Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

30.10.2016, 08:00 Uhr

Gibt es eigentlich auch Plan C und D? (Foto: Andi Dalferth)

Gibt es eigentlich auch Plan C und D? (Foto: Andi Dalferth)


Wir Apothekers sitzen so richtig tief im Schlamassel: ein desaströses EuGH-Urteil, ein hoffnungsvoller Gesetzentwurf, der allerdings schon torpediert wird, bevor er überhaupt ausformuliert ist. Und was ist, wenn der Plan, den Rx-Versand zu verbieten, abstürzt? Handfeste Vorschläge, wie's weitergehen könnte, kann und will keiner machen. Kein Wunder, das laufende Gutachten zum Apothekerhonorar blockiert alles.

24. Oktober 2016

Immerhin, bei allem Jubel von Wirtschaftsjournalisten, Ökonomen und Versendern: Es gab und gibt viele Stimmen aus der Politik, von Fachleuten und aus anderen Ländern, die das EuGH-Urteil zu Boni und Rabatten als falsch, gefährlich und sogar schädlich für das System halten. Und Verbraucherschützer warnen bereits vor mehr Fake-Apotheken im Internet. Ist ja auch irre: Da hat man ein funktionierendes System, das höchstmögliche Sicherheit, Erreichbarkeit und auch Bequemlichkeit in Gesundheitsfragen bietet: das flächendeckende Netz der Vor-Ort-Apotheken. Und nur weil einige wenige glauben, es müsse alles im Wettbewerb stehen und noch billiger werden, sollen nun auch noch Antidepressiva und Antiepileptika durch die Gegend geschickt werden wie Kleider, Heizlüfter oder Elektrozahnbürsten? Sind doch alles nur Waren? Dass es am Ende dann für den Verbraucher unbequem, gefährlich und vermutlich teurer wird, das will der Mainstream einfach nicht sehen.

 

Aber es gibt sie, die Politiker, die weiterdenken: Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml will über eine Bundesratsinitiative den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verbieten. Unterstützt wird sie von Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens und Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner. Im Lauf der Woche schloss sich auch der CSU-Politiker Reiner Meier der Forderung nach einem Rx-Versandverbot an. Hoffnungsfrohe Ansätze. Österreichs Apothekerkammerpräsident Max Wellan springt uns sogar bei: Der freie Warenverkehr sollte für Waren gelten, aber eben nicht für Arzneimittel. Österreich hatte es von Anfang an verstanden, keinen Rx-Versand zu erlauben – sogar die Sozialdemokratie sieht das in der Alpenrepublik als besser für den Patienten an, damit die wohnortnahe Versorgung erhalten bleibt. Schade, mein liebes Tagebuch, dass die bundesrepublikanischen Sozis den Verbraucher- und Patientenschutz mit Füßen treten.

Die ABDA setzt auf ein Rx-Versandverbot. Mit ihm würde man das EuGH-Urteil kalt stellen: Kein Rx-Versand, keine Boni und Rabatte der Versandapos, Problem gelöst. Das Trio Becker-Kiefer-Schmidt hat am Montag schon mal bei Gröhe vorgesungen.

25. Oktober 2016

Nächste Woche wird’s spannend: Das EuGH-Urteil soll im Bundestag diskutiert werden. Mein liebes Tagebuch, es wird wieder nett werden, zu verfolgen, ob Politiker zu ihren Sonntagsreden und Lobeshymnen stehen, die sie auf unser Apothekensystem gesungen haben. Die SPD will das Urteil zunächst prüfen und gesetzgeberisch keinen Schnellschuss machen, sagt Edgar Franke, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses. Er will den „Wohlfahrtsgewinn“ für chronisch Kranke (vermutlich meint er damit die Boni und Rabatte) gegen die Gefahren für kleine Apotheken abwägen.

