Pharmaabsprachen auf dem Prüfstand

Viel Geld für nichts

München - 24.10.2016, 07:00 Uhr

Es fließt viel Geld zwischen Pharmaunternehmen. (Foto: vege / Fotolia)

Es fließt viel Geld zwischen Pharmaunternehmen. (Foto: vege / Fotolia)


Immer wieder zahlen Pharmaunternehmen Millionen an Generikahersteller, damit diese kein Nachfolgeprodukt auf den Markt bringen. Patentexperte Filipe Fischmann hat untersucht, wo die Grenzen solcher Zahlungen liegen.

Das Phänomen wirkt auf den ersten Blick kurios, ergibt bei genauerem Hinsehen für die Beteiligten aber Sinn: Forschende Pharmaunternehmen zahlen Generikaherstellern Millionen oder gar hunderte von Millionen Euro, damit diese keine Nachfolgearznei des Originals auf den Markt bringen. Bei solchen Deals freuen sich beide Seiten: Der Generikahersteller, weil er ohne großen Aufwand viel Geld kassiert. Und das forschende Pharmaunternehmen, weil es Zeit gewinnt, in der es seine Originalarznei weiter zum höheren Preis vermarkten kann.

Dr. Filipe Fischmann (33), Jurist und Wissenschaftlicher Referent am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb in München, beschreibt in seiner Dissertation die Hintergründe und Mechanismen dieser Praxis und zeigt, wie einfallsreich forschende Pharmaunternehmen sind, wenn es um die Optimierung ihres Umsatzes geht. Von der Koerber Stiftung wurde er dafür kürzlich mit dem zweiten Platz des Deutschen Studienpreises ausgezeichnet.

Konkret führt Fischmann aus, dass die Unternehmen zusätzlich zum Hauptpatent eines Arzneimittels, dem Wirkstoffpatent, oftmals zusätzliche Patente beantragen – beispielsweise für Herstellungsverfahren, zur Behandlung weiterer Krankheiten, zur Dosierung oder für Zwischenprodukte. Da die Unternehmen die Zusatzpatente meist erst Jahre nach dem Ursprungspatent beantragen, können sie so den effektiven Schutz für ihre Arzneimittel deutlich verlängern.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Die andere Seite der Medaille

von Jonas Fischer am 25.10.2016 um 10:20 Uhr

Diese Berichtertattung scheint mir doch etwas einseitig zu sein. Die forschenden Pharmaunternehmen werden hier als die bösen, teuer vermarkenden Monster dargestellt. Aber was stekt dainter? Sie forschen! Das bedeutet, sie stecken viel Zeit und Geld in ein Produkt, dass dann irgendwann mal auf den Markt kommt - oder auch nicht. Ein Großteil der Projekte wird nämlich gar nicht auf en Markt gebracht, weil es bestimmte Kriterien nicht erfüllt. Auch das verteuert den Forschungsprozess für neue Produkte. Das Patent schützt das Produkt für maximal 20 Jahre. Das bedeutet, dass in dieser Zeit die Kosten für die Forschung wieder eingeholt werden müssen. Bis das Patent bewilligt ist, sind oft schon einge Jahre verstrichen.
Generika-Hersteller machen es sich da einfach: Sie nehmen sich die Produkte, deren Patente abgelaufen sind und kochen sie nach. Kein Geld für Forschung und Entwicklung. Es mag ja auf den ersten Blick eine gute Sache sein, dass die Medikamente billiger werden, aber es geht zu Kosten der forschenden Pharmaunternehmen. Dementsprechend muss man sich dann auch im Klaren sein, dass die Unternehmen weniger Geld in neue Produkte investieren. Es zeichnet sich schon ab: viele Unternehmen bauen Stellen ab oder geben sogar ihre Standorte in Deutschland auf.
Ich will damit nicht sagen, dass ich die Praktik der Reserve Payments gut heiße. Ich will hiermit nur mal aufzeigen, warum die Medikamente das kosten, was sie kosten.

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