IMS-Zahlen, I. HalbJahr 2016

Gewinner und Verlierer des Apothekenmarkts

Frankfurt am Main - 16.08.2016, 16:36 Uhr

Laut IMS Health wurden steigende Ausgaben für innovative Therapien gegen Krebs und schwere Erkrankungen des Immunsystems durch Ausgabensenkungen bei antiviralen Mitteln (exkl. HIV) unter anderem durch einen Rückgang bei Hepatitis-C-Therapien kompensiert. (Foto: whyframeshot / Fotolia) 

Laut IMS Health wurden steigende Ausgaben für innovative Therapien gegen Krebs und schwere Erkrankungen des Immunsystems durch Ausgabensenkungen bei antiviralen Mitteln (exkl. HIV) unter anderem durch einen Rückgang bei Hepatitis-C-Therapien kompensiert. (Foto: whyframeshot / Fotolia) 


IMS Health hat seine „Bilanzen“ zum Pharma- und Apothekenmarkt für den Monat Juni und für das erste Halbjahr 2016 vorgelegt. Es gibt Gewinner wie die direkten Faktor Xa-Präparate und Verlierer wie die innovativen Hepatitis-C-Therapeutika.

Nach der neuen Übersicht von IMS Health zu den jüngsten Entwicklungen im Pharma- und Apothekenmarkt wuchs der Umsatz mit Arzneimitteln im Pharma-Gesamtmarkt (Apotheke und  Klinik) im Juni im mittleren einstelligen Bereich (+ 5 Prozent) auf 3,3 Milliarden Euro. Der Verbrauch nach Zähleinheiten (Tabletten, Kapseln, Portionsbeutel etc.) erhöhte sich um rund 2 Prozent. 

Im Juni knapp 5 Prozent mehr Umsatz

Der Umsatz im Apotheken-Gesamtmarkt mit Arzneimitteln (einschließlich Diagnostika und Impfstoffen) legte im Juni um knapp 5 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro und mengenmäßig um 1 Prozent zu. Dabei war die Anzahl der Arbeitstage im Vergleich mit dem Vorjahr in zehn Bundesländern gleich, in sechs Ländern beträgt sie aktuell einen Tag mehr. Laut Einschätzung von IMS Health könnte hier zum Tragen kommen, dass Dauer-Medikationen im Vormonat Mai Zuwächse verbucht hatten und der Bedarf somit noch gedeckt sein könnte. Wie schon im Vormonat Mai wurden auch im Juni mehr große (N3-)Packungen abgegeben (+4 Prozent), während sich bei kleinen und mittleren eine Stagnation bzw. ein leichter Rückgang zeigt.  

Aktuell geringer Umsatzuwachs im OTC-Sektor

Der Apothekenmarkt der rezeptpflichtigen Arzneimittel im Juni wird mit 2,3 Milliarden Euro und 62 Millionen Packungen beziffert. Von den umsatzstärksten zehn Präparategruppen (Therapeutika gegen Krebs, entzündliche Erkrankungen, Blutgerinnungsstörungen, Immunsuppressiva und eine Sammelkategorie verschiedener ZNS-Medikamente) legten im Juni sieben zu, davon sechs niedrig zweistellig. Der rezeptfreie Sektor tat sich im selben Monat schwer und weist nur einen geringen Umsatzzuwachs (+ 2,5 Prozent auf  2,4 Milliarden Euro) sowie beim Absatz eine Stagnation (-0,3 Prozent) aus. Ein Mehrbedarf zeigt sich allerdings wie schon im Vormonat hinsichtlich topischer Antirheumatika/Analgetika (+4 Prozent).

Stagnation bei den GKV-Arzneimittelkosten

In der aktuellen Ausgabe seines Marktberichtes präsentiert IMS Health auch die GKV-Arzneimittelausgaben für das erste Quartal 2016. Sie belaufen sich auf knapp 8 Milliarden Euro. Dabei sind Einsparungen aus Rabattverträgen und Abschlägen der Hersteller (§ 130a Abs. 1 SGB V) und Apotheken mit berücksichtigt. Insgesamt wurden 180 Millionen Packungen Arzneimittel an die Versicherten abgegeben. Laut IMS Health wurden steigende Ausgaben für innovative Therapien gegen Krebs und schwere Erkrankungen des Immunsystems durch Ausgabensenkungen bei antiviralen Mitteln (exkl. HIV) unter anderem durch einen Rückgang bei Hepatitis-C-Therapien kompensiert. Innerhalb der führenden Präparategruppen konnten nur wenige im unteren einstelligen Bereich wachsen (z. B. Analgetika, Thyreoidpräparate, Lipidregulatoren). Rückläufig waren demgegenüber verschiedene Antibiotika-Therapien (z. B. Makrolide mit -13 Prozent und Cephalosporine mit -8 Prozent).

