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Großbritannien
Theresa May verteidigt Honorarkürzung für Apotheker
Die neue britische Regierung hat neben dem Brexit derzeit mehrere inländische Baustellen, an denen sie arbeitet. Eine davon ist der englische Gesundheitsdienst NHS, der für seine Ineffizienz kritisiert wird. Bei einer Fragestunde im Parlament hat Premierministerin Theresa May am gestrigen Mittwoch klargestellt, dass auch im Apothekenmarkt weiter gespart werden müsse.
Theresa May ist Parteivorsitzende der Conservative Party und seit dem Sommer 2016 Premierministerin des Vereinigten Königreichs. Sie trat die Nachfolge von James Cameron an, der nach der Volksabstimmung zum Brexit zurückgetreten war. Camerons Regierung hatte im vergangenen Jahr herbe Einsparungen im Apothekenmarkt beschlossen. Insgesamt sollen umgerechnet 3,3 Milliarden Euro pro Jahr weniger für die Apotheken ausgegeben werden. Schon im Oktober 2016 sank das Apothekenhonorar um mehr als 6 Prozent. Einzelne Honorarbestandteile wurden komplett gestrichen und durch neue Pauschalen ersetzt.
Der Parlamentsabgeordnete Sir Kevin Barron brachte das Thema am gestrigen Mittwoch spontan auf die Tagesordnung des House of Commons. Während einer Fragestunde wollte der Abgeordnete von May wissen, ob sie zu diesen Einschnitten im Apothekenmarkt stehe und den Sparkurs weiterverfolge. Ein Apotheker aus seinem Wahlkreis habe ihn angeschrieben und auf die Auswirkungen insbesondere auf kleine Apotheken hingewiesen. Der Pharmazeut habe auf seiner Abrechnung im Monat Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat Mindereinnahmen von knapp 19 Prozent hinnehmen müssen, sagte Sir Kevin Barron.
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Zwischen Staatsversorgung und einem Markt ohne Regeln
May antwortete entschlossen: „Wir wissen alle, wie wichtig die Rolle der Apotheken ist. Und genau deswegen haben wir auch immer mehr Geld in den Apothekenmarkt investiert in den vergangenen Jahren“, begann May ihre Antwort. Die Premierministerin wies auch darauf hin, dass die Apothekenzahl in den vergangenen zehn Jahren um 18 Prozent gestiegen sei. Zur Erklärung: Die britische Regierung hatte vor einigen Jahren Vorschriften in der Bedarfsplanung gelockert. Insbesondere für Apotheken in Supermärkten und Einkaufszentren wurde die Bedarfsplanung komplett aufgehoben.
Apothekenzahl um 18 Prozent gestiegen
May denkt nun aber, dass die gestiegene Apothekenzahl zu Ineffizienzen geführt habe. „Dieses System braucht nach wie vor eine Reform, sodass die Gelder des NHS effektiv und effizient eingesetzt werden.“ Um die Reformbedürftigkeit des Apothekenmarktes zu unterstreichen, legte May dem Parlament weitere Zahlen vor. „Zwei Fünftel der Apotheken befinden sich innerhalb eines 10-Minuten-Fußmarsches zu zwei oder mehr Apotheken und eine durchschnittliche Apotheke erhält ungefähr 220.000 Pfund vom NHS.“
Die Einspar-Beschlüsse ihrer Vorgänger-Regierung unterstützt die Premierministerin daher. Sie sagte, dass sie dazu dienten, Apotheken in „besonderen Lagen“ mehr zu unterstützen. May bezieht sich mit dieser Äußerung auf die „Machart“ der Kürzungen im Apothekenbereich. Die britische Regierung hatte im vergangenen Jahr damit begonnen, mehrere Honorarbestandteile zu einer neuen Gebühr zusammenzufassen. Die Apotheker erhielten bislang beispielsweise „practice payments“. Je nach der Menge dispensierter Packungen pro Jahr sind das Zahlungen, die für die Bereithaltung und die Pflege der Apothekenräume ausgezahlt wurden. Diese Zahlungen sollen jetzt unter anderem mit den Packungsabgabe-Honoraren und einem weiteren Zusatzhonorar für das Einlösen von eRezepten zusammengeführt werden.
May bezog sich wahrscheinlich aber auf eine weitere Änderung beim Apothekenhonorar. Denn trotz der oben beschriebenen Eingriffe hatte die Regierung einen kleinen Schutz für Landapotheken vorgenommen: Apotheken mit einem Abstand von mindestens 1,6 Kilometer zum nächsten Wettbewerber, die unter einer bestimmten Umsatzgrenze liegen, erhalten vom NHS Extra-Zahlungen, um die Honorarkürzungen abfedern zu können.
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