Meldonium, Kokain und Nandrolon 

Die Dopingmittel der Tennisstars

Stuttgart - 05.10.2016, 09:00 Uhr

Maria Scharapowa 2015 beim Match gegen Wozniacki bei den  Mutua Madrid Open  (Foto: Geisler-Fotopress / Picture alliance)

Maria Scharapowa 2015 beim Match gegen Wozniacki bei den Mutua Madrid Open (Foto: Geisler-Fotopress / Picture alliance)


Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Dopingsperre für die Tennisspielerin Maria Scharapowa verkürzt. Sie war positiv auf das Herzmittel Meldonium getestet worden. Zwar werden Tennisspieler nicht so oft positiv getestet wie zum Beispiel Leichtathleten. Doch gibt es immer wieder Fälle. Dabei kommen die verschiedensten Substanzen zum Einsatz. 

Ursprünglich hatte der Tennis-Weltverband die Tennisspielerin Maria Scharapowa für zwei Jahre bis Ende Januar 2018 gesperrt. Sie war im Januar 2016 bei den Australian Open in Melbourne positiv auf das Herzmittel Meldonium getestet worden. Scharapowa hatte jedoch Einspruch erhoben. Am gestrigen Dienstag hat der Internationale Sportgerichtshof CAS die Sperre der russischen Weltklasse-Spielerin auf 15 Monate verkürzt.

Scharapowa hatte angegeben, eine Änderung in den Doping-Regularien der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) übersehen zu haben. Das Mittel nehme sie bereits seit zehn Jahren ein – gegen Grippe und andere Krankheiten, erklärte sie im März, als der positive Test öffentlich wurde. Vergangenes Jahr war das noch erlaubt. Seit 1. Januar 2016 steht Meldonium aber auf der Liste der verbotenen Substanzen der WADA. Ein Hinweisschreiben der WADA habe Scharapowa nicht beachtet.

Meldonium soll die Regenerationszeit verkürzen

Meldonium wird in Russland und in baltischen Staaten unter dem Handelsnamen Mildronate in Form von Kapseln und Ampullen vertrieben. In Deutschland und den USA, wo Scharapowa lebt, ist das Präparat nicht zugelassen. Die Substanz soll durchblutungsfördernd und kardioprotektiv wirken. Daher wird sie unter anderem bei Angina pectoris, nach Herzinfarkt, bei Herzinsuffizienz, aber auch bei anderen Durchblutungsstörungen eingesetzt. Bei Gesunden soll Meldonium zu gesteigerter Ausdauer und schnellerer Rehabilitation nach Belastungen führen.

Meldonium ist ein Strukturanalogon zu γ-Butyrobetain und blockiert unter anderem die Oxidation von Fettsäuren. Einer kürzlich erschienenen Übersichtsarbeit zufolge wirkt es vermutlich über Inhibition verschiedener Enzyme, die für die Carnitin-Biosynthese verantwortlich sind. L-Carnitin ist an der Fettsäure-Oxidation beteiligt. Dadurch scheint es zu Anpassungen im zellulären Energiehaushalt zu kommen. Außerdem scheint Meldonium blutzuckersenkende Effekte zu haben. Meldonium stand bereits in den letzten Jahren unter Beobachtung der WADA. 2014 konnte ein verstärkter Missbrauch in verschiedenen Sportarten festgestellt werden.

Kokain für die Psyche 

Scharapowa ist somit ein weiterer prominenter Name auf der Liste der Dopingsünder im Profitennis. Sie findet sich dort zum Beispiel in Gesellschaft des Schweden Mats Wilander. Weil er bei den French Open positiv auf Kokain getestet wurde, musste er 1995 eine dreimonatige Sperre absitzen. Ebenso wie der Tscheche Karel Novacek. 2007 wurde dann bei der Schweizerin Martina Hingis Kokain nachgewiesen. Sie wurde zwei Jahre gesperrt.

Das Stimulans hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin, Noradrenalin und Serotonin in die präsynaptische Zelle und erhöht so die Aktivität des sympathischen Nervensystems. Es wirkt dadurch auf den ganzen Körper anregend. Inwiefern Kokain tatsächlich die physische Leistungsfähigkeit erhöht, ist unklar. Der Grund, warum Spitzensportler und auch viele andere, die in irgendeiner Weise Höchstleistung bringen müssen, Kokain konsumieren, dürfte vor allem der Effekt auf die Psyche sein. Kokain macht euphorisch und ruft ein Gefühl der Unbesiegbarkeit hervor. Die Reaktionsfähigkeit bleibt aber erhalten – ein entscheidender Vorteil. Ein Nachteil ist, dass es bei Nachlassen der Wirkung zu einer Art Kater kommt – geistig wie körperlich. Anlässlich des Dopingfalls von Martina Hingis wurden damals Experten in der FAZ zitiert, dass daher eine Einnahme nur direkt vor dem Spiel Sinn ergebe. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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