3-Bromopyruvat

Wirkte das alternative Krebsmittel tödlich?

Stuttgart - 05.08.2016, 18:00 Uhr

Nach drei Todesfällen: Die Tagesklinik des Heilpraktikers ist verschlossen, das Namensschild abgeschraubt. (Foto: dpa / picture alliance)

Nach drei Todesfällen: Die Tagesklinik des Heilpraktikers ist verschlossen, das Namensschild abgeschraubt. (Foto: dpa / picture alliance)


Große Hoffnungen bei unbehandelbaren Patienten

Der Patient habe nach der Behandlung trotz seiner schweren Erkrankung mindestens ein Jahr länger gelebt als von Ärzten vorhergesagt. Die künstliche Ernährung wurde unnötig, auch habe er seinen Rollstuhl verlassen können – mit 18 Jahren starb er jedoch. „Der Patient konnte viel länger und mit einer besseren Lebensqualität leben, als erwartet wurde“, schreiben die Autoren – darunter auch Vogl. „Dies kann klar der Behandlung mit 3-BP zugeschrieben werden.“

Auch die Biologin Ingrid Herr vom Uniklinikum Heidelberg forscht an 3-BP. Vor drei Jahren bat sie zusammen mit einer Heidelberger Chirurgie-Stiftung um Spenden für eine Zählmaschine, die sie zur Analyse eines „neuen vielversprechenden Medikamentes“ einsetzen wollte. Das Ergebnis bei dem Frankfurter Jungen „weckt große Hoffnung bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren, welche auf herkömmliche Therapien nicht mehr reagieren“, schrieb sie.

Toxische Nebenwirkungen von 3-BP

Herr erklärt sich die Wirkung von 3-BP über den „Warburg-Effekt“, der nach dem gleichnamigen Nobelpreisträger benannt wurde: Bei Tumorzellen sei ein stark erhöhter Zuckerstoffwechsel zu beobachten, welcher sich durch die Substanz hemmen ließe. Insbesondere extrem bösartige Krebszellen mit Stammzelleigenschaften würden zuckerabhängig wachsen – und durch die Behandlung mit 3-BP angegriffen.

Doch für einen Einsatz am Menschen sei es noch zu früh, erklärt Herr auf Nachfrage, da der Wirkstoff „nicht nur den Zuckerstoffwechsel hemmt, sondern auch alkylierende Eigenschaften und damit toxische Nebenwirkungen wie eine Chemotherapie haben kann.“ Damit ähnelt es zahlreichen klassischen Chemotherapeutika, die auf den alkylierenden Eigenschaften der Wirkstoffe basieren. Beispiele für Alkylanzien  sind Cyclophosphamid, Bendamustin oder Darcabazin. 

Ihre tierexperimentellen Daten sprächen für eine Weiterentwicklung von 3-BP in ein Medikament, sagt Herr, doch müsse die Substanz chemisch modifiziert werden, um die Verträglichkeit zu optimieren. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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6 Kommentare

Belege Wirksamkeit Chemotherapie

von Rudolfo am 15.08.2016 um 17:12 Uhr

Belege Wirksamkeit Chemotherapie: "Einfluss einer zytotoxischen Chemo auf 5-Jahres-Überlebenszeit 2,3% in Australien und 2,1% in den USA.
Quelle: Clin Oncol (R Coll Radiol). 2004 Dec;16(8):549-60.
The contribution of cytotoxic chemotherapy to 5-year survival in adult malignancies.
Morgan G, Ward R, Barton M. Department of Radiation Oncology, Northern Sydney Cancer Centre, Royal North Shore Hospital, Sydney, NSW, Australia. gmorgan1@bigpond.net.au"

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Eine Dr. biol. (Prof. Herr) ist keine Ärztin

von Ilka Elisa am 08.08.2016 um 13:38 Uhr

Im Kapitel "Große Hoffnungen bei unbehandelbaren Patienten" erscheint sie noch als "die Biologin Ingrid Herr". Zwei Kapitel weiter "Warum gibt es so wenig Studien?" ist sie zur "Ärztin" mutiert.