 

Mein liebes Tagebuch, theoretisch könnte Gröhe ein Rx-Versandverbot noch mit ins GKV-Versorgungsstärkungsgesetz nehmen, das derzeit in der Mache ist. Ob er dafür Mehrheiten bekommt, ob der Bundestag mitzieht? Leicht würde es auf keinen Fall. Widerstand kommt vermutlich von der SPD. Und aus der Öffentlichkeit. Die Schlagzeilen in BILD, Handelsblatt und Co. fielen heftig und deftig aus: Minister beschenkt Apotheker, Politik gegen chronisch Kranke, Union macht Lobbypolitik, Schutzzäune für Apotheken. Das müssten Gröhe und seine Partei im Wahljahr erstmal aushalten. Und DocMorris lässt seine Juristen schon mal die Klage gegen ein Rx-Versandverbot vorbereiten. 

26. Oktober 2016

Die ABDA startet die Karabinerhaken-Anzeigen in Tageszeitungen. Unter der Überschrift „Sichern!“ fordert sie die Politik zum Handeln auf. „Statt Beratung durch pharmazeutische Experten stehen Preise und Renditen im Vordergrund“, heißt es in der Anzeige, und die Rundumversorgung durch wohnortnahe Apotheken „werde aufs Spiel gesetzt“. Mein liebes Tagebuch, ob die Karabiner-Anzeige so wirklich der Hingucker ist und ob der Leser versteht, was damit gemeint ist?

 

Saarlands Kammerpräsident Saar sieht weitere Folgen des EuGH-Urteils: Zuzahlungsverzicht, Boni und Rabatte könnten die Patienten zum Ärzte-Hopping bewegen. Eigentlich sollten die Zuzahlungen aber einen steuernden Effekt haben. Patienten sollten sparsam mit Arzneimitteln umgehen. Jetzt könnten zuzahlungsbefreite  Versicherte sich erst recht mehr Arzneimittel verschreiben lassen: Für jedes verordnete Arzneimittel bekommen sie von den Versandapos Gutschriften, geldwerte Rezeptboni, die sie mit anderen Waren aus der Versandapotheke verrechnen lassen können. Mein liebes Tagebuch, wie geht es den Krankenkassen bei diesem durchaus realistischen Szenario? Da werden teuerste Arzneimittel für den Müll verordnet und der Patient bekommt dafür von der Versandapotheke bis zu 30 Euro geschenkt. Danke EU!

 

Zynismus in Reinform ist das Argument des EuGH (das auch Gesundheits- und Berufspolitikern übel aufstößt), Apotheken könnten in ländlichen Regionen ja höhere Preise verlangen. Das könnte sogar Anreize zu einer Niederlassung in ländlichen Regionen schaffen, so der EuGH. Die Landapotheken sollen also ihre Patienten abzocken? Und die Landbevölkerung soll ihre Apotheken teuer bezahlen? Schwachsinn, das geht nicht gut.

27. Oktober 2016

Die Marschrichtung der ABDA steht fest: ein Rx-Versandverbot muss her. Das liegt ja auch auf der Hand. Wenn verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht mehr versandt werden, platzen die Boni der Versender. Aus die Maus. Das ist die Lösung. Schmeckt wie Zuckerwatte und liegt in greifbarer Nähe. Schon der EuGH machte 2003 darauf aufmerksam, dass ein EU-Mitgliedstaat den (grenzüberschreitenden) Versandhandel mit Rx verbieten kann. Selbst der Generalanwalt meint im aktuellen EuGH-Urteil, dass man ein Versandhandelsverbot befürworten kann. Ein Verbot würde die Inländerdiskriminierung beenden. Für ein Verbot spricht auch, dass der Rx-Versand nur in sieben von 28 EU-Ländern  erlaubt ist. So ein Versandhandelsverbot könnte man noch im laufenden Gesetzgebungsverfahren unterbringen. Und politisch gibt es Chancen. Aber ganz so leicht, wie es sich anfühlt, ist es nicht zu bekommen. Es gibt auch politischen Widerstand, die SPD ist so ein Kandidat. Selbst in der Union sind noch längst nicht alle auf Linie gebracht. Die ausländischen Versender bringen sich in Stellung und setzen vermutlich schon jetzt ihre Juristenarmada darauf an, das Versandverbot zu attackieren. Die Öffentlichkeit wird gegen Gröhe und die Apotheker schießen. Auch unsere lieben Krankenkassen  machen einen auf Pseudo-Fortschritt und können keinen Grund erkennen, warum der Rx-Versandhandel verboten werden sollte. Aber, mein liebes Tagebuch, die Widrigkeiten sollen uns mal nicht abschrecken. Ganz abgesehen davon: Gäbe es denn eine andere Chance?

