Multiple Sklerose

Das Therapie-Dilemma

Stuttgart - 10.11.2016, 14:45 Uhr

Bis hin zu Chemotherapie und Stammzelltransplantation: Forscher entwickeln teils sehr riskante Therapieansätze für Patienten mit Multipler Sklerose. (Foto: Sherry Young / Fotolia)

Bis hin zu Chemotherapie und Stammzelltransplantation: Forscher entwickeln teils sehr riskante Therapieansätze für Patienten mit Multipler Sklerose. (Foto: Sherry Young / Fotolia)


Stammzelltransplantation für MS-Patienten

Therapien, die das Immunsystem hemmen, wirken der Zersetzung der Nervenhüllen entgegen. Doch ein Experiment hat gezeigt, wie gefährlich das sein kann. Für eine im Juni vom Lancet veröffentlichte Studie gingen Forscher der University of Ottawa noch weiter als bisher. Sie testeten an MS-Patienten ein Verfahren, das ansonsten bei der Therapie von Leukämien angewandt wird. Erst töteten sie das Immunsystem der Patienten durch eine Chemotherapie nahezu vollständig ab, um ihnen dann autologe Stammzellen zu transplantieren.

Für ihre Versuche hatten die Forscher Probanden mit MS ausgewählt, die eine schlechte Prognose hatten, und bereits durch die Krankheit beeinträchtigt waren. Die Versuchsteilnehmer hatten nach Expanded Disability Status Scale (EDSS) einen Behinderungsgrad zwischen 3 und 6 und waren zwischen 18 und 50 Jahre alt. Ihnen wurde zunächst Knochenmark entnommen und als Reserve konserviert, dann regten die Forscher hämatopoetische Stammzellen der Probanden zum Zirkulieren an, um sie aus deren Blut zu gewinnen. Anschließend befreiten sie das gewonnene Stammzelltransplantat noch mithilfe von CD34-Antikörpern von reifen Immunzellen. Ziel war es, das immunologische Gedächtnis der Patienten zu löschen, damit das Immunsystem aufhören würde, Myelin zu zerstören.

Die Versuchsteilnehmer erhielten dann über mehrere Tage hinweg die Zytostatika Busulfan und Cyclophosphamid, sowie Antithymozytenglobulin (ATG) vom Kaninchen, ein Antikörpergemisch gegen Immunzellen. 48 Stunden nach der letzten Dosis der Chemotherapie wurden den Probanden ihre eigenen Stammzellen transplantiert.



Irene Habich, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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