- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Cannabis auf Rezept – ...
Ratgeber zum neuen Recht
Cannabis auf Rezept – Das müssen Apotheker zum Start wissen
Was sollte in der Beratung angesprochen werden?
Im neuen Gesetz wurde ausdrücklich darauf verzichtet, einzelne Indikationen zur medizinischen Anwendung von Cannabis aufzuführen. Theoretisch könnten Cannabis-Blüten und -Extrakte sowie Rezepturarzneimittel mit Dronabinol daher für jede Indikation verordnet werden. Unabhängig vom Anwendungsgebiet sollten dem Patienten bei der Abgabe einige Worte mit auf den Weg gegeben werden.
Dosierung
Zur Dosierung von Cannabis als Medizin gibt es keine allgemein gültigen Regeln, aber Empfehlungen. Unabhängig davon, ob es sich um Blüten, Extrakte, Rezepturen oder Fertigarzneimittel handelt, gilt es grundsätzlich, die richtige Dosis für eine Dauertherapie langsam zu titrieren. Das kann unter Umständen mehrere Wochen dauern. Während dieser Zeit sollte der Patient kein Fahrzeug führen. Die Anwendung sollte immer unter gleichen Bedingungen, also entweder vor, zum oder nach dem Essen und zur gleichen Tageszeit erfolgen.
Bei Cannabis-Blüten wird je nach THC-Gehalt eine Anfangsdosis von 25 bis 50 mg Cannabis-Blüten empfohlen und maximal 100 mg Cannabis-Blüten mit geringem THC-Gehalt pro Tag. Die Dosis kann alle ein bis drei Tage um etwa 25 bis 100 mg Cannabis-Blüten gesteigert werden. Zur inhalativen Anwendung empfiehlt sich ein Vaporisator (siehe dazu NRF 22.12. und 22.13.). Möglich ist auch die Anwendung als Tee, allerdings mit geringerer Ausbeute (siehe dazu NRF 22.14. und 22.15.).
In Bezug auf Rezepturen mit Dronabinol wird mit ein- bis zweimal täglich 2,5 mg Dronabinol begonnen und die Dosis vorsichtig innerhalb von vier Wochen alle ein bis zwei Tage um eine Einheit (2,5 mg Dronabinol) bis zum Erreichen der gewünschten Wirkung oder dem Eintritt von Nebenwirkungen gesteigert. Ölige Dronabinol-Tropfen sollten zur oralen Einnahme nicht mit Wasser verdünnt werden, sondern entweder direkt auf einem Löffel oder auf ein Stück Brot, einen Keks oder Würfelzucker getropft eingenommen werden.
Bei der Therapie mit Sativex® wird mit einem Sprühstoß am Abend begonnen. Der Patient kann die Dosis schrittweise um einen Sprühstoß pro Tag erhöhen auf höchstens zwölf Sprühstöße täglich. Zwischen den Sprühstößen sollten Abstände von mindestens 15 Minuten liegen.
Beim Fertigarzneimittel Canemes® ist eine Dosierung von ein bis zwei Kapseln (1,0 bzw. 2,0 mg Nabilon) pro Tag üblich.
Beim Extrakt aus Cannabis-Blüten wird in der Regel mit einer Einzeldosis von 2,5 mg Dronabinol täglich begonnen. Sinnvoll ist es, die Tropfen zur Einnahme direkt auf einen Löffel zu geben. Alternativ können sie auf einem Stück Brot, einem Butterkeks oder auf einem Stück Zucker eingenommen werden. Auf keinen Fall dürfen die Tropfen inhaliert werden.
Nebenwirkungen
Vor allem zu Beginn der Therapie treten häufig Schwindelgefühle und Müdigkeit auf. Auch Nebenwirkungen wie Tachykardie, Blutdruckabfall, Mundtrockenheit, Muskelentspannung, verstärkter Appetit und psychotrope Wirkungen sind möglich. Bei regelmäßiger Einnahme tritt aber meist eine Gewöhnung ein.
Kontraindikationen
Persönlichkeitsstörungen, psychotische Erkrankungen, schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwangerschaft und Stillzeit sind wichtige Kontraindikationen.
Interaktionen
Es sind Wechselwirkungen mit Substraten des Cytochrom-P450-Systems (CYP450) möglich, darunter CYP-Inhibitoren wie Itraconazol, Ritonavir oder Clarithromycin und CYP-Induktoren wie Rifampicin, Carbamazepin und Phenytoin. Pharmakodynamisch können die sedierenden Wirkungen von Benzodiazepinen und Hypnotika und die muskelrelaxierende Wirkung von Spasmolytika verstärkt werden.
Überdosierung
Bei Überdosierung des Fertigarzneimittels Sativex® wurden akute intoxikationsartige Reaktionen einschließlich Schwindelgefühl, Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Paranoia, Tachykardie oder Bradykardie mit Hypotonie beobachtet.
Cannabis: Arbeitshilfe für die Apotheke
Klaus Häußermann, Franjo Grotenhermen, Eva Milz
1976 pries der Song „Legalize it!" Cannabis als Medizin – und landete auf dem Index. 2016 lindert Vater Beimer in der „Lindenstraße" seine Parkinsonsymptome mit Gras und hat die Nation auf seiner Seite. Ein weiter Weg – doch jetzt ist es soweit: Cannabis auf Rezept aus der Apotheke! Dieses Szenario ist brandneu und wirft ungewohnte Fragen auf:
- Welche Sorten und Darreichungsformen von Cannabis sind verfügbar?
- Wem wird was auf welcher rechtlichen Grundlage verschrieben?
- Welche Indikationen sprechen auf Cannabis an?
- Wie sind Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen für den Patienten?
- Wie gestaltet sich Beschaffung, Lagerung und Prüfung in der Apotheke?
Die Autoren, ausgewiesene Experten für BtM und cannabisbasierte Arzneimittel, liefern Ihnen eine kompakte Arbeitshilfe für die Apotheke. Profitieren Sie von diesem Wissen!
13 Kommentare
Unverträglichkeit
von Christine Gebauer am 01.04.2018 um 13:29 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Multiple Sklerose
von Ulrike Caesar am 22.08.2017 um 16:37 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Rezept
von Hexor am 28.05.2017 um 22:16 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Rezept
von Anonym am 07.01.2020 um 19:07 Uhr
Wirkungsdauer
von Horst am 19.04.2017 um 18:16 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Wirkungsdauer
von Timmi am 14.06.2017 um 16:48 Uhr
AW: Wirkungsdauer
von Frank Glassl am 11.03.2018 um 0:57 Uhr
Wann wird Cannabis zugelassen ?
von Inge Gießler am 17.03.2017 um 20:23 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Wann wird Cannabis zugelassen
von Anonym am 07.01.2020 um 19:05 Uhr
Führerschein?
von Sven Friedrich am 10.03.2017 um 15:22 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Führerschein
von Rika Rausch am 13.03.2017 um 8:40 Uhr
Führerschein
von Rizla am 09.03.2017 um 19:31 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: führerschein
von guenter behle am 11.03.2017 um 10:39 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.