 

Dass das EuGH-Urteil bis in die aktuelle Berufspolitik ausstrahlt, hätte man nicht gedacht. Tut es aber. Mein liebes Tagebuch, Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen überraschte uns mit der Ankündigung, dass er bei der Wahl zum ABDA-Präsidenten „schweren Herzens“ nicht kandidieren werde. Schade, allein die Tatsache, aus zwei Kandidaten auswählen zu können, verströmte einen Hauch Meinungsvielfalt und gelebte Demokratie. Vorbei. Es sei kein Rückzieher, so Siemsen, aber nach langem Abwägen möchte er die geschlossene Front der berufsständigen ABDA-Vertreter erhalten, die Kräfte werden zur Abwehr des neoliberalen Angriffs benötigt. Kann man so sehen, muss man nicht. Auf jeden Fall, wir respektieren die Entscheidung.

 

Manchmal kommt auch Gutes vom EuGH: Wenn ein Apotheker Arzneimittel nur in begrenzter Menge (nicht mehr als 100) selbst hergestellt, dann sind sie in Deutschland nicht zulassungspflichtig, entschied der EuGH. Solche Arzneimittel fallen nicht unter die generelle Zulassungspflicht, die der Gemeinschaftskodex für Humanarzneimittel der EU vorsieht. Ein baden-württembergischer Apotheker hatte gegen einen Hersteller geklagt, der ihm die Herstellung eines Defekturarzneimittels untersagen wollte.

28. Oktober 2016

Wäre ein schönes Ende diese Woche gewesen: Bundesgesundheitsminister Gröhe will den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland verbieten. Er hat seine Experten beauftragt, ein entsprechendes Gesetz vorzubereiten. Mein liebes Tagebuch, da hat sich das B’süchle des ABDA-Trio beim Minister doch gelohnt. Gemach, frohlocken wir nicht zu früh. Poltergeist Karl Lauterbach schnürt seine Fliege enger und krächzt ein Nein zu Gröhes Versandverbot. Er möchte lieber die Beratungsleistung der Apotheker besser vergüten, sagt er, will aber keine Schnellschüsse vor dem Hintergrund des laufenden Gutachtens zum Apothekenhonorar. Ähnlich Hilde, die Wilde. Frau Mattheis möchte erst mal Alternativen zum Versandverbot prüfen. Wackelt der Gesetzentwurf, bevor er geschrieben wurde?

 

Unterdessen gibt es auch andere Überlegungen, wie dem Spuk des Rx-Versands beizukommen wäre. Ein Ansatz könnte im Arzneimittelrahmenvertrag zwischen dem Deutschen Apothekerverband und dem GKV-Spitzenverband liegen, meint das Haus Kohlpharma mit der Kooperation Avie. Gemäß diesem Vertrag wäre die Rabatt- oder Boni-Gewährung ein Verstoß gegen den Vertrag. Er stellt nämlich fest, dass die deutschen Preisregelungen auch für ausländische Versender gelten, wenn sie Arzneimittel nach Deutschland liefern. Auch die Kölner Rechtsanwältin Sabine Wesser geht davon aus, dass ausländische Versender, die dem Rahmenvertrag beigetreten sind, sich an die Preisbindung halten müssen, da Mitgliedstaaten ihre Systeme der sozialen Sicherheit trotz EuGH-Urteil selbst ausgestalten dürften. Allerdings: Verträge lassen sich schneller ändern als Gesetze. DocMorris plant bereits, Verträge mit Kassen abzuschließen, die Kassen wollen an den DocMorris-Rabatten partizipieren.


Und gibt es bei der ABDA auch Plan C und D? Und wie geht’s weiter, wenn alles schief geht?