Eine Dr. biol. (Prof. Herr) ist keine Ärztin, genauso wie eine Ärztin ohne Promotion nicht den Doktortitel führen darf.
Auch eine Habilitation an einer medizinischen Fakultät führt nicht zu der Bezeichnung "Ärztin", sondern "Professorin".

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Unsinniger Artikel

von Andreas Bayer am 08.08.2016 um 12:27 Uhr

Es kommt ausschliesslich auf den prozentualen Behandlungserfolg an.

Chemotherapie hat einen Behandlungserfolg von (2,3-5) %, Trotzdem werden weiterhin Menschen von den Ärzten massenhaft ermordet.

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AW: Wo sind die Argumente?

von Martha am 10.08.2016 um 1:07 Uhr

"Chemotherapie hat einen Behandlungserfolg von (2,3-5) %,"

Für diese steile Behauptung hätte ich gerne so 2-3 Belege...

Nicht, dass ich erwarten würde, solche auch zu bekommen... ich bin halt irgendwie eine 100%ige Optimistin, die die Hoffnung nicht aufgibt, dass die Schreihälse im hiesigen Kommantarstrang nach langer Warte- und Schweigezeit meinerseits irgendwann einmal mit einer Aussage daherkommen werden, die auch nur annähernd den Anspruch erheben kann, als "Argument" ernst genommen zu werden.

Na los, Jungs - habt Ihr etwa Angst, es einer alteingesässenen und mit-allen-Waschern-gewaschenen Hausärztin es mal so richtig zu geben? Ich habe mehr Kinder auf die Welt gebracht, als Ihr jemals zeugen könnt. Ich habe mehr Menschen durch ein straffes Impfmanagement vor tödlichen Erkrankungen bewahrt, als Ihr im Telefonbuch Eures Mobiltelefon stehen habtI Ich habe mehr Personen in ein menschenwürdiges, selbstbestimmtes Ende vermittelt, als Ihr Follower bei Facebook habt.

Und ich bin stolz darauf! Denn das ist der Geist der Hausarztmedizin.

Also: wie gross war noch gleich die Erfolgsrate der Chemotherapie bei verschiedenen Tumoren? 80%? 85%? 90% Oder gar höher?!?

Tödliche Krebstherapie

von Katalin am 05.08.2016 um 22:45 Uhr

Das sind drei traurige Fälle, die hätten vermieden werden können. / oder auch nicht? Wie ist es aber mit den hunderten anderen Toten, die in Ärztlicher Behandlung waren, falsch beurteilt und behandelt worden, oder trotzt guter Diagnose dennoch starben? Da redet man lieber gar nicht darüber.
z.B die vielen falsch diagnostizierten Brustkrebspatienten, die hätten gar nicht operier,-geschweige denn bestrahlt werden sollen. Es kommt leider trorzt besten Absichten immer wieder zum Verlust eines Patienten.

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AW: Das ist leider richtig...

von Christian Becker am 08.08.2016 um 7:47 Uhr

, das Problem in diesem Fall ist jedoch, dass hier zum einen Heilpraktiker am Werk waren, die für die Behandlung von Krebserkrankungen definitiv nicht die richtige Adresse sind und dass zum andern mit einer nicht zugelassenen Substanz behandelt wurde.
Ich fürchte, die Ermittlung der Todesursache könnte für die Klinik noch mal glimpflich ausgehen. Schließlich waren die Menschen an Krebs erkrankt, so dass ihr Tod vielleicht nicht ursächlich mit der Behandlung in der Klinik in Verbindung gebracht werden kann.

Ebenfalls erstaunlich: Die sich "biologisch" gebende Klinik, die damit eine bestimmte Sorte von Patienten anziehen möchte, arbeitet mit einer definitiv synthetischen Substanz und macht falsche Aussagen über sie (wirkt spezifisch, nicht toxisch).

Ebenso wundert mich die Aussage des Frankfurter Arztes, dass die längere Überlebenszeit und Verbesserung der Lebensqualität eindeutig auf das 3-BP zurückgehen soll. Stichprobengröße 1 - daraus irgendwelche Schlüsse jenseits von "das sollten wir näher untersuchen" zu ziehen ist extrem unwissenschaftlich, und vermutlich mit ursächlich an dem Ereignis hier.

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