Rasante Entwicklung

BfArM soll Kompetenzzentrum für Gesundheits-Apps werden

Bonn - 08.06.2016, 16:00 Uhr

Immer mehr Gesundheitsdaten werden kontinuierlich erfasst. Nun soll das BfArM zum Ansprechpartner für App-Entwickler werden. (Foto: Fotolia / Andrey Popov)

Immer mehr Gesundheitsdaten werden kontinuierlich erfasst. Nun soll das BfArM zum Ansprechpartner für App-Entwickler werden. (Foto: Fotolia / Andrey Popov)


Die Chancen und Risiken von Fitness- und Gesundheits-Apps sind am heutigen Mittwoch Thema einer BfArM-Expertentagung. Dass Gesundheitsministerium will die Behörde zur zentralen Anlaufstelle für App-Entwickler weiterentwickeln. Krankenkassen sollen keine App-Daten für ihre Zwecke sammeln dürfen.

Rund 200 Fachleute aus Wirtschaft, Forschung, Politik und Verwaltung diskutieren am heutigen Mittwoch auf einer Veranstaltung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn über Anwendungsbeispiele, Sicherheits- und Erstattungsfragen zu Medical Apps.

Sicher und nutzbringend

Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, sagte in einem Grußwort:„Im gesamten Gesundheitswesen schreitet die Digitalisierung rasant voran. Wir müssen diese Dynamik aufnehmen und dafür sorgen, dass das, was da entwickelt wird, sicher und nutzbringend bei den Menschen ankommt.“ Bei mehr als 100.000 Gesundheits-Apps auf dem Markt werde es immer schwieriger, zwischen guten und schlechten Angeboten zu unterscheiden. „Deshalb brauchen wir Qualitäts- und Datenschutzstandards, auf die sich Bürgerinnen und Bürger verlassen können“, erklärte Stroppe. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe setzt hierbei auf Selbstverpflichtungen der Hersteller.

Keine Daten für die Kassen

Stroppe nannte drei große Herausforderungen, die bezüglich Medical Apps vordringlich angegangen werden sollten. Eine davon ist mehr Qualität und Transparenz. Die Patienten müssten nur lernen, zwischen guten und schlechten Angeboten zu unterscheiden. Außerdem müssten sie lernen, zu entscheiden, welche Daten sie wem zur Verfügung stellen wollen. Einem breiten Zugang der Krankenkassen zu Gesundheitsdaten, wie es TK-Chef Jens Baas gefordert hatte, erteilte Stroppe eine klare Absage: „Wir können nicht zulassen, dass Kassen Zugang zu solchen Daten haben und diese für ihre Zwecke nutzen, denn damit könnte eine Entsolidarisierung des Sozialsystems einhergehen.“

Ein gutes Stück voran gekommen

Das BfArM hatte den enormen Informationsbedarf beim Thema Medical Apps bereits im März 2015 mit einer ersten Dialog-Veranstaltung aufgegriffen. Seither sei man ein gutes Stück vorangekommen, betonte BfArM-Präsident Karl Broich. Bei der zweiten Tagung kommen unter anderem neue Anwendungsbeispiele zur Sprache. Außerdem werden aktuelle Fragen rund um Datenschutz und Datensicherheit und Erstattungsfragen vertieft. „Wir wollen mit der heutigen Dialog-Veranstaltung weiter Klarheit bei Herstellern und Anwendern schaffen“, beschrieb Broich die Intention seiner Behörde. 

Orientierungshilfe

Hierzu gibt das BfArM den Herstellern und Entwicklern eine „Orientierungshilfe Medical Apps“ an die Hand. Sie soll bei der Entscheidung helfen, ob ein Produkt dem Geltungsbereich des Medizinproduktegesetzes (MPG) und den entsprechenden Verordnungen unterliegt. Außerdem gibt sie erste Hinweise, was in diesem Fall zu beachten ist.

Nach dem Willen von Staatssekretär Stroppe soll das BfArM als Kompetenzzentrum zu einer zentralen Anlaufstelle für App-Entwickler in Deutschland weiterentwickelt werden. Auch soll es Herstellern bei der Zulassung von „Medical Apps“ beratend zur Seite stehen.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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