Reise-Apotheke

Essen entfernt umstrittene Homöopathie-Empfehlungen

Essen - 09.08.2016, 13:30 Uhr

Globuli zur Ersten Hilfe auf der Reise? Die Stadt Essen veröffentlichte Empfehlungen auf ihrer Homepage, die stark kritisiert wurden. (Foto: Veselka / Fotolia)

Globuli zur Ersten Hilfe auf der Reise? Die Stadt Essen veröffentlichte Empfehlungen auf ihrer Homepage, die stark kritisiert wurden. (Foto: Veselka / Fotolia)


Die Stadt Essen hatte Ratschläge für die homöopathische Reiseapotheke der Homöopathie-nahen Carstens-Stiftung übernommen. Daraufhin hagelte es Kritik. Der Fall ging bis zum Landtag, die Stadt löschte die Hinweise wieder. Noch schneller reagierte die Stiftung.

Arsenicum album D12 bei wässrigem Durchfall und Erbrechen, Arnica montana C30 bei Sportverletzungen und Belladonna D12 bei Mittelohrentzündungen und Sonnenbrand? Eine Mitteilung zu den zehn besten Mitteln für die homöopathische Reiseapotheke verursachte große Aufregung, nachdem die Stadt Essen sie auf ihrer Homepage veröffentlichte und per Twitter bewarb. Im akuten Krankheitsfall sollten sofort „5 Globuli oder Tropfen“ direkt genommen und eine Minute im Mund hi-n und herbewegt werden. Kritiker bezweifelten, dass dies die richtigen Ratschläge für medizinische Notfälle sind. „Die dümmste Stadt Deutschlands?“, fragte der Journalisten-Blog „Ruhrbarone“.

Der Leiter des örtlichen Gesundheitsamtes Rainer Kundt stellte schnell klar, dass trotz der Veröffentlichung auf der städtischen Homepage die Ratschläge nicht offiziell sind. „Das sind keine Empfehlungen des Amtsarztes“, sagte er der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Er selber würde Aspirin oder Paracetamol mit in den Urlaub nehmen, ein erprobtes Mittel gegen Übelkeit sowie ein leicht cortisonhaltiges Gel zur Behandlung von Sonnenbrand und Insektenstichen. Ansonsten rate er Reisenden, mit ihrem Hausarzt oder Apotheker zu sprechen.

Doch die umstrittene Mitteilung beschäftigte sogar den nordrhein-westfälischen Landtag. Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Susanne Schneider, fragte die Landesregierung um eine Bewertung. Ihr liegt das Thema so sehr am Herzen, dass sie sich sogar aus dem Urlaub schnell zurückmeldet. „Es ist ja keine Aufgabe einer Stadt im Ruhrgebiet, diese Empfehlungen auf die Homepage zu stellen“, erklärt Schneider. Sie verweist gleichfalls an Ärzte oder Apotheker als Ansprechpartner für die Reiseapotheke. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


3 Kommentare

Na dann...

von Udo Endruscheit am 09.08.2016 um 16:30 Uhr

In der Tat, Einsicht in die Grundproblematik vermisse ich nach wie vor. Was für ein Rumgeeier. Aber ich will mal positiv denken und das Ganze als Rückzugsgefecht unter Wahrung der Gesichter aller Beteiligten betrachten.

Ich würde übrigens empfehlen, auf die Homepage der Stadt demnächst auch Impfgegner-Statements und Erklärungen der Flache-Erde-Anhänger zu veröffentlichen. Es gibt nämlich Bürgerinnen und Bürger, die sich dafür interessieren. Natürlich unter Einhaltung aller geltenden Vorschriften.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Einsicht in die Grundproblematik

von Dr. E. Berndt am 09.08.2016 um 18:52 Uhr

Diese Einsicht ist leider noch nicht erkennbar. Unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit und eines allgemeinen Interesses wird weiter fehlinforniert, was das Zeug hält.

Endlich!

von Bettina Frank am 09.08.2016 um 16:13 Uhr

Dass die Vernunft gesiegt hatte, wage ich mal zu bezweifeln. Ein Erfolg ist es allerdings, dass auf Druck vernünftiger Menschen dieser Voodoo-Zauber von der öffentlichen Seite der Stadt entfernt wurde.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.