Video-Beratung in Baden-Württemberg

Ärzte kippen Fernbehandlungsverbot und helfen DocMorris

Berlin - 12.08.2016, 11:55 Uhr

Neue Behandlungsform im Ländle: Die Landesärztekammer Baden-Württemberg hat das Fernbehandlungsverbot teilweise freigegeben. Profitieren könnte auch die Versandapotheke DocMorris. (Foto: Fotolia/roketlips)

Neue Behandlungsform im Ländle: Die Landesärztekammer Baden-Württemberg hat das Fernbehandlungsverbot teilweise freigegeben. Profitieren könnte auch die Versandapotheke DocMorris. (Foto: Fotolia/roketlips)


Neue Chancen für DocMorris

Dr. Ulrich Clever, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, sagte, dass in Zukunft auch eine ausschließlich telemedizinische Behandlung ohne Patientenkontakt möglich sei. „Die sich daraus ergebenden Veränderungen in der Versorgung werden wir sehr genau beobachten und beim leisesten Zweifel nachjustieren“, erklärte Clever.

Für die Apotheker hat diese Neuregelung keine direkten Konsequenzen, sie könnte aber noch erheblich an Bedeutung gewinnen. Denn aus politischer Sicht ergibt sich in Baden-Württemberg derzeit eine interessante Konstellation: Die Rechtsaufsicht der Landesärztekammer muss diese Änderung an der Berufsordnung noch genehmigen. Und diese Rechtsaufsicht hat das Gesundheitsministerium des Landes. Diesem Gesundheitsministerium liegt derzeit auch in Sachen „Apotheke“ eine sehr wichtige Fernbehandlungs-Frage vor. Die Versandapotheke DocMorris will im baden-württembergischen Hüffenhardt eine Video-Abgabestelle für Arzneimittel errichten. Das Ministerium hatte sich in der Vergangenheit schon mehrfach gegen eine solche per Video gesteuerte Arzneimittelabgabe ausgesprochen. Sollte das Haus von Grünen-Minister Manfred Lucha den Ärzten nun die Fernbehandlung erlauben, der Video-Apotheke aber weiterhin widersprechen, würde sich für DocMorris eine neue Angriffsfläche bieten.

Die neue grün-schwarze Landesregierung muss sich dann auch politisch-programmatischen Fragen stellen. Denn gleich an mehreren Stellen im Koalitionsvertrag haben Grüne und CDU versprochen, telemedizinische Angebote zu unterstützen und auszubauen. Dabei solle der Datenschutz für die Patienten im Vordergrund stehen, heißt es im Koalitionsvertrag. Man wolle eine Strategie zum Ausbau der Telemedizin vorlegen und im Rahmen von Modellprojekten erproben, wie „digitale Infrastruktur und Gesundheitsversorgung“ für Patienten zusammengeführt werden können.

Kippt nun also das Fernbehandlungsverbot für Ärzte in Baden-Württemberg, dürfte sich DocMorris schnell benachteiligt fühlen und einfordern, dass auch die Video-Apotheke in Hüffenhardt politisch unterstützt wird.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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