Reem, geflohen aus Aleppo

Ihr Traum vom Pharmaziestudium

Berlin - 18.10.2016, 08:00 Uhr

Der Wunsch, Pharmazie zu studieren, hat sich für Reem nicht erfüllt – noch nicht? (Foto: danr13 / Fotolia)

Der Wunsch, Pharmazie zu studieren, hat sich für Reem nicht erfüllt – noch nicht? (Foto: danr13 / Fotolia)


Ein Praktikum in der Apotheke – doch viele Absagen von Unis

Während sie auf die Antworten wartet, sucht Reem sich einen Praktikumsplatz in einer Apotheke. Mithilfe von Freunden der Familie gelingt es ihr, der Verwirklichung ihres Traums wieder einen Schritt näher zu kommen. Sie kann zwei Mal in der Woche für je vier Stunden mitarbeiten. Mit jedem Arbeitstag fühlt sie sich mehr als richtige Apothekerin.

Während ihres Praktikums in der Apotheke erhält Reem die Antworten der Unis, bei denen sie sich beworben hat. Wenn sie einen solchen Brief erhält, fühlt sie Freude und Angst. Die Antworten sind dann aber immer enttäuschend. „Wir bedauern, dass wir Ihre Bewerbung nicht akzeptieren können“, heißt es wieder und wieder. Die Begründung: Die umgerechnete Durchschnittsnote auf ihrem Abiturzeugnis aus Aleppo reicht nicht aus für einen Pharmazie-Studienplatz.

Nach einigen Monaten beendet Reem den DSH-Kurs. Mit dem Zertifikat und mit einer Praktikumsbescheinigung aus der Apotheke hofft sie, bessere Chancen zu haben. „Ich dachte, dass es die Sache ändern könnte, wenn sie sehen, wie beharrlich ich mich auf das Studium vorbereite.“

Doch auch zum Sommersemester 2016 erhält sie nur Absagen. Es gibt nach wie vor keinen Studienplatz für Reem. „Ich dachte, dass das Bildungssystem in Deutschland anders ist. Meine Noten sind gut, und in medizinischen Berufen haben die Deutschen doch sehr viel Bedarf. Ich verstehe nicht, warum die Universitäten mich ablehnen“, sagt Reem. Eine Studienberatung hat sie bis heute nicht besucht. Erfahrene Freunde der Familie würden sie gut beraten, sagt sie.

Sie fragt den Vater, ob sie nach Aleppo zurückkommen soll

Sie weint am Telefon viel, wenn sie mit ihrem Vater in Aleppo spricht. Sie hat ihn gefragt, ob sie nach Aleppo zurückkommen soll, weil sie ihren Traum nicht verwirklichen kann. Aber ihr Vater sagt ihr, sie soll bleiben und nicht aufgeben.

Heute arbeitet Reem immer noch in der Apotheke. Sie hat inzwischen einen Minijob. Zum Wintersemester hat sie sich für Informatik beworben – mit Erfolg. Informatik statt Pharmazie: Reem muss sich noch daran gewöhnen, dass sich ihr Traum vom Studium nun anders als geplant und ersehnt erfüllen soll.

Der Autor BILAL ALDUMANI ist Journalist und kommt aus Syrien. Dieser Text ist Teil der Sonderausgabe #jetztschreibenwir des Tagesspiegels – mit Berichten und Geschichten von geflüchteten Journalisten, die am Sonnabend, den 15. Oktober erschienen ist und im Abo, am Kiosk und als E-Paper erhältlich ist. Der Autor hat den Text selbst auf Deutsch verfasst und diesen DAZ.online zur Verfügung gestellt. Vielleicht hat ein Leser eine Idee, wie Reem doch noch zu ihrem Wunsch-Studium kommen kann?



Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Tipp zum Pharmazie Studienplatz

von Luzia Schaaf am 19.10.2016 um 12:43 Uhr

Fall es mit dem NC Probleme gibt: 3 Semester Chemie studieren, sich die bestandenen Praktika (Quali/ Quanti/ Physik)für das Pharmazie Studium anerkennen lassen und sich dann als Quereinsteiger bewerben. Dann hat man die Chance auf einen Studienplatz der von einem Studienabbrecher frei wurde!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

NC

von Hamburger am 18.10.2016 um 20:27 Uhr

Es wäre wünschenswert, wenn die Flüchtlinge akademische Berufe ergreifen können. Jedoch müssen die gleichen Voraussetzungen wie für andere Bewerber geschaffen werden und wenn der NC nicht ausreicht, dann kann sie leider nicht studieren. Alles andere wäre wohl ungerecht den anderen Bewerbern gegenüber.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.