Beratungs-Quickie

Therapie des Morbus Crohn

Stuttgart / München - 22.09.2016, 12:00 Uhr

Entzündungen im Darm bei Morbus Crohn. (Foto:  Juan Gärtner / Fotolia)

Entzündungen im Darm bei Morbus Crohn. (Foto:  Juan Gärtner / Fotolia)


Beratungsbasics

Die gleichzeitige Kombination beider Arzneimittel ist nicht leitlinienkonform. Laut Leitlinien „erfolgt bei Patienten mit Crohn-Colitis mit leichter bis mäßiger Aktivität ein Therapieversuch mit Sulfasalazin oder systemisch wirksamen Glucocorticoiden“. Da in der Regel im akuten Schub die magensaftlöslichen Tabletten Azulfidine® verordnet werden (zu kurze Verweildauer der magensaftresistenten Filmtabletten im Darm wegen schneller Darmpassage durch die Durchfälle), sind die verordneten magensaftresistenten Azulfidine® Filmtabletten vermutlich zur remissionserhaltenden Therapie nach dem Schub vorgesehen. Der Einsatz erfolgt dann jedoch im Off-label-Use (siehe unten).

Azulfidine® enthält Sulfasalazin, ein Antiphlogistikum aus der Wirkstoffgruppe der Aminosalicylate. Das Präparat ist zugelassen zur Akutbehandlung und Rezidivprophylaxe der Colitis ulcerosa sowie zur Akutbehandlung bei leichten Schüben des Morbus Crohn, vor allem wenn die Entzündung im Dickdarm lokalisiert ist. Sulfasalazin als Prodrug von Mesalazin ist säurefest und gelangt bis zum erkrankten Kolonbereich.

In Deutschland werden Aminosalicylate auch häufig zur remissionserhaltenden Therapie des Morbus Crohn eingesetzt. Die Datenlage hierzu ist nicht ganz einheitlich (siehe Leitlinien unten).

Die Dosierung ist abhängig von der Stärke der Beschwerden und dem Acetylierer-Phänotyp. Im akuten Schub beträgt sie sechs bis acht Tabletten, aufgeteilt in drei gleich große Einzeldosen. Zur Rezidivprophylaxe ist die Dosierung etwas geringer. Die Einnahme der magensaftresistenten Filmtabletten erfolgt vor den Mahlzeiten oder zwischen den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit. Die Filmtabletten sollten nicht zerkleinert, sondern ganz geschluckt werden. Sehr häufig treten dosisabhängige Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Magenbeschwerden (Übelkeit und Erbrechen) sowie Müdigkeit auf. Außerdem sind unvorhersehbare Überempfindlichkeitsreaktionen möglich, die ein sofortiges Absetzen notwendig machen.

Entocort® Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung enthalten den Wirkstoff Budesonid. Das Glucocorticoid wirkt immunsuppressiv, antientzündlich und antiallergisch. Das Arzneimittel wird zur Behandlung des leichten bis mittelschweren Morbus Crohn mit Beteiligung des Ileums und/oder des Colon ascendens eingesetzt. Die tägliche Dosis beträgt üblicherweise neun Milligramm Budesonid, das entspricht einmal täglich drei Kapseln. Um den zirkadianen Rhythmus der endogenen Cortisolproduktion zu simulieren, erfolgt die Einnahme möglichst früh am Tag. Am Besten vor sieben Uhr und vor dem Frühstück mit reichlich Flüssigkeit. Die Hartkapseln können geöffnet werden und der Inhalt nach Vermischen mit einem Esslöffel Apfelmus eingenommen werden. Der Inhalt der Hartkapseln darf jedoch nicht zerstoßen oder zerkaut werden.

Die Behandlungsdauer beträgt circa acht Wochen. Der Kundin ist bewusst, dass sich bis zu ihrem Geburtstag in zwei Tagen der volle Effekt noch nicht eingestellt hat. Das dauert in der Regel zwei bis vier Wochen.

Bei längerfristiger Anwendung (länger als zehn Tage) treten häufig die typischen glucocorticoidassoziierten Nebenwirkungen auf. Die Nebenwirkungen werden zum Erreichen des Nutzens (dem Kupieren des Entzündungsschubs) in Kauf genommen. 



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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