Arzneimittel-Lieferengpässe

Diefenbach sammelt wieder Defekte

Berlin - 13.03.2017, 15:45 Uhr

Arzneimittel-Lieferengpässe: Wie ist die Lage in öffentlichen Apotheken wirklich? (Foto: Daniel Coulmann / Fotolia)

Arzneimittel-Lieferengpässe: Wie ist die Lage in öffentlichen Apotheken wirklich? (Foto: Daniel Coulmann / Fotolia)


Arzneimittel-Lieferengpässe – sind sie wirklich nur ein Problem der Krankenhäuser, wie es die AOK Baden-Württemberg vergangene Woche erklärt hat? Der Offenbacher Apotheker Hans Rudolf Diefenbach ist anderer Ansicht. Er will nun wieder Defektlisten sammeln, um Belege für die Probleme in die Medien und den anstehenden Wahlkampf zu tragen.  

Lieferengpässe bei Arzneimitteln werden offensichtlich höchst unterschiedlich wahrgenommen. Die AOK Baden-Württemberg präsentierte vergangene Woche eine Studie, der zufolge die Arzneimittelversorgung über Apotheken sei „absolut gesichert“ ist. 99 Prozent der rund 2000 Befragten mit regelmäßigen ärztlichen Verordnungen erhielten ihr Medikament entweder an dem Tag, an dem sie das Rezept in der Apotheke einreichten oder einen Tag später. Kein Problem also. Anders sehe die Sache im Klinikbereich aus, räumt die AOK ein. Hier fehlten derzeit Arzneimittel mit 280 verschiedenen Wirkstoffen, 30 davon würden von der jeweiligen Klinikapotheke als versorgungskritisch eingestuft. 

Die Techniker Krankenkasse sprach dagegen kürzlich davon, dass bei ihr 3,8 Prozent der Packungen aufgrund von Lieferschwierigkeiten ausgetauscht werden müssen – der Durchschnitt liege bei 4,3 Prozent. Aus Sicht der TK ist das bereits eine problematisch Größenordnung – sie forderte daher, die Hersteller stärker in die Pflicht zu nehmen, auch finanziell.

Doch die Politik hält sich mit schärferen Maßnahmen, wie sie immer wieder auch von Ärzten, aber auch von Apothekern gefordert werden, zurück. Im jüngst verabschiedeten Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz wird das Thema zwar aufgegriffen. Beispielsweise gibt es künftig eine neue Pflicht für pharmazeutische Unternehmer, Engpässe im Klinikbereich an die Krankenhäuser zu melden. Aber Sanktionen fürs Zuwiderhandeln sind nicht vorgesehen – und auch an den lediglich freiwilligen Engpass-Meldungen an die Bundesoberbehörden hält der Gesetzgeber fest.

Diefenbach: „Ununterbrochen auf das Problem hinweisen“

Man könnte also meinen, die öffentlichen Apotheken haben keine Schwierigkeiten mehr mit Engpässen, die gewünschten Arzneimittel seien also stets problemlos verfügbar. Das sieht der Offenbacher Apotheker Hans-Rudolf Diefenbach allerdings ganz anders. Für ihn gehören Lieferengpässe nach wie vor zum ärgerlichen Alltag. Diefenbach hat in den vergangenen Jahren wiederholt öffentlichkeitswirksam auf die bestehenden Probleme hingewiesen. Auch die Nicht-Fach-Medien wurden auf ihn aufmerksam – er kam daher auf den unterschiedlichsten Kanälen zu Wort. Auch derzeit gibt es wieder Anfragen bei ihm, etwa vom Hessischen Rundfunk und vom Südwestfunk. Und der umtriebige Apotheker hat sich vorgenommen, gerade im Vorfeld der Bundestagswahl  „ununterbrochen auf dieses Problem hinzuweisen“.

Diefenbach will nicht hinnehmen, dass die Lieferengpassfrage „in der politischen Behandlung weichgespült wird“ und einige Kassen-Vertreter schlicht der Ansicht sind, dass die Lieferprobleme und gegebenenfalls Versorgungsprobleme übertrieben dargestellt werden. Er sieht die Defektquoten steigen und moniert die „für uns Praktiker nicht nachvollziehbaren Kontingentierungen“ von Großhändlern und Herstellern. Außerdem gehe es nicht, „dass Ärzteschaft und Krankenhäuser auf Missstände hinweisen, die in unserer Praxis laufend auftreten, aber leider  vom eigenen Stand nicht mit der Dynamik angeprangert werden, die endlich zu einer Lösung und vor allem zu Transparenz führt“.

Und so ruft Diefenbach abermals Apotheken bundesweit auf, ihm Defektlisten zu senden, die er dann auswerten kann, um den Finger in die Wunde zu legen. Wer ihn unterstützen will, kann ihm seine Defektmeldungen per Mail oder Fax in die Rosen Apotheke in Offenbach zukommen lassen:

Mail: rosenapo.of@t-online.de 

Fax: 069/88 36 08

 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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