Prozent der Arzneimittel entfielen auf nur 20 Prozent der Bevölkerung, nämlich auf die über 60-Jährigen. Vor allem für die Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen sei jedoch Arzneimitteltherapiesicherheit auch vielfach gleichzeitig eine Frage über Erhalt und Wiederherstellung ihrer Lebensqualität.
„Apotheker müssen stärker in multiprofessionelle Struktur eingebunden sein.“
Steffens versteht sich „als vehemente Verfechterin der Sektoren-übergreifenden Versorgung“. Für ein Gelingen dieser, sei für die beteiligten Partner besonders die Frage von Bedeutung: „Welche Unterstützung hat man beim Bauen der Brücke?“ Die Ministerin sieht hier wenig Hilfe vom Bundesministerium für Gesundheit. Sie kritisiert an dieser Stelle die fehlende Unterstützung und Berücksichtigung der Apotheker bei Fragen der Arzneimitteltherapiesicherheit. Gerade bei diesem Thema hätte Gröhe den Apothekern im eHealth-Gesetz eine andere Rolle zuschreiben müssen, sähe er den interdisziplinären Begriff wohl nicht lediglich auf die Ärzte beschränkt.
Für einen Behandlungserfolg oder –misserfolg zeichnen sich laut Steffens nicht nur die Ärzte in der Verantwortung. Ausschlaggebend sei gleichermaßen, ob und worauf Patienten zu ihrer jeweiligen Therapie aufmerksam gemacht würden. Nach Meinung der Gesundheitsministerin passe dies hervorragend in den Kompetenzbereich der Apotheker. Aus ihrem persönlichen Umfeld führt sie ein Beispiel zur Verdeutlichung an. So sei ihre Mutter nie darauf aufmerksam gemacht worden, dass ihre Parkinson-Arzneimittel mit dem gleichzeitigen Verzehr von Eiern nicht zur vollständige Wirkung gelängen. Dinge, die für den Alltag der Patienten und deren Lebensqualität eine enorme Rolle spielten.
Auszeichnung für Hoppe-Tichy
Abschließend zur Kongresseröffnung wurde Dr. Torsten Hoppe-Tichy für sein 20-jähriges berufspolitisches Engagement in der ADKA geehrt. Tichy begann bereits 1989 „die Krankenhauspharmazie zu entdecken, zu erleben und zu leben“, würdigte Markus Müller seinen Präsidentenvorgänger und den heutigen Leiter der Uniklinikapotheke in Heidelberg. Früh habe er erkannt, dass der Apotheker wichtiger Bestandteil eines interdisziplinären Teams sein und der Patient im Mittelpunkt der Therapie stehen müsse. Vor diesem Hintergrund tauche im Zusammenhang mit Hoppe-Tichy immer wieder seine Forderung nach einer Änderung der Approbationsordnung in der Pharmazie auf: „Warum brauchen wir immer noch einen Stas-Otto-Trennungsgang?“
Konstruktiven Aktionismus zeige Hoppe-Tichy nicht nur im Bereich der Nachwuchsförderung, sondern insbesondere auch beim – aktuell von DAZ.online aufgearbeiteten - Thema Lieferengpässe. Eine klare Forderung an die Industrie und Politik, wie ein verpflichtendes Melderegister für pharmazeutische Unternehmer, sei nur einer seiner Agendapunkte. Hoppe-Tichy sieht mit der Auszeichnung sein Engagement noch lange nicht beendet. Er betrachte dies eher als Verpflichtung, auch weiterhin, bei heiklen Themen wie den Lieferengpässen, den „Finger in die Wunde zu legen“.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.