Expopharm-Eröffnung

Import-Arzneimittel kommen nicht vom Mond

München - 12.10.2016, 13:00 Uhr

vfa-Chef Han Steutel: Vertrauliche Erstattungsbeträge nutzen auch Apothekern.

vfa-Chef Han Steutel: Vertrauliche Erstattungsbeträge nutzen auch Apothekern.


Lösungsansätze gegen Lieferengpässe

Han Steutel, Vorstandsvorsitzender des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (vfa), legte seinen Fokus auf die vertraulichen Erstattungsbeträge. Auch die Apotheker müssten ein Interesse daran haben, dass die zwischen Herstellern und Kassen ausgehandelten Preise künftig nicht mehr öffentlich gelistet sind. Nach dem die betreffenden Arzneimittel das AMNOG-Verfahren durchlaufen haben, zeige sich nämlich, dass sie in Deutschland oft günstiger sind als in den europäischen Nachbarländern. Und das könne jeder sehen – auch die Parallelexporteure. Sie kauften die Arzneimittel dann auf und exportierten sie ins Ausland samt der für das deutsche Gesundheitssystem gedachten Rabatte. „Das ist für uns Hersteller ein Problem – das ist für Sie ein Problem – das ist natürlich ein Problem für die Patienten“, so Steutel. 

Auch Dr. Thomas Trümper, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) sprach diese Exporte an. Doch aus seiner Sicht muss sich der Gesetzgeber über diese – im Übrigen legalen – Konsequenzen nicht wundern. Freier Warenverkehr du nationale Marktabschottung funktionierten nicht gemeinsam. Parallel- und Reimporte gehörten zum System. Trümper: „Die nach Deutschland importierten Arzneimittel kommen nicht vom Mond. Und vice versa sieht es genauso aus“. Er versprach mehr Transparenz. Künftig wolle man dokumentieren, wie die Warenströme laufen. Der Phagro-Chef betonte zudem, dass Kontingentierungen nicht in den freien Markt gehörten, sondern reine Willkür seien. 

Wolfgang Späth, Vorsitzender von Pro Generika, sprach das Problem der Lieferengpässe aus Sicht der Generikahersteller an. Und da sieht er durchaus positive Ansätze im AM-VSG. Zum Beispiel, dass durch die Vorgabe einer 6-Monatsfrist zwischen Zuschlägen bei Rabattverträgen und In-Kraft-Treten derselben den Unternehmen genügend Zeit für Produktion und Aufbau von Lagerbeständen einräumen will. Laut Späth ist es „das erste Mal, dass in der gesamten Debatte über Engpässe an deren Ursachen angesetzt wird“. Bislang drehten sich die Forderungen vor allem um die Informationen über Engpässe und weitere Meldepflichten. Weitere Informationen müssten zwar verfügbar sein, sagte Späth – doch die Engpässe würden mit ihnen nicht beseitigt. Einen Wunsch hat er noch für das AM-VSG: Die Mehrfachvergabe bei Rabattverträgen will er hier verankert sehen. Eine Forderung, für die er auch die Unterstützung der Apotheker erhält. Dass mehrere Rabattpartner sinnvoll sind, sage jeder, erklärte Späth. Doch betrachte man die Umsetzung durch die Kassen, sehe es ganz anders aus.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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