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Keimbahnveränderung
Erstes „Drei-Eltern-Baby“ nach neuem Gen-Eingriff geboren
Erstmals ist nach einem Kerntransfer ein Kind mit genetischen Informationen dreier Eltern geboren worden. Doch Experten kritisieren den Einsatz der Technik, da die Risiken nicht ausreichend bekannt seien. Auch befürchten sie, dass Veränderungen der Keimbahn zukünftig auch für andere Zwecke durchgeführt würden.
Unter Federführung US-amerikanischer Ärzte ist erstmals ein Baby zur Welt gekommen, das mittels Kerntransfer drei genetische Eltern hat. Die Mutter des bereits im April geborenen Jungen hat eine seltene Erbkrankheit, von der die DNA in den Kraftwerken der Zelle (Mitochondrien) betroffen ist. Sie hatte bereits mehrere Kinder vor und nach der Geburt verloren, an die sie das Leigh-Syndrom weitergegeben hatte.
Mittels einer neuartigen Technik entfernten die Ärzte nun den gereiften, aber noch unbefruchteten Kern einer mütterlichen Eizelle. Dieser sei in eine entkernte Spender-Eizelle mit gesunden Mitochondrien eingesetzt worden, berichten John Zhang und Kollegen im Fachjournal „Fertility and Sterility“. Die entstandene Zelle sei im Labor schließlich mit dem Samen des Vaters befruchtet worden. Die britische Zeitschrift „New Scientist“ hatte am Dienstag zuerst über den Fall berichtet.
Eltern lehnten ein anderes Verfahren ab
Zhang, der normalerweise am New Hope Fertility Center in New York arbeitet, hatte die aus Jordanien stammenden Eltern in Mexiko behandelt, weil die umstrittene Technik dort anders als in den USA nicht verboten ist. Ein ähnliches, in Großbritannien erlaubtes Verfahren, bei dem die Kerne aus bereits befruchteten Eizellen ausgetauscht werden, hatten die Eltern aus Glaubensgründen abgelehnt. Dabei wären Embryonen in einem sehr frühen Entwicklungsstadium verworfen worden.
Mit dem neuen Verfahren entstanden 2015 fünf Embryonen, von denen sich einer normal entwickelte und der Mutter eingesetzt wurde. Nach normaler neunmonatiger Schwangerschaft kam der kleine Junge zur Welt. Zhang und sein Team testeten das Baby und entdeckten bei ihm nur ein Prozent mutierter Mitochondrien. Nach Hoffnung der Ärzte dürfte diese Menge zu gering sein, um Probleme zu machen.
Erste Reaktionen aus der Fachwelt fielen wegen ethischer Bedenken gegenüber dem Verfahren vielfach zurückhaltend bis sehr kritisch aus. „Als Wissenschaftler bin ich etwas erschrocken, dass angesichts der dünnen und zweifelhaften Datenlage solch ein Experiment ausgeführt wurde“, erklärte der Zoologe Klaus Reinhardt von der TU Dresden. Als Privatperson hoffe er, dass Vorhersagen über eventuelle mögliche Gesundheitsschäden falsch sind, dass das Kind gesund aufwachsen wird und somit nicht bei vielen Betroffenen falsche Hoffnungen geweckt worden sind.
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