29. Oktober 2016

Mein liebes Tagebuch, wie vorhergesehen: Gröhe wird für seinen Vorstoß, den Rx-Arzneimittelversand zu verbieten, von den Medien attackiert. Die FAZ titelt: „Gröhe knickt ein“ (fehlt da nicht das Wort „nicht“?). Das Blatt meint: „Nur eine Woche haben die Apotheker gebraucht, um Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf Linie zu bringen.“ Die FAZ glaubt, Gröhe knicke „vor der Kampagnenmacht der Apotheker im Wahljahr 2017 ein“. Huhu, liebe FAZ, meinst du das im Ernst? Mein Tagebuch kringelt sich schon. Kampagnenmacht und Apotheker! Kennt die FAZ die ABDA nicht? Nun ja, das kann man noch lustig finden, aber wenn das Blatt dann schreibt: „Wohl selten hat eine Gruppe so schnell ihre wirtschaftlichen Schutzinteressen zu Lasten Dritter durchgedrückt“, dann ist das der typische wirtschaftsliberale Sprech. Liebe FAZ, es geht hier wirklich um den Patienten, um seine schnelle Versorgung, zu gleichen fairen Preisen, in jedem Winkel der Republik. Ist das so schwer zu verstehen?


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


14 Kommentare

Geld als Motor für Apothekenbashing

von Karl Friedrich Müller am 31.10.2016 um 9:52 Uhr

und wenn ich bei Apotheke Adhoc eine Äußerung eines Redakteurs der SZ lese, dass sich so was halt "gut verkauft" bekomme ich das kalte Grausen.
Für Kohle darf die Presse also einen ganzen Berufsstand verleumden und fertigmachen?
Wo leben wir denn?
Wie sieht es mit der Wahrheit in der Presse überhaupt aus? Die Kohle heiligt die Mittel und die Schlagzeilen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Lösungen sind nicht gewollt.

von Christian Timme am 31.10.2016 um 4:57 Uhr

Dieser für den Berufsstand der ApothekerInnen ereignisreichen Woche möchte ich noch ein Zitat aus einem lesenswerten Buch von Sandra Navidi folgen lassen: "Chirurgen bekommen keinen Bonus, wenn Sie Leben retten und Polizisten und Feuerwehrmänner, die ihr Leben riskieren, um andere zu schützen, verdienen einen Bruchteil der Gehälter, die in der Finanzindustrie gezahlt werden. Diese Vergütungsstrukturen lassen den indirekten Rückschluss zu, dass wir als Gesellschaft Geld einen größeren Stellenwert als dem Leben beimessen."

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Guten Morgen, meine Lieben !

von gabriela aures am 30.10.2016 um 11:07 Uhr

Die letzte Woche war eine Achterbahnfahrt zwischen Hoffnung und Verzweiflung und Ärger über die vor oft Gehässigkeit und Neid triefende, tendenziöse Berichterstattung in den Medien und den entsprechenden Kommentaren, das ist klar.

Aber : welche Schlüsse ziehen wir daraus ?
Ich für meinen Teil muß sagen: die Wühlfühl-Gutmenschen-Panoramen der Apotheke vor Ort ist dem "gemeinen Poster" völlig egal. Er/Sie hat keinen Leidensdruck, benötigt weder Hilfe beim Bedienen der neuen Medien noch regelmäßig Medikamente oder Hilfe beim Asthmaspray.
Das Geld ist ihm wichtig - und Geiz macht nunmal kurzsichtig !
Also erklären wir der Bevölkerung die möglichen Szenarien und deren finaziellen Konsequenzen für jeden Einzelnen , die sich aus der völlig verdrehten Rechtslage ergeben.
Der Kommentator auf FAZ (auch einer eher unschöner Artikel, aber mit Kommentarmöglichkeit), den Herr Giese anspricht, der sich bei mir bedankt hat, hat seine Antwort überschrieben mit :
" Warum kann die FAZ das nicht so gut erklären ?".

DAS ist der Weg: gegenüberstellen, welche finanziellen Belastungen eine Aufgabe der AMPreisVO vs. RX-Versandverbot für jeden einzelnen Versicherten bedeuten kann.
Dann geht es nicht mehr um die Pfründe der Apotheken, die mittelalterlichen Strukturen und billigen Protektionismus , sondern um das eigene Portemonnaie .

Unser Charakterzug des Menschenfreundes, des Ansprechpartners ist für die meisten völlig nebensächlich.

