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Molekulare Medizin
Möglicher neuer Wirkstoff gegen neuropathischen Schmerz identifiziert
Forscher des Berliner Max-Delbrück-Centrums haben in einem breit angelegten Screening einen Wirkstoff gefunden, der gegen neuropathische Schmerzen helfen kann, wie sie bei Nervenverletzungen oder Diabetes vorkommen. In einem Tiermodell gab es vielversprechende Ergebnisse.
Bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe steht mit modernen wissenschaftlichen Methoden heutzutage häufig die richtige Fragestellung an erster Stelle. So lässt sich etwa über die Überlegung, wie ein Mittel wirken muss, in einem breitangelegten Screening ein Wirkstoff finden, der den gewünschten Wirkmechanismus hat. „High-Throughput-Screening“ oder zu Deutsch „Hochdurchsatz-Screening“ ist dabei eine Methode, mit der sich weitgehend automatisiert eine Vielzahl an Substanzen auf eine bestimmte Wirkung hin testen lässt.
Diesen Ansatz haben auch Forscher des zum Helmholtz-Verbund gehörenden Berliner Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin verfolgt, die sich auf die Suche nach einem Mittel begeben haben, das neuropathische Schmerzen lindern kann. Im Falle von Nervenverletzungen etwa oder in Folge von Nervenschädigungen, beispielsweise durch Diabetes, wird bereits leichter Druck als Schmerz empfunden. Neuropathische Schmerzen werden bislang mit Antidepressiva, Antikonvulsiva, langwirksamen Opioiden oder lokal mit Lidocain oder hochdosiertem Capsaicin behandelt.
STOML3 moduliert den Mechanismus der Berührungsempfindung
Um einen Wirkstoff zu finden, der selektiv den neuropathischen Schmerz unterdrückt, hat sich die promovierte Medizinerin Christiane Wetzel aus dem Forscherteam von Professor Gary Lewin am Max-Delbrück-Centrum dabei gezielt auf die Suche nach einem Wirkstoff begeben, der das „Stomatin-artige Protein3“ (STOML3) beeinflusst. Wetzel forscht bereits seit über zehn Jahren am Mechanismus der Berührungsempfindung und veröffentlichte ihre Arbeiten über die Rolle von STOML3 in der Maus dabei im Jahr 2007 im Fachmagazin „Nature“.
STOML3 moduliert die Öffnung des Ionenkanals Piezo2 im Nervensystem. Wird dieser aktiviert, entsteht ein elektrisches Signal in der Nervenzelle, das weitergeleitet eine „leichte“ Berührungsempfindung hervorruft. STOML3-Inhibitoren reduzieren die durch Berührungsreize ausgelösten Ionenströme und somit die Empfindlichkeit der sensorischen Neurone. Tübinger Forscher schlugen bereits 2015 STOML3 als möglichen Wirkort für Arzneimittel gegen chronische Schmerzen, Allodynie beziehungsweise Hyperalgesie vor. So zeigen etwa transgene Mäuse, denen das Protein STOML3 fehlt, keine neuropathischen Schmerzen infolge von Nervenverletzungen.
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