Leichter Zuwachs im ersten Halbjahr 2016

Im ersten Halbjahr 2016 verbucht der Apothekenmarkt ein geringes Umsatzwachstum auf rund 16 Milliarden Euro (Basis: Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers abzgl. Herstellerabschlägen) und liegt um 3 Prozent über dem Vorjahreswert. 85 Prozent davon entfallen auf rezeptpflichtige Präparate. Den größten Anstieg erreichten geschützte Präparate (+7 Prozent), die sich erst am Markt etablieren. In ähnlichem Ausmaß sank der Umsatz mit Arzneimitteln nach Patentende (sog. „Altoriginale“; -9 Prozent). Generika wuchsen um 4 Prozent, sofern dabei die Listenpreise zugrundegelegt werden. Nach Mutmaßungen von IMS Health dürfte der tatsächliche Umsatz geringer ausfallen, denn ein Großteil der Generika ist rabattiert.

Der Absatz im Apothekenmarkt des ersten Halbjahres 2016 (799 Millionen Packungen) stagniert bei einer„schwarzen Null“. Gut die Hälfte der abgegebenen Packungen in den Apotheken waren Generika (+2 Prozent). 

Haupt-Umsatztreiber im ersten Halbjahr

Als Sonderthema beleuchtet die Juni-Ausgabe von IMS Health zum Pharmamarkt, welche Therapiebereiche überwiegend zum Wachstum des Apothekenmarktes im ersten Halbjahr in Höhe von gut 500 Millionen Euro beigetragen haben. Die Hepatitis-Medikamente, die im ersten Halbjahr 2015 noch eine so „prominente“ Rolle dabei gespielt haben, sind es jedenfalls nicht. An ihre Stelle sind die direkten Faktor Xa-Präparate (22 Prozent Anteil am Umsatzzuwachs) getreten, die zur Prophylaxe von Thrombosen und Embolien bei verschiedenen Arten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt werden, sowie verschiedene Krebstherapeutika, Anti-TNF-Medikamente und systemische Antipsoriatika. 

Zweistelliger Rückgang bei antiviralen Mitteln

Die führenden zehn Arzneimittel- bzw. Produktgruppen verbuchen bis auf zwei Ausnahmen im ersten Halbjahr 2016 Umsatzsteigerungen. Am stärksten kletterte der Umsatz bei den direkten Faktor Xa-Hemmern (+36 Prozent), gefolgt von verschiedenen onkologischen Therapien wie Proteinkinasehemmern (+21 Prozent) und MAB (monoklonale Antikörper) Antineoplastika (+19 Prozent). Leicht zweistellig wuchsen zudem Immunsuppressiva gegen starkes Rheuma, chronische Darmerkrankungen und schwere Fälle von Psoriasis. Schwere Umsatzeinbrüche mussten dagegen die antiviralen Mittel (exkl. HIV) mit dem Schwerpunkt innovative Therapien gegen Hepatitis C hinnehmen (-42 Prozent).

75 Millionen Packungen über den Versandhandel

Außerdem bildet die neue Ausgabe der IMS Health-Daten die Entwicklung von OTC-Arznei- und Gesundheitsmitteln im Apothekenmarkt inklusive Versandhandel des ersten Halbjahres ab. Während der Gesamtsektor im ersten Halbjahr 2016 eine sehr verhaltene Entwicklung zeigt, präsentiert sich der Versandhandel für alle analysierten Produktbereiche mit einem deutlichen Aufwärtstrend  (Umsatz: +16 Prozent, Absatz: +13 Prozent). Insgesamt kauften die Verbraucher 75 Millionen Packungen Arznei-/Gesundheitsmittel, Kosmetik- und Medizinprodukte (Tests, Hilfsmittel etc.) sowie Produkte für die Ernährung (Schlankheitsmittel, Traubenzucker etc.) im Wert von 777 Millionen Euro über den Fernabsatz. Arznei- und Gesundheitsmittel vereinen dabei sowohl nach Umsatz (54 Prozent) als auch nach Absatz (64 Prozent) den größten Marktanteil auf sich.

Der elektronische/telefonische Bestellweg hat demnach offenbar deutlich an Attraktivität gewonnen, was IMS Health auf die schnelleren Lieferungen und die Ausweitung des Sortimentes von Versandhändlern zurückführt.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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