Und nach der Aufhebung der AMPreisVO schließen wir uns zu unabhängigen Einkaufsgemeinschaften zusammen, handeln einen ordentlichen RX Rabat aus und dann könne wir die gleichen RX Angebote machen wie die NL-Apotheken PLUS ansprache, Betreuung, Empathie vor Ort PLUS schnellste Lieferung ever PLUS Rezepturen.

Schönen Sonntag, ich gehe jetzt Foren bespielen ;-)

P.S. auch wenn es eitel erscheinen mag, ich kopiere meinen bewußten Text hier rein. Für fachfremde Foristen und als Illustration meiner Gedanken.

Fakt ist, daß durch die einseitige Boni-Erlaubnis die Apotheken in D einen Wettbewerbsnachteil haben. Die Kassen zahlen ALLEN Apotheken ( Holland wie Deutschland) im Übrigen gleich viel für die eingereichten Rezepte, auch jetzt ! Also Ersparnis Krankenkassen : 0€. Aus diesem Ungleichgewicht kann man verschiedene Konsequenzen ziehen, dazu sollten aber die jeweiligen Konsequenzen bedacht werden: 1. Bleibt es bei der Möglichkeit der Bonus-Zahlungen, bedeutet das die Aufhebung der Preisgestaltung für RX. Das heißt, keine Rabattveträge zwischen Krankenkassen und HERSTELLERN mehr -> über 3 MILLIARDEN Euro jährliche Einnahmen der Krankenkassen stehen auf dem Spiel.Woher soll das Geld kommen ? Irgendwer wird es zahlen müssen und da bietet sich die Aufteilung auf die ca. 70 Millionen Versicherten in der gesetzlichen Krankenkasse an . Heißt : die Beiträge werden steigen. 2. außerdem kann es zu einer sog. HÖCHSTPREIS-Verordnung kommen. Also die Kassen legen fest, wieviel sie für ein Medikament bezahlen. Der Versicherte hat die Möglichkeit, sich für ein günstiges Präparat zu entscheiden und spart sich die Zuzahlung. Das ist durchaus von Vorteil. Welches Präparat ( rote, gelbe oder grüne Packung) er umsonst bekommt, hängt natürlich davon ab, mit welchem Hersteller die Apotheke ( egal, ob in Holland oder Deuschland !) den besten Deal ausgehandelt hat.Das ist einfaches betriebswirtschaftliches Handeln , wie hier immer wieder gefordert.Möchte der Patient aber sein gewohntes Präparat, wird es so sein, daß er einen Anteil selber zahlen muß .3.Und dann gibt es noch die Möglichkeit der SELEKTIVVERTRÄGE und das Ende Ihrer Wahlfreiheit , also bestimmte Apotheken schließen mit den Krankenkassen Lieferverträge ab. Dann ist der Versicherte gezwungen, bei dieser Apotheke seine Medikamente zu beziehen. Ende der eigenen Entscheidung ! Teuer ( für den Versicherten) wird es dann, wenn er mal nicht auf die Post aus Holland warten kann, aus welchen Gründen auch immer. Oder die Post streikt. Dann wird er vorraussichtlich in einer anderen Apotheke den vollen Preis zahlen müssen, da diese das Medikament nicht von der Krankenkasse erstattet bekommt . Außerdem gibt es noch einige andere Sparinstrumente der Krankenkassen in direkter Zusammenarbeit mit den Herstellern, die heute weder Apotheken noch Patienten direkt betreffen, aber dann natürlich auch wegfallen. Insgesamt steht also zu befürchten, daß die Versorgung teurer statt günstiger wird. Aber bitte, ich habe kein Problem damit, wenn ich als Apothekerin endlich wieder die Rabatte für RX mit den Firmen aushandeln kann und sie mir nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben werden. Über die Preisgestaltung für alles, was nicht dauernd und vorhersehbar gebraucht wird ( Penicillin usw.) hat der EuGH ANGERATEN, daß dann durchaus die Preise nach OBEN angepaßt weden dürfen. Oder die Regierung eliminiert alle diese Risiken, indem sie den Versand NUR von RX verbietet.Wobei sie sich in bester Gesellschaft befindet : in 21 der (noch) 28 Mitglieder der EU ist er nämlich immer schon verboten. Wie gesagt: der Versand hat den Krankenkassen bisher keinen cent gespart und tut es auch nicht nach diesem Urteil vom letzten Mittwoch.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Guten Morgen, meine Lieben

von gabriela aures am 30.10.2016 um 11:09 Uhr

Und Herr Dr. Meisen hat die FAZ angesprichen, nicht Herr Giese.
Tschuldigung, Christians :-)

