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Die Evidenz-Sprechstunde
Raus aus der Einzelstudien-Falle
Der Leser wird in die Irre geführt
Die Praxis sieht leider häufig anders aus: Die Werbung und auch manche Übersichtsarbeiten in Fachzeitschriften berufen sich in vielen Fällen sehr selektiv auf bestimmte Studien – nämlich nur solche, die zu einem positiven Ergebnis für das Mittel kommen. Untersuchungen, in denen sich keine Überlegenheit gegenüber der Standardtherapie oder Placebo findet, fallen dagegen unter den Tisch. Diese eingeschränkte Betrachtung verzerrt allerdings die Bewertung des Arzneimittels und führt den Leser in die Irre – ähnlich wie der Schüler versucht, den Eltern das Zeugnis als besser zu verkaufen, als es in Wirklichkeit ist. Das ist nicht lediglich ein akademisches Problem, sondern kann Patienten ernsthaft schaden.
Systematisch und gründlich
Aus diesem Grund haben sich in den letzten Jahren systematische Übersichtsarbeiten für einen besseren Überblick durchgesetzt: Im Idealfall durchforsten die Autoren dafür zu einer definierten Fragestellung die gesamte wissenschaftliche Literatur, bewerten die Studienqualität und die jeweiligen Verzerrungsmöglichkeiten und fassen die Ergebnisse zusammen. Enthält der systematische Review auch eine quantitative Zusammenfassung, spricht man von einer Meta-Analyse.
Zu den wichtigsten Produzenten von systematischen Übersichtsarbeiten gehört die Cochrane Collaboration, ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern. Die Cochrane Reviews werden in der Cochrane Library veröffentlicht. Die englischsprachigen Zusammenfassungen sind frei zugänglich, seit einiger Zeit gibt es auch zunehmend mehr deutsche Übersetzungen der Zusammenfassungen, die auf der Seite „Cochrane Kompakt“ zur Verfügung stehen.
Kritischer Blick
Allerdings sollte man den Ergebnissen von systematischen Übersichtsarbeiten nicht blind Glauben schenken – denn im komplexen Entstehungsprozess können sich durchaus Verzerrungen einschleichen, die das Ergebnis beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, auch eine systematische Übersichtsarbeit kritisch zu überprüfen. Dazu gehören etwa die Fragen, ob die Literaturrecherche gründlich genug war und die Autoren die richtigen statistischen Methoden eingesetzt haben.
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