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Phosphoinositid-3-Kinase-Hemmer Buparlisip
Neues Wirkprinzip wirkt lebensverlängernd bei Kopf-Hals-Tumoren
Am Westdeutschen Tumorzentrum der Universitätskliniken Essen hat eine Studie mit dem PI3-Kinase-Hemmer Buparlisip große Erfolge bei der Behandlung von Patienten gezeigt, die an einer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung leiden. Geheilt wurde mit dem Arzneimittel, das auch einige unerwünschte Wirkungen zeigt, aber niemand.
C18H21F3N6O2 ist die Summenformel des experimentellen Wirkstoffes Buparlisip, in den in der Krebstherapie große Hoffnungen gesetzt wurden und noch werden. Das aus vier Heterozyklen bestehende Molekül mit dem systematischen Namen 5-[2,6-bis(morfolin-4-il)pirimidin-4-il]-4-(trifluorometil)piridin-2-amin ist ein Hemmer der Phosphoinositid-3-Kinase (PI3-Kinase), eines Schlüsselenzyms in der Signaltransduktion bei Prozessen wie dem Zellwachstum, der Zellproliferation, Migration, Differenzierung und Zelladhäsion. In vielen Tumoren spielt das Enzym eine Rolle, meist in Form einer Überaktivierung, ist allerdings auch essenziell für den gesamten Organismus und daher in sämtlichen eukaryotischen Zellen zu finden.
Der als Tablette oral verabreichte PI3-Kinase-Hemmer Buparlisip wird derzeit in verschiedenen klinischen Studien in Kombination mit anderen Wirkstoffen erprobt. Nachdem im vergangenen Jahr überwiegend positive Ergebnisse in den Phase-III-Studien Belle-2 und Belle-3 bei der Behandlung von fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs erzielt wurden, meldete jetzt das Westdeutsche Tumorzentrum (WTZ) am Universitätsklinikum (UK) Essen Erfolge bei der Therapie von fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren mit dem Wirkstoff. Gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Uni Duisburg-Essen und Forscherteams rund um den Globus hatte das WTZ an der internationalen Studie Beril-1 teilgenommen.
Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithel-Karzinom behandelt
„Die Studie wurde von der Firma Novartis initiiert. Das WTZ kooperiert mit Novartis sowie anderen Firmen bezüglich Studien in der frühen Medikamentenentwicklung seit einigen Jahren sehr erfolgreich“, sagt der Privatdozent Stefan Kasper, Oberarzt der Inneren Klinik in der Abteilung Tumorforschung und Leiter der Studie am UK Essen. So könne man den Patienten frühzeitig neue innovative Medikamente anbieten, sagt er.
Patienten mit fortgeschrittenen oder metastasierten Plattenepithel-Karzinomen des Kopf-Hals-Bereiches waren bei dieser Studie die Teilnehmer. „Es handelt sich aktuell um eine randomisierte Phase-II-Studie. Wir haben einen relativ hohen Anteil an Patienten an dieser Studie rekrutieren können“, sagt Kasper. Die Erkrankten erhielten entweder Buparlisip gemeinsam mit dem mitosehemmenden Chemotherapeutikum Paclitaxel oder ein Placebo und Paclitaxel. Bei allen Patienten war der Tumor zuvor nach einer Standard-Chemotherapie erneut gewachsen. Als Ergebnis der Studie konnten die Forscher zeigen, dass das Voranschreiten der Erkrankung bei den mit der Wirkstoff-Kombination behandelten Patienten deutlich verzögert werden konnte. Außerdem habe man mit der Behandlung die durchschnittliche Gesamtüberlebenszeit im Vergleich zur Kontrollgruppe verlängern können. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten die Forscher nun im Fachmagazin Lancet Oncology.
Depressionen und Selbstmordgedanken als mögliche unerwünschte Wirkungen
Eine nachhaltige Heilung der Tumor-Erkrankung war allerdings nicht Gegenstand der Studie: „Es handelt sich um eine Studie bei Patienten, die eine weit fortgeschrittene Erkrankung hatten und bei denen die Indikation für eine palliative Chemotherapie bestand. Diese Therapie dient dazu, das Leben zu verlängern und Symptome zu kontrollieren. Eine Heilung ist in dieser Krankheitssituation nicht mehr möglich“, sagt Kasper.
Das WZT habe sich bereits an Phase-I-Studien mit
Buparlisip beteiligt und wesentlich zur Weiterentwicklung dieses Arzneimittels
beitragen können, sagt Kasper. Daher werde man sich auch an weiteren Studien
wahrscheinlich wieder beteiligen, wenn welche aufgelegt würden. „Wir hoffen,
dass der Wirkstoff weiterentwickelt wird, da insbesondere die Ansprechrate in
der Kombination mit der Chemotherapie deutlich erhöht war“, sagt Kasper. In
den Belle-Studien allerdings hatten sich neben einer hohen Wirksamkeit auch
einige unerwünschte Nebenwirkungen gezeigt. In den im Dezember 2016
veröffentlichten Ergebnissen beschrieben die Forscher Angstzustände,
Depressionen, Selbstmordgedanken und veränderte Leber-Werte als unerwünschte
Wirkungen. Einige Beobachter gehen daher davon aus, dass die Toxizität des
Wirkstoffes weitere Forschung daran beenden könnte.
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