Sachsen-Anhalt

AOK schließt Zyto-Open-House-Verträge mit Apotheken

Berlin - 23.01.2017, 07:00 Uhr

Zyto-Verträge mit Apotheken sollen bald der Vergangenheit angehören. Doch noch schließen Kassen und Apotheken neue ab. (Foto: benicoma / Fotolia)

Zyto-Verträge mit Apotheken sollen bald der Vergangenheit angehören. Doch noch schließen Kassen und Apotheken neue ab. (Foto: benicoma / Fotolia)


Auch die AOK Sachsen-Anhalt will bei Zytos sparen: Obwohl der Gesetzgeber Zyto-Ausschreibungen auf Apothekenebene stoppen will, sucht die Kasse seit Ende Dezember Apotheken als Partner für Rabattverträge. Anders als andere AOKen setzt sie dabei auf Open-House-Verträge.

Zyto-Ausschreibungen auf Apothekenebene sollen mit dem Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AM-VSG) gestrichen werden. Stattdessen will der Gesetzgeber die Kassen anhalten, mit den Herstellern Rabattverträge über die für die Zubereitungen verwendeten onkologischen Arzneimittel zu schließen. Mitte Februar steht die abschließende Lesung des AM-VSG im Bundestag an – und bislang deutet nichts darauf hin, dass an diesen Plänen grundsätzlich gerüttelt wird. Die Ersatzkassen, die unter der Federführung der Barmer Ende 2016 noch eine Exklusiv-Ausschreibung gestartet hatten, haben den Vertragsstart bereits verschoben. Möglicherweise kommt ihnen das neue Gesetz zuvor, und die Verträgen treten gar nicht mehr in Kraft.

Offen für alle Apotheken, die willens sind

Die AOK Sachsen-Anhalt hingegen setzt trotz der gesetzgeberischen Pläne auch jetzt noch auf Verträge mit Apothekern – im Unterschied zu anderen AOKen allerdings auf Open-House-Verträge. Heiligabend veröffentlichte die Kasse die entsprechende Ausschreibung im Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union. Gesucht werden Apotheken, die mit der Kasse nicht-exklusive Rabattverträge über die Versorgung mit parenteralen Zubereitungen aus onkologischen Fertigarzneimitteln schließen. „Der Vertrag richtet sich an alle Apotheken, die geeignet und willens sind, die Versorgung im Rahmen des genannten Vertrages durchzuführen“, heißt es seitens der AOK Sachsen-Anhalt. Ihnen allen will die AOK ein identisches Vertragsangebot unterbreiten. Ausdrücklich will sie dabei keine Auswahlentscheidung treffen, sondern mit jeder Apotheke, die die Bedingungen akzeptiert, einen Vertrag abschließen. Verhandlungen gibt es nicht, ein Einstieg ist jederzeit möglich.

Den Weg der Open-House-Verträge ist zuvor schon SpectrumK gegangen, sogar bundesweit. Bei der AOK Sachsen-Anhalt werden die Verträge überschaubarer sein. Sie hat sogar darauf verzichtet, Lose zu bilden. Aber es ist auch kein Verfahren, das nach dem Vergaberecht durchgeführt wird. Dass die Ausschreibung dennoch im öffentlichen Rahmen erfolgt, sei der Transparenz geschuldet, so die AOK.

AOK: Schon eine „Vielzahl von Verträgen“

Bereits zum 1. Januar 2017 sollte es in Sachsen-Anhalt für die ersten Apotheken losgehen. Auf Nachfrage bei der AOK hieß es, der Vertrag sei von den Apotheken gut angenommen worden: „Aktuell besteht eine Vielzahl von Verträgen, insbesondere mit den wesentlichen Leistungserbringern“. Die Vertragslaufzeit beträgt längstens 24 Monate – gerechnet ab 1. Januar 2017.

Selbst wenn mit dem AM-VSG neue Apothekenverträge im Frühjahr unmöglich werden: Die bestehenden könnten erst einmal weiterlaufen, wenn auch nicht exklusiv. Doch das sind Open-House-Verträge ohnehin nicht. Die neuen Verträge in Sachsen-Anhalt sind sogar schon jetzt nicht nur in Bezug auf andere Vertragsapotheken nicht-exklusiv: „Grundsätzlich sind Apotheken ohne Vertrag weiterhin versorgungsberechtigt“, heißt es bei der Kasse auf Nachfrage von DAZ.online. Gleichwohl würden Versorgungsgebiete ohne vertragliche Regelung im Laufe des Jahres „anderweitig neu gestaltet“. Zu den genauen Konditionen wollte sich die AOK nicht äußern, sondern verwies darauf, dass Apotheken die Verträge gern bei ihr abfordern könnten.

Nach Informationen von DAZ.online bestimmt der Vertrag die exakten Abrechnungspreise für in parenteralen Zubereitungen verwendete generisch verfügbare Wirkstoffe – sie beinhalten auch die Kosten für nicht weiter verwendbare Verwürfe. Sie liegen ungefähr 15 Prozent unter den Hilfstaxe-Preisen. Bei patentgeschützten Wirkstoffen verpflichtet sich die Apotheke, der AOK zusätzlich zu den Vorgaben der Hilfstaxe einen Preisabschlag in Höhe von 0,5 Prozent zu gewähren. Die Kosten für nicht weiter verwendbare Verwürfe von patentgeschützen Wirkstoffen sind nur abrechnungsfähig, wenn diese nicht in einer anderen Rezeptur verarbeitet werden können.

Warum sie trotz der bevorstehenden Gesetzesänderung noch auf die Zyto-Verträge setzt – und anders als andere AOKen auf ein Open-House-Modell –, wollte die AOK ebenfalls nicht genauer erläutern. Die Wahl des Instrumentes „Open-House“ stelle eine Unternehmensentscheidung dar, ohne dass damit eine Aussage über Vor- oder Nachteile dieses Instrumentes im Vergleich zu anderen Verfahrensarten getroffen werde, ließ sie lediglich wissen.     



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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