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Patientin verstirbt mit Resistenz gegen 26 Antibiotika
Nach Angaben von US-amerikanischen Gesundheitsbehörden verstarb im September eine Patientin, bei der bei Testungen 26 verschiedene Antibiotika nicht anschlugen. Experten nutzen den Fall, um auf das Problem der Antibiotikaresistenzen aufmerksam zu machen – arbeiten teils aber auch mit Übertreibungen.
Wie Gesundheitsbehörden aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Nevada in der vergangenen Woche bekannt gaben, verstarb im Herbst eine über 70-jährige Frau, deren bakterielle Infektion mit 26 verschiedenen Antibiotika nicht zu behandeln war. „Alle in den USA verfügbaren Antibiotika wurden getestet – doch sie waren nicht wirksam“, erklärte Alexander Kallen von der US-amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC laut dem Branchendienst STAT.
Die Frau hatte sich über längere Zeit in Indien aufgehalten, wo multiresistente Keime weiter verbreitet sind als in den Vereinigten Staaten. Nach einem Bruch zog sie sich eine Entzündung im Knochen zu – und wurde mehrfach im Krankenhaus behandelt. Im Sommer wurden bei ihr Carbapanem-resistente Enterobakterien von der Art Klebsiella pneumoniae festgestellt. Sie verstarb im September an einer Blutvergiftung.
Das übertragbare Resistenzgen mcr-1, das Resistenzen gegen das Notfallantibiotikum Colistin vermittelt und welches im vergangenen Jahr für viel Aufmerksamkeit gesorgt hatte, wurde bei der Patientin laut der Nachrichtenagentur AFP jedoch nicht gefunden. Nach ihrem Tod stellten Ärzte fest, dass ihr möglicherweise das Antibiotikum Fosfomycin geholfen hätte, welches jedoch in den USA nicht zugelassen ist.
Antibiotikaresistenz: Wie groß ist die Gefahr?
Der Fall wurde schnell als Menetekel gesehen. „Ich denke, dies ist ein Vorbote von großen zukünftigen Problemen“, erklärte der Infektiologe James Johnson von der Universität von Minnesota (USA) laut STAT. Kallen vom CDC bezeichnete den Fall als „besorgniserregend.“ „Wir haben lange auf immer neuere und neuere Antibiotika gesetzt“, erklärte er. Aber offensichtlich könnten die Keime oftmals schneller Resistenzen entwickeln, als neue Arzneimittel entwickelt werden können.
Sein Chef – der CDC-Direktor Tom Frieden – hatte bei einer Konferenz im Mai vergangenen Jahres davon gesprochen, dass eine „Post-Antibiotische Welt“ drohe. Doch damals von ihm vorgetragene Informationen waren offenbar falsch, wie sich später herausstellte: Eine andere Patientin war zwar gegen Colistin resistent, nicht aber gegen „jedes verfügbare Antibiotikum“, wie er sagte – sie wurde erfolgreich behandelt.
„Wir müssen eine sehr gute Arbeit leisten“, hatte Frieden damals erklärt. „Der Medizinschrank ist für manche Patienten leer“, sagte er – „wir sind am Ende der Straße für Antibiotika, wenn wir nicht schnell handeln“. Auch den Fall der wieder gesundeten Patientin nutzte er, um für mehr Mittel für die Seuchenschutzbehörde zu werben. „Stellen Sie sich vor, was das CDC leisten könnte, wenn wir finanziell voll ausgestattet wären – wie viele Erdbeben und Hurrikane wir stoppen könnten“, erklärte Frieden und verglich dabei Gesundheitsgefahren mit Naturgewalten.
Bernd-Alois Tenhagen von der Abteilung für Biologische Sicherheit des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) plädierte gegenüber DAZ.online dafür, keine unvernünftigen Schreckensszenarien zu verbreiten. „Jenseits so eines Alarmismus ist es wichtig, dass wir Antibiotika klug und zurückhaltend einsetzen, um zu verhindern, dass sich Resistenzen zu sehr ausbreiten“, erklärte er. Sicher gäbe es vereinzelt Keime, die gegen fast alle Antibiotika resistent sind. „Die Frage ist nur, wie verbreitet solche Keime wirklich sind, bei denen es keine Behandlungsalternativen mehr gibt“, sagt Tenhagen.
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