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USA
Was bedeutet Trump für die amerikanischen Apotheker?
Die amerikanischen öffentlichen Apotheker erwarten mit Spannung, wie sich die Regierung von US-Präsident Trump auf das Apothekenwesen auswirken wird. Bisher kritisierte er die Pharmaindustrie als „Mörder“ und kündigte harte Preissenkungen an, gleichzeitig signalisierte sein Gesundheitsminister Tom Price aber Unterstützung für Apotheker.
Unter dem neuen US-Präsident Donald Trump stehen für die Gesundheitsbranche in den USA größere Veränderungen an. Der Präsident mit ruppigen Äußerungen bereits für Unruhe in der Pharmabranche, doch was haben Apotheker in den USA unter der neuen Regierung zu erwarten?
Anhörung des US-Gesundheitsministers in spe
Der
republikanische angehende Secretary des Department of Health And Human Services
(HHS) Tom Price musste sich im Rahmen seiner „Prüfung auf Herz und Nieren“ im Senat für
dessen Bestätigung auch Fragen zum Apothekenwesen stellen. So soll der US-Gesundheitsminister
in spe unter anderem gefragt worden sein, wie er zum „Pharmacy and Medically
Underserved Areas Enhancement Act“ steht. Die sogenannte „Versorgerstatus“-Gesetzgebung
würde Apotheker als Anbieter von Gesundheitsleistungen anerkennen. Staatlich
lizenzierte Apotheker sollen hiernach in medizinisch unterversorgten Gemeinden
für einen erweiterten Bereich der Patientenversorgung Dienstleistungen
erbringen dürfen. Das Gesetzesvorhaben war unlängst wieder in den Kongress
eingebracht worden.
Er sei offen für alle Optionen, mit denen die Auswirkungen des Ärztemangels in den ländlichen Gebieten angegangen werden könnten, bekräftigte Price. Apotheker in unterversorgten Gebieten für bestimmten medizinischen Leistungen zu bezahlen, könnte in Staaten, wo dies möglich ist und wo es eine entsprechende Nachfrage für solche Dienste gibt, gut funktionieren.
Der amerikanische Apothekerverband (American Pharmacists Association, APhA) begrüßte die Äußerungen. „Wir könnten kaum erfreuter darüber sein, dass Price, ebenso wie unsere 300.000 Apotheker und die Patienten, die sie versorgen, den Wert der Apotheker für unser Gesundheitssystem anerkennt“, kommentiert der geschäftsführende Vizepräsident der APhA Tom Menighan.
Apotheker fordern Geld fürs Medikationsmanagement
Der Pharmazeut Jason Poquette schreibt in dem Nachrichtenportal „Multibriefs“: „Als Apotheker, der an vorderster Front in der öffentlichen Apotheke arbeitet, glaube ich, eines der besten Dinge, die Trump für die Patienten und die Apotheken tun könnte, wäre, den Tätigkeitsumfang öffentlicher Apotheker zu erweitern, indem sie für das Medikationsmanagement bezahlt werden.“ Seiner Meinung nach wäre die Ausdehnung der Rolle der Apotheker ein Gewinn für die Gesundheitsversorgung insgesamt.
Sorge wegen etwaiger Preiskürzungen bei Arzneimitteln
Sorge bereiten den amerikanischen Apothekern allerdings die Ankündigungen Trumps zu den Einschnitten bei den Arzneimittelpreisen. Die Auswirkungen reduzierter Preise träfen die öffentlichen Apotheke in Form von geringeren Margen. Dies ist für Poquette eine „erschreckende Vorstellung“ angesichts der Tatsache, dass die Apothekenmargen ohnehin bereits jetzt unter denen der meisten anderen Gesundheitsversorger lägen.
Obwohl die Gesamtbevölkerung allein der fünf größten EU-Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien etwa vergleichbar mit der US-Bevölkerung ist, ist die Zahl der Apotheken in der EU mit fast 97.000 erheblich höher als in den USA (etwa 64.000). Während in den genannten fünf EU-Ländern im Schnitt rund 31 Apotheken auf 100.000 Apotheker kommen, sind es in den USA nur 20. Der Markt ist nach Expertenangaben kompetitiver als in Europa, wo in vielen Ländern Fremd- und Mehrbesitzverbote, Niederlassungsbeschränkungen sowie Apothekenpflicht- und Preisregulierungen in Kraft sind.
Nach einem aktuellen Marktbericht teilten in 2016 CVS Health, Walgreens Boots Alliance (WBA), Express Scripts, Walmart, Rite Aid, and OptumRx (UnitedHealth) rund zwei Drittel des Umsatzes mit rezeptpflichtigen Medikamenten unter sich auf.
Wie geht es weiter mit Obamacare?
Auch eine der ersten Amtshandlungen von Trump könnte Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung und auf Apotheker haben: Am 20. Januar 2017 unterzeichnete der US-Präsident eine „Executive Order“ zum „Patient Protection and Affordable Care Act” (ACA, bekannt als „Obamacare“). Dies kam nicht überraschend, stand die Abschaffung von Obamacare doch bekanntermaßen ganz oben auf Trumps politischer Agenda. Ganz so schlimm scheint es aber nicht zu kommen. Eine direkte Aufhebung des ACA ohne ein bereitstehendes alternatives System will der der neue Präsident offenbar vermeiden. In dem eher vage formulierten Erlass weist Trump seine Administration an, im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen alle Möglichkeiten zu nutzen, um durch den ACA entstehende Belastungen für Individuen, Bundesstaaten, Versicherer und andere Firmen zu mindern.
Alles viel einfacher, billiger und besser?
Am Wochenende vor seinem Amtsantritt hatte er in einem Interview mit der Washington Post bekannt gegeben, sein eigener alternativer Gesundheitsplan sei bereits annähernd fertiggestellt: „Wir werden eine Versicherung für jedermann haben", wird Trump zitiert. Es werde alles viel einfacher, billiger und besser. Befürchtungen, dass bei einem Wegfall von Obamacare Millionen von Amerikanern ihre Gesundheitsabsicherung verlieren könnten, bestehen nicht ohne Grund. Nach einer Bewertung des unabhängigen Congressional Budget Office (CBO) könnte die Aufhebung zentraler ACA-Bestimmungen, wie sie in einem Gesetzesentwurf der Republikaner vom Jahr 2015 enthalten waren, die Zahl der Nichtversicherten schon im ersten Jahr um rund 18 Millionen ansteigen lassen.
Zwischenzeitlich hat Trump offenbar seine früheren Versprechen aufgegeben, Obamacare sofort nach dem Amtsantritt zu ersetzen: In einem Fernsehinterview sagte er kürzlich, es sei „sehr kompliziert“ – und würde wohl bis 2018 dauern.
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