Guten Morgen

von Dr. Christian Meisen am 30.10.2016 um 10:21 Uhr

lieber Herr Ditzel, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ihnen Herr Ditzel Dank für die Darstellung des chronischen Ablauf der vergangenen Woche.

Ja, sie war geprägt von einer Art "shitstorm" auf den Kommentarseiten vieler öffentlicher Medienkanäle. Ich kann nur JEDEN Kollegn/in bitten und ermuntern dort gegenzuhalten!. So hat sich auf FAZ eine Kommentatorin bei Gabriela Aures bedankt, daß sie nun endlich klarsehe. Ähnliches, wenn auch differenzierter habe ich auf SPON selbst erlebt. Versäumen Sie es auch nicht die Absichten von Minister Gröhe zu loben. Sie sind es wert, der Vorwurf der Bestechung durch die ABDA absurd. Die Argumente sollten Sie alle kennen, bzw. können Sie erneut nachlesen. Bleiben Sie sachlich und höflich im Ton. Ich halte dies derzeit genau so wichtig, wie die Geschlossenheit der Apothekerschaft insgesamt. Ich weiß, eine große Bitte, aber nun geht es doch um ALLES.
Einen schönen Sonntag und kollegiale Grüße
Christian Meisen

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

alles scheinheilig

von Karl Friedrich Müller am 30.10.2016 um 10:17 Uhr

die Apotheken sollen also den Verbraucher "entlasten".
Schäuble entzieht den Sozialkassen Geld zur Sicherung seiner schwarzen Null
Schäuble weigert sich, die MwSt auf europäisches Niveau zu senken.
Die KK verschleudern Beiträge für Werbung und kosten für ihre Leistung doppelt so viel wie die Apotheken, prozentual gesehen.
Die KK verhindern mit den Rabattverträgen, dass der Kunde zuzahlungsfreie Medikamente bekommt
.....und dann sollen Kleinbetriebe wie Apotheken den Patienten entlasten?
Investitionen; Fortbildung der Apotheken werden gerne mitgenommen. Doch wenn der Mammon winkt, ist das egal. Auch wie gut der Versicherte versorgt wird.
Die Haltung der KK, selbst die Rabatte einstreichen zu wollen, gibt den Konsequenzen aus dem Urteil eine unheimliche Dynamik. Selektivverträge. Und dann? Schluss mit der Entlastung des Patienten. Die Kohle wandert zu den KK, der Kunde bezahlt wie zuvor.
Nur dass es dann keinen Wettbewerb mehr gibt. Die Apotheke vor Ort wird in atemberaubendem Tempo verschwunden sein. Mit ihnen die gewohnten Leistungen.
Was ist die Qualifikation für Führungskräfte im Gesundheitswesen? Kindergartenabschluss?
Kann man nicht verlangen, dass über Konsequenzen der Forderungen und der Handlungen nachgedacht wird? Auch von deutschen Versandapotheken?
Die Scheinheiligkeit, Lügen und Hass rauben mir jede Energie. Das Kesseltreiben einiger Selbstsüchtiger und Profilierungssüchtiger gegen uns ist unbegreiflich.
Meine erste Konsequenz: Ich kündige das Abo bei der SZ (Sueddeutschen Zeitung). Ich werden ihrer Rat annehmen. Es gibt im Internet alles billiger, auch Nachrichten. Damit spare ich 700€ jährlich. Tut mir ja leid für die Arbeitsstellen....

