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Molekulare Medizin
Möglicher neuer Wirkstoff gegen neuropathischen Schmerz identifiziert
35.000 Substanzen auf Wirksamkeit an STOML3 getestet
In einem automatisierten High-Throughput-Screening testeten die Forscher 35.000 Substanzen daraufhin, ob sie die Oligomerisation, also die Zusammenlagerung von STOML3 beeinflussen konnten. „Die Substanzbibliothek, die für den Screen genutzt wurde, gehört zu einer Substanzkollektion des akademischen Netzwerks ChemBioNet. Fokus dieser Bibliothek ist es, einen möglichst variablen und breiten Strukturrahmen anzubieten“, erklärt Wetzel. Darin finden sich sowohl bereits zugelassene Arzneimittel-Wirkstoffe sowie Komponenten, für die eine biologische Wirkung bereits beschrieben wurde. Außerdem finden sich unter den Substanzen synthetische oder gereinigte Naturprodukte, die aus Pflanzen oder Bakterien isoliert wurden.
Aus 21 Kandidaten blieb letztlich eine Substanz übrig, die die Forscher in einem Tierexperiment an Mäusen auf ihre Wirksamkeit gegen neuropathischen Schmerz testeten. Die Wissenschaftler benannten die Substanz als OB-1, das Akronym steht dabei für „oligomerisation blocker“. „Kollegen am Max-Delbrück-Centrum haben eine Reihe von Verhaltensexperimenten entwickelt, durch die die Mäuse sozusagen mit uns ‚sprechen‘ konnten“, erklärt Lewin. Dazu sei eine kleine Menge der zu testenden Substanzen in die Pfote injiziert worden. Anschließend sei die Pfote leicht berührt worden. „Die Maus bekam eine Belohnung, wenn sie den Berührungsstimulus richtig erkannte“, sagt Lewin.
Wirkstoff interagiert nur mit spezifischen Berührungsrezeptoren
Dabei testeten die Forscher insbesondere auch an zwei Mausmodellen, die zum einen nach Nervenverletzung und zum anderen infolge von Nervenschädigung durch Diabetes Berührungsreize als schmerzhaft empfanden. OB-1 habe dabei einen deutlichen Effekt gezeigt, der zudem reversibel sei.
„Wir haben damit eine neue Therapiestrategie geschaffen, und zwar aus dem Verständnis der Mechanismen, die Berührungsreize in Schmerzen umwandeln. Soweit wir bisher sagen können, beeinflusst die Substanz nur eine ganz spezielle Art von Rezeptoren, die sowohl mit STOML3-Proteinen als auch mit Piezo2-Kanälen ausgestattet sind“, erklärt Lewin. OB-1 dämpfe die Wahrnehmung von Schmerzreizen dabei so, dass andere, für das Tier wichtige Signale nicht beeinträchtigt würden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher jetzt im Fachmagazin “Nature Neuroscience“.
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