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Der Handel mit illegalen Doping- und Potenzmitteln ist für die Täter lukrativ - trotz neuer Gesetze. Die Gewinne bleiben höher als beim Drogenhandel - die Strafen niedriger. Hauptabnehmer ist die Bodybuilder-Szene.
Der Handel mit illegalen Doping- und Potenzmitteln blüht nach Angaben des Zolls. „Es ist kein Einbruch festzustellen“, sagt der Sprecher der Zollfahndung Frankfurt, Hans-Jürgen Schmidt. Das im Dezember 2015 in Kraft getretene Anti-Doping-Gesetz habe die Gefahren aber bewusster gemacht. Die Spitzensportler wüssten genau, dass ihnen eine Geldstrafe oder sogar bis zu drei Jahren Haft drohten. Zahlen zu Ermittlungsverfahren und sichergestellten Mengen für 2016 gibt es allerdings noch nicht.
Die Zahl der Ermittlungsverfahren sei 2015 zwar gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen: Bundesweit von 1929 (2014) auf 1034, und im Bezirk der Zollfahnder Frankfurt um 794 auf 197. „Das ist aber der falsche Indikator, um einen Rückgang festzumachen“, sagte Schmidt. Denn die Zollfahndung Frankfurt, die auch bundesweit wesentlich zu den hohen Zahlen 2014 beitrug, habe kleinere Verstöße abgegeben. So übernehme inzwischen das Hauptzollamt die meisten Verfahren vom Flughafen und gebe diese direkt an die Staatsanwaltschaft ab.
„Die dadurch gewonnenen Ressourcen werden in größeren Ermittlungsverfahren eingesetzt, bei denen es auch um organisierte Kriminalität geht“, sagte Schmidt. Dazu gehörten auch Ermittlungsaufträge zum Doping von Spitzensportlern.
Dopingmittel und Potenzmittel: Gefährlicher Handel
Gegen drei von ihnen aus unterschiedlichen Disziplinen sei 2016 ermittelt worden. Bei einer Sportlerin in Kassel stellten Zollfahnder im März das anabole Steroid Metandienon und andere Arzneimittel sicher. Die 32-Jährige war nach einem Wettkampf im Februar positiv auf Metandienon, das auch Methandrostenolon bekannt ist und zu den zu den am häufigsten missbrauchten Anabolika gehört, getestet worden. Eigendoping ist nach dem neuen Gesetz strafbar, wenn Sportler zu einem Testpool für Wettkämpfe gehören. Das sind nach Darstellung Schmidts einige Tausend Sportler in Deutschland.
Dopingmittel mit anaboler Wirkung seien vor allem in der Kraftsport- und Bodybuilderszene gefragt. Der Handel in Fitnessstudios und über Internetapotheken boomt. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, soll einer Studie aus dem Jahr 2010 zufolge jeder fünfte deutsche Bodybuilder regelmäßig Dopingmittel eingenommen haben. Untersuchungen der WADA, also der Welt-Anti-Doping-Organisation, als auch der NADA, der Nationalen-Anti-Doping-Agentur gehen davon, dass jeder siebente bis achte Fitnessstudiobesucher schon einmal Dopingmittel genommen hat. Das berichtete Deutschlandradio Kultur in einem Beitrag zum Thema.
„Die Nebenwirkungen sind erheblich“, warnte Schmidt. Als Beispiele nannte er schwere Schädigungen der inneren Organe - insbesondere der Leber und des Herzkreislaufsystems -, Hautausschläge (Doping-Akne), Depressionen und Potenzstörungen.
Gefälschte Potenzmittel würden häufig zusammen mit illegalen Dopingsubstanzen gehandelt. „Mit der extremen Zufuhr von Testosteron stellt der Körper seine eigene Produktion um. Das führt dazu, dass die Hoden verkümmern“, sagte Schmidt. „Die Potenzmittel werden oft in Fernost in Hinterhofküchen illegal hergestellt, häufig von Kindern, unter unhygienischen Bedingungen.“ Eine einzelne Tablette könne ein Vielfaches der regulären Menge des Wirkstoffs enthalten und damit zu schweren akuten Herzkreislaufproblemen führen.
Die Gewinnspannen seien bis zu 40 Mal so hoch wie die Produktionskosten, sagte Schmidt. „Einige sind vom Drogen- zum Dopinghandel übergegangen, weil die Gewinne höher und die Strafandrohung geringer ist.“ Die Einführung des Anti-Doping-Gesetzes sei wichtig, um die Gesundheit der Sportler zu schützen - und für die Integrität des Sportes, betonte Schmidt. Auch gehe es um Fairness- und Chancengleichheit. „Wer dopt, betrügt auch den Zuschauer.“
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