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Werte Kollegen,

von Christiane Patzelt am 30.10.2016 um 9:41 Uhr

Jeder ist aufgerufen, diese Artikel online oder Print zu kommentieren. Die Journalisten besitzen eine email-Adresse, bitte sucht dort den Diskurs und bleibt respektvoll!
Jeder von uns hat Kommunalpolitiker und Landesgesundheitsminister, sucht den Kontakt, teilt eure Sorgen mit und macht dringlich aufmerksam, warum eine Apotheke wichtig ist!
Jeder von uns ist aufgerufen, für uns zu kämpfen--lasst uns wenigstens einmal zusammen wirken-von unten!
Die ABDA tut hoffentlich, was Sie kann -- helfen wir ihr dabei, sonst gucken wir alle morgen ganz schön dumm aus der Wäsche!!
Also gilt heute: machen!!
Danke!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Rx-Versand meistens verboten

von Peter Ditzel am 30.10.2016 um 9:31 Uhr

Liebe Tagebuch-Leser, vielen Dank für den Hinweis! Da hat sich im Eifer der Verbote und Erlaubnisse ein Dreher im Text eingeschlichen. Jetzt aber mal richtig: Tatsächlich ist der Versand der verschreibungspflichtigen Arzneimittel nur in 7 der 28 Mitgliedstaaten der EU erlaubt. Oder: Der Rx-Versand ist in 21 von 28 Ländern verboten. Ich hab's im Tagebuch schon korrigiert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

7, 21, 28? wes gegen diz?

von Christian Timme am 30.10.2016 um 9:06 Uhr

Nobody is perfect, dazu gehören auch Herausgeber.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: 7, 21, 28? wes gegen diz

von Peter Ditzel am 30.10.2016 um 9:25 Uhr

Vor lauter Verboten und Erlaubnissen: Sorry, nobody is perfect, da war ein Dreher drin. Tatsächlich ist der Versand der verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nur in sieben der 28 Mitgliedstaaten der EU erlaubt.

Neue Blickwinkel sind gefragt...

von Ulrich Ströh am 30.10.2016 um 8:54 Uhr

So unübersichtlich und bedrohlich das aktuelle Szenario zur Zeit auch für Präsenzapotheken ist:

Mir fehlt zur Zeit die verstärkte Nutzendarstellung unseres Berufs:

Niederschwellige sofortige Beratung und Hilfe rund um die Uhr etc. etc.!

Mehr Licht auf das pharmazeutische Selbstbewusstsein bitte...

Und noch mal Dank an die Kohlpharma für den Hinweis auf die Rahmenverträge.Hätte eigentlich schon vorher aus Berlin kommen müssen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Urteil

von Frank Ebert am 30.10.2016 um 8:38 Uhr

Das Schleppnetz von Thomas Bellartz könnte noch ein riesiges , großes Kapitel dazu bekommen. Die These wird unterstützt von der an den Haaren herbei gezogenen Urteilsbegründung. Die Menschen konnten ja jetzt auch schon alles im Internet bestellen, was viele unsere Kunden gar nicht machten, weil wir viel schneller und auch gut waren (sind). Aber jetzt gibt es Geld ! Wo ist da der Wettbewerb? Und noch zum Medienecho. Das Urteil wird frenetisch gefeiert. ich hatte nie etwas mit Lügenpresse oder so ähnlich am Hut, aber wenn man den Spiegelkommentar von Frau G. Gelesen hat, ist zumindest der seriöse Journalnismus am Tiefpunkt angelangt. Die Apotheker am Pranger, dabei sind die Blutsauger und Kostenverursacher in Deutschland ganz woanders zu finden ----siehe z.B das Schwarzbuch.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

RX

von Anita Peter am 30.10.2016 um 8:35 Uhr

"Für ein Verbot spricht auch, dass der Rx-Versand in sieben von 28 EU-Ländern verboten ist"
Der RX Versand ist nur in sieben von 28 Ländern erlaubt oder?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Tagebuch

von Michael Zeimke am 30.10.2016 um 8:27 Uhr

Sehr geehrter Herr Ditzel,
Rx Versandverbot besteht in 21 von 28 Ländern !
Und niemals unerwähnt lassen, wer es eingeführt hat.
Ulla; früher KBW ( kommunistischer Bund Westdeutschland ) .
Was Hänschen gelernt hat, vergißt Hans nimmer.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.