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US-Pharmamarkt
Indische Unternehmen mit heftigem Gegenwind
Auf dem USA-Markt haben es indische Pharmahersteller zunehmend schwer: Fertigungsprobleme, Vorwürfe wegen Kartellbildung oder Patentabläufe beschäftigen die Firmen. Der neue US-Präsident Donald Trump könnte für weitere Probleme sorgen.
Die indische Pharmaindustrie steht auf dem US-amerikanischen Markt in absehbarer Zeit vor einer Reihe von Herausforderungen: weniger große Produkte mit Patentablauf, mehr Wettbewerb und verschärfte regulatorische Kontrolle, wie das Nachrichtenportal „ETHealthworld“ der indischen „Economic Times“ berichtet.
In jüngster Zeit war das Wachstum der indischen Arzneimittelhersteller auf dem US-Markt wegen Fertigungsproblemen heftig ausgebremst worden. Einige Fabriken der größten Pharma-Unternehmen Indiens wurden mit Importwarnungen durch die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA belegt. Eine Handvoll andere Firmen wird laut ETHealth World seit November letzten Jahres durch das Department of Justice (DOJ) wegen angeblicher Kartellbildung unter die Lupe genommen.
Gedämpftes Jahr 2017
Nun steht der indische Pharmasektor in Zeiten des neuen US-Präsidenten Donald Trump vor einem neuen Problem: Zwar könnten günstige Generika wegen der geplanten Einschnitte bei den Arzneimittelpreisen profitieren, doch betont Trump bekanntermaßen die Forderung, im eigenen Land zu produzieren. Angesichts dessen bereitet man sich in Indien offenbar auf ein eher gedämpftes Jahr vor. Der größte Pharmahersteller des Landes, Sun Pharma, der fast 45 Prozent seines Umsatzes in den USA macht, hat laut „ETHealthworld“ bereits zum Quartalsende im Dezember 2016 ein Minus von fünf Prozent beim Reingewinn gemeldet. Den US-Markt habe in diesem Zeitraum demgegenüber ein Wachstum von vier Prozent registriert.
Ähnlich seien die Aussichten bei Dr. Reddys. „Wir rechnen im US-Geschäft weiterhin mit Gegenwind, Verzögerungen bei der Genehmigung bedeutender Launches und einer Erosion unseres Basisgeschäfts“, sagt Abhijit Mukherjee, der zu Dr. Reddy`s Führungsriege gehört. Und damit nicht genug. Die Untersuchung der DOJ zu einer etwaigen Preiskartellbildung sei ein „Überhang“, den die Unternehmen im Auge behalten sollten.
Die „offene Wunde” Patentrechtsverletzungen
Eine weitere „offene Wunde” zwischen den USA und Indien bleibt die Sorge um Schutz des geistigen Eigentums (Intellectual Property, IP). Auch hier gibt es Unsicherheiten, wie die neue Regierung damit umgehen wird. In dem Global Intellectual Property Report der US-Handelskammer kommt Indien jedenfalls sehr schlecht weg. Nach dem Bericht soll die indische Politik es nicht geschafft haben, fundamentale Schwächen des IP-Regelwerks zu beseitigen.
Im International IP-Index des Global Intellectual Property Centre (GIPC), einer Organisation unter der Handelskammer, rangiert Indien auf Platz 43 in einer Liste von 45 Ländern. Dahinter kommen nur noch Pakistan und Venezuela. Den ersten Platz nehmen die USA selbst ein, gefolgt von Großbritannien, Deutschland und Japan.
Kein Unterzeichner von TRIPS-Plus
Der Bericht beruhe auf falschen Annahmen, kontert die Indian Pharmaceutical Alliance (IPA), die Lobby-Gruppe der führenden indischen Pharmaunternehmen. Indien habe wirksame Maßnahmen zur Förderung und zur Durchsetzung von Schutzrechten erlassen. Diese seien konform mit internationalen Regeln, das das Land unterzeichnet hat. Das Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (TRIPS) legt für die Mitgliedsländer der Welthandelsorganisation (WTO) Mindeststandards für IP-Regulierungen fest. TRIPs-Plus ist eine Sammlung von höheren Standards für den Schutz, zu denen sich einige Länder verpflichtet haben. Indien gehört aber nicht dazu.
„Einige Länder versuchen, auf TRIPS-Plus zu pochen, aber das haben wir nicht angenommen“, betont Sudhanshu Pandey aus dem indischen Handelsministerium gegenüber der Economic Times. „Wir haben uns zu TRIPS verpflichtet, und daran halten wir uns“, sagt er.
Ein Handelskrieg sei nicht zu erwarten
Pandey hält den ganzen Aufruhr über die Qualitätsprobleme in den Medien im Übrigen für übertrieben. Indische Unternehmen seien vom Ansatz her „ehrlich“, meint Pandey. An die Möglichkeit eines Handelskrieges zwischen Indien und den USA denke die indische Pharma-Lobby nicht – höchstens mit Ländern wie Mexiko oder China könne es zu entsprechenden Konflikten kommen.
Auch DG Shah, Generalsekretär der indischen Pharma-Allianz, wiegelt ab. Die Investitionen indischer Unternehmen in den USA hätten sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre versechsfacht. Damit seien auch Arbeitsplätze geschaffen worden. „Wir sparen der US-Gesundheitsversorgung 80 Milliarden US-Dollar an Gesundheitsausgaben“, fügt Shah an.
Hauptlieferant von Medikamenten in den USA
Wie „EPHealth World“ weiter berichtet, exportiert Indien Arzneimittel im Wert von fast 13 Milliarden US-Dollar in die ganze Welt, ein Fünftel davon in die USA. Nach Angaben der US-amerikanischen FDA kommen 40 Prozent der Medikamente in den USA aus Indien. Rund 200 Produktionsstätten in Indien haben eine Zulassung in den USA. In den letzten Jahren hat die Agentur ihre Präsenz durch Aufstockung ihres Inspektionspersonals ausgebaut. Trotzdem konnten indische Unternehmen die Zahl neuer Produktzulassungen verdoppeln.
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