Umfrage zum Medikationsplan

Patienten unzufrieden mit Arzneimittel-Beratung der Ärzte

Berlin - 27.01.2017, 16:00 Uhr

Zu wenig erklärt: Einer Umfrage zufolge sind viele Patienten nicht damit zufrieden, wie Ärzte mit der Arzneimittel-Beratung umgehen. (Foto: Kaspar Grinsvalds / Fotolia)

Zu wenig erklärt: Einer Umfrage zufolge sind viele Patienten nicht damit zufrieden, wie Ärzte mit der Arzneimittel-Beratung umgehen. (Foto: Kaspar Grinsvalds / Fotolia)


Seit Oktober 2016 haben bestimmte Patienten Anspruch auf einen papiernen Medikationsplan, Apotheker sind allerdings nur marginal beteiligt. Die ABDA hatte das Prozedere beim Medikationsplan kritisiert und ein umfangreiches Medikationsmanagement gefordert. Eine erste Patientenumfrage zu den Plänen zeigt nun: Patienten wünschen sich in der Tat bessere Erklärungen zu ihren Medikamenten-Listen.

Viele Diskussionen hatte es in den vergangenen Jahren zum Medikationsplan gegeben. Im sogenannten E-Health-Gesetz verabschiedete der Gesetzgeber im vergangenen Jahr dann die folgende Lösung: Seit dem 1. Oktober 2016 können GKV-Patienten, die drei oder mehr Arzneimittel länger als 28 Tage einnehmen, ihren Arzt um die Erstellung eines Medikationsplans bitten. Die Apotheker durften zwar gemeinsam mit Ärzten und Kliniken festlegen, wie der Plan aufgebaut ist und funktionieren soll. An der Erstellung und Aktualisierung in der Praxis sind sie aber nur marginal beteiligt – und bekommen im Gegensetz zu den Medizinern auch kein Honorar dafür.

In den vergangenen Wochen wurden also die ersten Medikationspläne in ganz Deutschland ausgestellt. Die Ärzte Zeitung berichtet nun über eine Patientenumfrage des Düsseldorfer Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (IFABS) zur Zufriedenheit der Patienten mit den Plänen. Laut Ärzte Zeitung hat das Institut insgesamt 116 Patienten zu dem Thema befragt, über Praxisanalysen oder über Fragebögen im Internet.

Ein positives Ergebnis ergibt sich aus dieser Befragung hinsichtlich des Nutzens des Medikationsplans. Rund 70 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass der Nutzen für die eigene Gesundheit sehr hoch oder hoch sei, heißt es in dem Bericht. Gleichzeitig zeigten sich viele Patienten enttäuscht darüber, wie die Mediziner mit dem Thema Arzneimittel-Beratung umgehen. Die Umfrageteilnehmer konnten auf einer Skala von 0 bis 10 angeben, ob der Arzt den Plan „schnellstmöglich, kommentarlos und nebenher erstellt“ (0) oder sich „Zeit genommen und begleitende Informationen/Erklärungen gegeben“ hat (10). Die durchschnittliche Bewertung der Patienten: 2,3.

ABDA: Medikationsplan + Medikationsanalyse = Zusatznutzen

Klaus-Dieter Thill, Leiter des IFABS, sagte zu den Ergebnissen seiner Umfrage in der Ärzte Zeitung: „Die Fallzahl ist nicht sehr groß, und in solchen Befragungen äußern sich Unzufriedene überdurchschnittlich häufig. Dennoch sollte man die Tendenz, die sich in der Auswertung zeigt, ernst nehmen. Sie entspricht dem, was auch aus unseren Gesprächen mit Ärzten hervorgeht.“

Sollte sich dieses Ergebnis in weiteren Umfragen und Analysen bestätigen, dürfte sich die ABDA bestätigt fühlen. Die Apotheker hatten rund um die Verabschiedung des E-Health-Gesetzes und die Etablierung des Medikationsplanes davor gewarnt, dass eine reine Auflistung der Medikation wenig Mehrwert für den Patienten habe. „Ein Medikationsplan ohne begleitende Medikationsanalyse und kontinuierliches Medikationsmanagement ist zu kurz gesprungen. Ein Medikationsplan in Papierform alleine verbessert die Arzneimitteltherapiesicherheit nicht und kann nur ein erster Schritt sein“, sagte beispielsweise Andreas Kiefer, Chef der Bundesapothekerkammer im Mai 2016.

Aus Sicht der ABDA sollten Apotheker und Arzt gemeinsam eine umfassende Medikationsanalyse an den Plan anschließen. Kiefer dazu: „Die Probleme des Medikationsplans in Papierform sind offenkundig: Wenn nicht bereits vor seiner Erstellung eine umfassende Medikationsanalyse durchgeführt wird und der Patient im Anschluss kontinuierlich von Arzt und Apotheker gemeinsam betreut wird, bleibt der Medikationsplan ein Muster ohne Wert.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Medikationsplan

von Sven Larisch am 30.01.2017 um 16:43 Uhr

Der Medikationsplan ist eine gute Idee.
Aber die Umsetzung ist mehr als fraglich.
Nachbesserungen durch Apotheker unerwünscht. (aber wieso sollten wir auch wieder die Arbeit der Ärzte kostenlos übernehmen?)
Patienten kommen von verschiedenen Ärzten mit verschiedenen Medikationsplänen.
Habe die Pläne zusammen gelegt.
Schriftgröße war auch völlig unzureichend für den Patienten! Sortierung völlig unübersichtlich (und für so etwas bekommen jemand Geld)!
Aber der Medikationsplan aus Prokas 2 ist auch nicht besser- eher gruselig. Jede Exeltabelle schlägt die Medikationspläne die ich gesehen habe.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.