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Keimbahnveränderung
Erstes „Drei-Eltern-Baby“ nach neuem Gen-Eingriff geboren
Risiken sind laut Experten unbekannt – sie fordern internationale Regeln
Laut Reinhardt berufen sich Vertreter der Reproduktionsmedizin gern darauf, dass es auch vor der Einführung der künstlichen Befruchtung (in-vitro-Fertilisation) kritische Stimmen gab. „Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für das jetzt benutzte Verfahren keine Risikoabschätzung gibt und bisherige Hinweise an Tiermodellen und menschlichen Zellen zumindest zweideutig sind“, erklärte er. „Für eine Gentherapie ist das ein sehr unbefriedigender Zustand.“
Der niederländische Professor für Ethik in der Reproduktionsmedizin und Genforschung, Guido de Wert, betonte, dass die verwendete Technik eindeutig als Form einer Veränderung der Keimbahn begriffen werden sollte – auch wenn nur die mitochondriale DNA betroffen ist. Prinzipielle Einwände in Bezug auf die menschliche Würde oder die Naturwidrigkeit des Eingriffs erscheinen ihm zwar als nicht überzeugend, doch äußerte er erhebliche Bedenken.
Kommt es zu Designerbabys?
Von größter Bedeutung sei, dass jede neue experimentelle Reproduktionstechnologie erst dann in die Klinik eingeführt wird, wenn zuvor in umfangreichen vorklinischen Studien die Sicherheit der Methode hinreichend erforscht worden ist, sagte de Wert. „Entwicklungen in der medizinischen Reproduktionstechnologie sind vor allem deshalb umstritten, weil sie einen ‚instrumentalisierten’ Umgang mit menschlichen Embryonen bedeuten“, erklärte der Ethiker. Er erinnerte daran, dass die Selektion eines Embryos ohne Gendefekt fast immer eine Alternative zu Eingriffen in die Keimbahn ist – auch wenn es laut de Wert Ausnahmefälle gebe.
Er befürchtet, dass man schnell auf eine „schiefe Ebene“ geraten könne, wenn Forscher von der Therapie von Erkrankungen über die Prävention schwerer Erbleiden übergehen zu einer Verbesserung oder gar zu Schaffung von „Designer-Babies“. „Wir sollten also keinesfalls naiv sein, und wir sollten auf angemessene Regulierungen und internationale Übereinkommen bestehen“, betonte de Wert.
Der nun geborene Junge ist nicht das erste Baby mit drei genetischen Eltern. Bekannt geworden war zum Beispiel Alana Saarinen, die ebenfalls Gene von ihrem Vater und von zwei Frauen trägt, allerdings wurde damals eine andere Technik verwendet. Dabei wurden die Mitochondrien nachträglich in die befruchtete Eizelle gegeben (Zytoplasmatransfer). Die Technik ist nach Sicherheits- und Ethikbedenken 2002 in den USA verboten worden, in Deutschland war sie nie erlaubt.
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