Initiative aus Bayern

Rx-Versandverbot mit guten Chancen auf Bundesrats-Mehrheit

Berlin - 08.11.2016, 17:30 Uhr

Kurz vor Mehrheit: Nur noch ein Bundesland müsste seine Zustimmung signalisieren, dann hätte das Rx-Versandhandelsverbot im Bundesrat eine Mehrheit. (Foto: Bräuer)

Kurz vor Mehrheit: Nur noch ein Bundesland müsste seine Zustimmung signalisieren, dann hätte das Rx-Versandhandelsverbot im Bundesrat eine Mehrheit. (Foto: Bräuer)


Noch einige Hürden im Weg

Bevor der bayerische Antrag, das Rx-Versandhandelsverbot ins Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) aufzunehmen, überhaupt vom Bundesratsplenum diskutiert werden kann, muss er allerdings noch eine Hürde nehmen. Am morgigen Mittwoch wird sich im Gesundheitsausschuss der Länderkammer erstmals zeigen, wie viele Bundesländer das Pro-Apotheker-Vorhaben grundsätzlich unterstützen würden. In diesem Ausschuss geht es darum, dem Plenum eine Beschlussempfehlung vorzulegen. Dazu müssen dem Antrag mehr Bundesländer zustimmen als ablehnen – hier ist jedes Land allerdings gleichwertig mit einer Stimme vertreten. Klar ist aber auch: Selbst wenn die Mehrheit im Gesundheitsausschuss den Antrag nicht unterstützt, kann Bayern die Initiative noch in Form eines Plenarantrags einbringen.

Laut einer Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums werden die Ausschussberatungen „erste Hinweise“ liefern, wie aussichtsreich der Antrag ist. Ende der übernächsten Woche soll es dann ernst werden. Letztlich werde sich „am 25.11.2016 im Plenum des Bundesrats zeigen, welche anderen Länder unseren Antrag unterstützen“, erklärte sie gegenüber DAZ.online.

Schafft es das Rx-Versandverbot durch den Bundesrat, muss sich danach der Bundestag mit dem Vorschlag befassen. Dort sind die Mehrheitsverhältnisse deutlich unklarer: Politiker der SPD und Grünen äußerten deutliche Kritik an Einschränkungen des Versandhandels. In der Arbeitsgruppe Gesundheit der Sozialdemokraten ist das Verbot dem Vernehmen nach am heutigen Dienstag erneut besprochen und hat erneut keine Unterstützer gefunden. Und auch in den Reihen der Unionsfraktion und bei den Grünen sprachen sich einzelne Politiker gegen ein derart vollständiges Verbot aus.

AMVSG könnte Rx-Versandverbot behindern

Eine weitere Hürde für das Rx-Versandhandelsverbot könnte auch die Konstruktion des bayerischen Antrages sein. Die bayerische Initiative sieht vor, den Versandhandel rezeptpflichtiger Arzneimittel über das aktuell in der Abstimmung befindliche AMVSG zu untersagen. Dies ist laut bayerischem Gesundheitsministerium die „schnellste Möglichkeit“, um das Anliegen in den Bundesrat zu bringen. Auch sei dies aufgrund des „Sachzusammenhangs“ sinnvoll. Es könnte aber einerseits heikel werden, da die sonstigen Inhalte des AMVSG teils stark umstritten sind – es enthält neben der Erhöhung des Rezeptur-Honorars und der BtM-Abgabe beispielsweise auch die umkämpfte Vertraulichkeit der Arzneimittelpreise.

Andererseits könnte die bayerische Initiative auch das AMVSG behindern. Nämlich dann, wenn Deutschland über ein sogenanntes Notifizierungsverfahren der EU-Kommission und anderen EU-Staaten die Möglichkeit geben müsste, Bedenken gegen das Rx-Versandverbot vorbringen zu können. „Fragen zur Notwendigkeit eines EU-Notifizierungsverfahrens und zum sich daraus ergebenden zeitlichen Ablauf bitten wir Sie, zuständigkeitshalber an das BMG zu richten“, schreibt die Sprecherin des bayerischen Ministeriums. Im BMG prüft man derzeit noch, ob ein solches Verfahren, das die Initiative um bis zu sechs Monate verzögern könnte, notwendig ist.

Ob die Idee, das Rx-Versandverbot an das AMVSG anzuhängen, sinnvoll war, wollte auch die ABDA nicht klar kommentieren. ABDA-Sprecher Reiner Kern erklärte ausweichend: „Jede Initiative, das Rx-Versandhandelsverbot auf die parlamentarische Agenda zu bringen, ist begrüßenswert. Auf welchem Weg man das Verbot dann in der Legislative am besten umsetzt, ist eine nachgeordnete Frage.“



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


3 Kommentare

Wer hat uns ver...

von Christian am 08.11.2016 um 18:54 Uhr

@Ebert: Weil's in Hamburg so viel Landbevölkerung in dünn besiedelten Gebieten gibt, für die die die Vorteile des Rx-Versandhandels mitarbeiterintensiver (ausländischer) Versandapotheken erhalten bleiben müssen. - Was ist aus der Sozialdemokratie nur geworden?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Hamburg dagegen

von Frank Ebert am 08.11.2016 um 18:24 Uhr

Warum ? Ein Grund mehr das der HSV absteigen muss !

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Hamburg dagegen

von Anita Peter am 08.11.2016 um 18:55 Uhr

Hamburg ist kein Flächenbundesland. Die werden keine Probleme mit der Versorgung auf dem Land bekommen, da es kein "Land" gibt. Und wer knapp ne Milliarde für die Elbphilharmonie rausdonnert, der hat kein Geld mehr für die sichere Artneimittelversorgung...

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.