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Michael Fuchs (CDU)
Einziger Apotheker im Bundestag sieht Rx-Versandverbot kritisch
Der einzige Apotheker im Bundestag, Michael Fuchs von der CDU, sieht das Versandverbot für Rx-Arzneimittel kritisch. Für die Apotheker ist das gleich aus mehrerlei Hinsicht ärgerlich. Währenddessen präsentiert Karl Lauterbach (SPD) einen neuen Vorschlag: Apotheker sollen mehr Geld bekommen, wenn sie Beratungskabinen einrichten.
Angesprochen
auf den von seinem Parteikollegen Hermann Gröhe (CDU) vorgelegten Gesetzentwurf
zum Rx-Versandverbot sagte Michael Fuchs in einem Interview mit der Berliner
Tageszeitung „Der Tagesspiegel“: „Wir brauchen eine dauerhaft hochwertige
Arzneimittel-Versorgung in der Fläche. Wir brauchen aber auch eine
europarechtlich wasserfeste Lösung. Und wir können Veränderungen im Zuge der
Digitalisierung nicht ausblenden.“ Es sei alles andere als trivial, dies beides
unter einen Hut zu bekommen. Der Wirtschaftspolitiker kündigte eingehende
Beratungen an, weil er noch mehrere Fragzeichen zu Gröhes Entwurf habe.
Damit ist klar: Auch in der Unionsfraktion ist das Versandverbot noch lange nicht beschlossene Sache. Fuchs ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. Zuvor hatten sich die CDU-Abgeordneten Katja Leikert und Maik Beermann gegen das Verbot ausgesprochen. Leikert hatte gesagt, die Stimmung zum Versandhandel sei „eindeutig“, die Menschen wollten den Rx-Versandhandel behalten.
Auf dem CDU-Parteitag hatte es zuletzt einen Antrag gegeben, der den Erhalt des Rx-Versandes vorsieht. Die Delegierten verwiesen die Sache an die Bundestagsfraktion, die sich nun damit beschäftigen muss. Bevor Gröhe seinen Koalitionspartner, die SPD, von seinen Plänen überzeugt, muss er also für Zustimmung in den eigenen Reihen sorgen. Fraglich ist, ob ihm die Bundeskanzlerin dabei zur Seite steht.
Angela Merkel hat sich bislang nicht explizit zu dem Thema geäußert. Allerdings sprach sie sich in den vergangenen Wochen mehrfach dafür aus, die Digitalisierung voranzutreiben und dabei Dinge nicht „einfach zu verbieten“.
Lauterbach will Extra-Honorar für Beratungskabine
Dass ausgerechnet Fuchs nun Stimmung gegen das Rx-Versandverbot in der Unionsfraktion macht, hat für die Apotheker einen bitteren Beigeschmack – ist er doch der einzige approbierte Pharmazeut im Parlament. Zwischen 1969 und 1973 studierte Fuchs in Erlangen und Bonn Pharmazie. 1977 eröffnete er mit seiner Frau eine gemeinsame Apotheke in der Heimatstadt Koblenz. Die Apotheke gibt es auch heute noch, mitten im Stadtzentrum, in der Nähe des Hauptbahnhofes. Die Familie Fuchs hat sie inzwischen verkauft, die Offizin wurde modernisiert.
In der Politik machte sich Fuchs als Wirtschaftsexperte einen Namen, er gilt als Interessenvertreter der Industrie und der Arbeitgeber. Aus gesundheitspolitischen Themen und somit auch aus der Apotheken-Regulierung hielt sich der Pharmazeut aus den vergangenen Jahren komplett heraus – bis er sich nun in die Debatte rund um den Versandhandel einmischte.
Und auch in der SPD bleibt das Rx-Versandverbot eines der wichtigsten, aktuellen gesundheitspolitischen Themen. SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach bekräftigte in einem Interview mit dem „Spiegel“ seine Forderung nach einer Reform des Apothekenhonorars. Erstmals präsentierte Lauterbach auch einen konkreten Vorschlag, wie er den Apothekern für Beratungsleistungen mehr Geld zukommen lassen will. Der Sozialdemokrat schlägt vor, dass Apotheker Extra-Honorare bekommen, wenn sie sich eine Beratungskabine einrichten. Auch Beratungsgespräche zu Wechselwirkungen sollen den Apothekern mehr Geld einbringen, sagte Lauterbach.
Was Lauterbach in seiner Kampagne gegen das Rx-Versandverbot bislang nicht erwähnt hat, ist dass sich ein Teil seiner eigenen Partei gegen eine Reform des Apothekenhonorars noch in dieser Legislaturperiode wehrt. Das von Sigmar Gabriel (SPD) angeführte Bundeswirtschaftsministerium hat im vergangenen Jahr ein Gutachten zum Apothekenhonorar in Auftrag gegeben, das erst im kommenden Herbst präsentiert werden soll. Gabriels Ministerium hatte sich bereits mehrfach dagegen ausgesprochen, das Apothekenhonorar vor dem Erscheinen des Gutachtens zu reformieren.
7 Kommentare
Einziger Apotheker im Bundestag...
von Land-Apothekerin, Andrea am 19.12.2016 um 21:13 Uhr
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Apotheker ?
von Ratatosk am 19.12.2016 um 18:51 Uhr
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Digitalisierung ?!
von Bernd Jas am 19.12.2016 um 11:51 Uhr
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Beratungskabinenhonorar ?
von gabriela aures am 18.12.2016 um 20:51 Uhr
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Güterabwägung
von Christian Giese am 18.12.2016 um 18:25 Uhr
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