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Versorgungsprojekte
Apotheker profitieren nur punktuell vom Innovationsfonds
Für die Apotheker droht die erste Tranche des Innovationsfonds zur Niederlage zu werden. Die Techniker Krankenkasse ist an der Hälfte aller bezuschussten Versorgungsprojekte beteiligt, drei davon drehen sich um die Arzneimitteltherapie –Apotheker sind nur am Rande beteiligt. Zuvor mussten schon die bayerischen Apotheker Absagen hinnehmen.
Es geht um die Millionen aus dem Innovationsfonds, den der Gesetzgeber im vergangenen Jahr etabliert hat. Die gesamte Gesundheitsbranche schaute in den vergangenen Monaten auf den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), der die Zusagen zur Bezuschussung in diesen Wochen an die Projekte per Post verschickt. Grundlage dieser Zuschüsse ist eine Gesetzesänderung, nach der der G-BA einen Innovationsfonds bilden sollte, der einerseits innovative Versorgungsmodelle fördert und andererseits besondere Projekte zur Versorgungsforschung unterstützt. Für die Versorgungsmodelle sollen jährlich 225 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, für die Forschungsprojekte weitere 75 Millionen Euro. Laut G-BA-Chef Hecken sollte ein Förderschwerpunkt für die nun anstehende erste Tranche die Arzneimitteltherapiesicherheit sein.
Noch ist unklar, welche der mehr als 500 eingegangenen Bewerbungen das große Los gezogen haben. Denn der G-BA will seine Entscheidung noch nicht öffentlich kommunizieren, weil die Bescheide bislang nur vorbehaltlich an die Bewerber ausgestellt wurden. Klar scheint inzwischen aber zu sein, dass rund 30 Projekte bezuschusst werden. Einige Bewerber teilen in diesen Tagen schon mit, mit welchen Ideen sie Erfolg hatten. So auch die Techniker Krankenkasse. Die TK ist eigenen Angaben zufolge an der Hälfte aller erfolgreichen Projekte beteiligt. Zur Erklärung: Eine der Bewerbungsvoraussetzungen war es, dass sich mindestens eine Krankenkasse an dem Konzept beteiligt. Teilweise sitzen sogar mehrere Krankenkassen mit im Boot. Die TK teilte mit, dass ihre Projekte mit insgesamt 120 Millionen Euro bezuschusst würden.
Drei von 15 TK-Projekten drehen sich um die Arzneimitteltherapie
Drei dieser Vorhaben drehen sich um die Arzneimittelversorgung. Einer der beiden Gewinner ist das Projekt „VERO“, für das die TK auch Konsortialführerin ist, also die Federführung innehat. Mit dem Projekt sollen die Versorgungsqualität und Versorgungseffizienz in der Indikation Rheumatoide Arthritis durch eine gezielte Förderung der Arzneimitteltherapie verbessert werden. Als Konsortialpartner sind laut TK dabei der Berufsverband Deutscher Rheumatologen, das Universitätsklinikum Erlangen, die Universität Hamburg mit dem Center for Health Economics sowie die mhplus Betriebskrankenkasse an Bord. Neben der TK sind noch 13 weitere Kassen beteiligt.
An diesem Vorhaben, das auf dem TK-Rheuma-Vertrag aufbaut, sind auch die Apotheker beteiligt, allerdings nur marginal: Teilnehmen sollen nämlich nur solche Apotheken, die über den „TK ArzneimittelCoach“ einen Vertrag mit der Techniker haben. Zur Erklärung: Die TK hatte mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) 2014 einen Vertrag über das Versorgungsmodell abgeschlossen. Seitdem können sich Patienten bei gewissen Indikationen in einer teilnehmenden Apotheke beraten lassen. Am „ArzneimittelCoach“ teilnehmende Apotheken, die sich auf die Indikation Rheuma spezialisiert haben, sollen nun auch Teil des Projektes „VERO“ werden. Allerdings sollen sie keine Entscheidungen über die Medikation treffen, sondern die Patienten, wie schon bisher, bei der Therapie begleiten. Eine Extra-Vergütung gibt es dafür nicht – möglicherwiese aber mehr teilnehmende Patienten.
Mehrere Niederlagen für Apotheker
Das zweite Arzneimittelprojekt, an dem die TK beteiligt ist, läuft unter dem Namen „Resist“. Bei diesem Vorhaben geht es darum, dass Ärzte bei akuten Atemwegsinfektionen durch adäquaten Antibiotikaeinsatz Antibiotika-Resistenzen vermeiden. Laut TK hat der Verband der Ersatzkassen (vdek) die Konsortialführung dieses Vorhabens inne. Partner sind die Kassenärztlichen Vereinigungen. Apotheker nehmen an diesem Vorhaben gar nicht teil.
Den dritten Zuschuss für ein Arzneimittel-Projekt erhält die TK für „KidSafe“. Bei diesem Versorgungsmodell geht es um die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit von Kindern und Jugendlichen. Die Projektverantwortung trägt in diesem Fall das Uni-Klinikum Erlangen. Dort wollte man die Inhalte des Modells vor einem verbindlichen Zuschlag nicht kommentieren. Nach Informationen sind die Apotheken vor Ort nicht eingebunden. Allerdings ist die ABDA am Rande beteiligt: Vertreter der ABDA sollen während der Projektphase an wissenschaftlichen Qualitätszirkeln teilnehmen.
Bayerische Apotheker sehr aktiv
Es ist unklar, an wie vielen Bewerbungen Apothekerverbände oder -kammern beteiligt waren. Die ABDA wollte darüber keine Auskunft geben. Allerdings hatten die bayerischen Apotheker schon zwei Absagen hinnehmen müssen. Kammer und Verband hatten sich gemeinsam mit mehreren anderen Partnern, wie etwa den Ärzten und einer Allianz für Telemedizin (Telemedallianz), an einem Projekt zur Erprobung des eRezeptes und einem Projekt zur Erprobung des eMedikationsplanes beteiligt. Beide Modelle bekommen vom G-BA allerdings keine finanzielle Unterstützung.
Bei der Delegiertenversammlung der Apothekerkammer Bayern in München hatte Kammerpräsident Thomas Benkert in der vergangenen Woche allerdings angemerkt, dass seine Kammer noch an einem dritten Modell mitgewirkt habe, das bislang weder Zu- noch Absage kassiert habe. Konkret geht es um die neue Versorgungsform „InALife“, deren Ziel es sein soll, Adipositas zu therapieren. Anscheinend geht es darum, die Lebensstile von Betroffenen so zu verändern, dass insbesondere keine Begleiterkrankungen (wie beispielsweise Diabetes) auftreten. Die Projektleitung hat laut Benkert die technische Universität München. Es gibt aber eine große Zahl weiterer Teilnehmer. Neben der Apothekerkammer sind unter anderem die Telemedallianz, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die Deutsche Diabetes Stiftung mit am Start.
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