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Islamische Mauren brachten medizinischen Fortschritt im Mittelalter nach Europa
Für Bouhon ist die griffigste und stimmigste Erklärung des in der Vergangenheit deutlich weiter verbreiteten Namens, dass er sich von den Mauren ableite. „Sie haben weite Teile der modernen Pharmazie aus Afrika und Südspanien in den Norden Europas gebracht. Durch die Lautverschiebung wurden dann halt aus den Mauren die Mohren.“
„Maurus“ ist dabei ein ursprünglich lateinisches Wort, das die Bewohner der römischen nordafrikanischen Provinz Mauretanien bezeichnete, im heutigen Marokko und Algerien gelegen. Experten vermuten eine Wortherkunft aus dem griechischen Wort „Moros“, was so viel wie braun oder schwarz bedeutet. Die dann später so bezeichneten islamischen Mauren beherrschten vom 8. bis ins 15. Jahrhundert Arabien, Nordafrika und weite Teile des heutigen Spanien und brachten eine Fülle fortschrittlichen Wissens – auch im Bereich der Medizin und Pharmazie – in das damals in der Hinsicht recht rückständige Europa. Nicht nur der Apotheker Bouhon vermutet daraus die Herkunft der vielen Mohren-Apotheken.
Drei Heilige kämen noch als Namensgeber in Betracht
Letztlich schlüssig beweisen ließ sich das allerdings bis heute nicht, und so gibt es noch einige weitere Theorien, warum der Mohr relativ häufig im Zusammenhang mit Apotheken zu finden ist. Das beginnt mit der recht simplen, dass der Gründer einer Apotheke ein Herr Moor oder Mohr war. Für – vor allem spätere – Apothekengründungen wird von manchen ein „Werbeeffekt“ vermutet. Die Apotheker hätten auf ein Warenangebot aufmerksam machen wollen, das aus fernen, exotischen Ländern stammte.
Drei Heilige kommen darüber hinaus noch als Namensgeber in Betracht: Zum einen der heilige Mauritius, ein römischer Heerführer des zweiten Jahrhunderts, der seit dem vierten Jahrhundert als Heiliger und Märtyrer verehrt wird. Er galt als Schutzheiliger des Heeres, wurde vor Schlachten angerufen und fand daher im kriegerischen Mittelalter weite Verbreitung. Da sich sein Name, von dem sich auch Moritz ableitet, als von Maurus abstammend herleiten lässt, wurde der Heilige oft als Schwarzer dargestellt. Heute findet er sich in vielen Stadtwappen und als Schutzheiliger. Nebenbei rief man ihn auch als Nothelfer bei Ohrenleiden, Gicht und kranken Kindern an.
Und schließlich käme auch noch der heilige Maurus in Betracht, ein Benediktinermönch des sechsten Jahrhunderts. Der Maurus-Segen ist ein spezieller Kranken-Segen, und der Heilige wird als Nothelfer angerufen bei Heiserkeit, Schnupfen, Kopfweh, Gicht, Rheumatismus und Lähmung. Er gilt als Patron der Kranken.
Den dritten Heiligen kennen bereits Kinder aus dem weihnachtlichen Krippenspiel: Der schwarze König der Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland, der dem Jesuskind die Myrrhe schenkte. Allerdings ist die Literatur hier nicht eindeutig, ob nun Caspar, Melchior oder Balthasar der besagte König aus Afrika war. Häufig wird Caspar diese Rolle zugesprochen.
Woher der Name auch kommt – zumindest in Nürnberg wird er bleiben. „Der Name steht schon seit Jahrhunderten für unsere Apotheke“, sagt Bouhon.
2 Kommentare
Name Mohr
von Helga Streicher am 18.11.2019 um 14:52 Uhr
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maurischen Bevölkerung = Schwazafrikaner
von Marcel am 25.12.2017 um 14:41 Uhr
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