Jahresbilanz

Stada-Dividende steigt trotz niedrigerem Gewinn

Berlin - 29.03.2017, 14:21 Uhr

22 Prozent weniger Konzerngewinn: Der Pharmakonzern Stada will schnell wachsen - trotz unsicherer Zukunft. (Foto: Stada)

22 Prozent weniger Konzerngewinn: Der Pharmakonzern Stada will schnell wachsen - trotz unsicherer Zukunft. (Foto: Stada)


Während sich der Arzneimittelhersteller Stada inmitten eines Bieterrennens befindet und damit seine Eigenständigkeit zu verlieren droht, lenkt der Vorstand den Blick auf höhere Wachstumsziele für 2017 und 2019. Im vergangenen Jahr musste der Konzern allerdings erstmal einen deutlichen Gewinnrückgang verkraften.

Beim Bad Vilbeler Arzneimittelhersteller Stada ist ein Kulturwandel im Gange, das Unternehmen befindet sich im Aufbruch, Wachstumspotenziale sollen gehoben werden. Diese Botschaft versuchte Vorstandschef Matthias Wiedenfels auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens zu verbreiten, während gleichzeitig zwei Bietergruppen, bestehend aus den Finanzinvestoren Advent und Permira sowie Bain und Cinven, um eine Übernahme des MDax-Konzerns kämpfen. Beide Seiten sollen jeweils 58 Euro je Aktie oder 3,6 Milliarden Euro für Stada bieten. Doch dazu sagte Wiedenfels nur: „Der Prozess läuft gut, es werden intensive Gespräche mit den Bietern geführt.“ Am Ende soll es ein Ergebnis geben, das im besten Interesse des Unternehmens sei.

Deutlich gesprächiger zeigten sich Wiedenfels und Finanzchef Helmut Kraft mit Blick auf künftige Ziele. So peilt der Hersteller von Produkten wie Grippostad und Ladival für das laufende Jahr einen Umsatz von 2,28 bis 2,35 Milliarden Euro und einen bereinigten Konzerngewinn von 195 bis 205 Millionen Euro an. Bereits zum 1. April soll das neue Vorstandsmitglied Barthold Piening seine Tätigkeit aufnehmen und dann für Produktion, Lieferkette, Forschung und Entwicklung verantwortlich sein.

Im Rahmen des bereits im Oktober 2016 vorgestellten Zukunftsprogramms „Stada Plus“ hat der Vorstand zudem mittlerweile weiteres Wachstumspotenzial entdeckt und die Mittelfrist-Prognose angehoben. Demnach soll der Umsatz im Jahr 2019 bei 2,65 bis 2,7 Milliarden Euro liegen, wobei zirka 55 Prozent durch die Generikasparte und 45 Prozent von den Markenprodukten erwirtschaftet werden sollen. Beim Ebitda, dem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, kalkuliert das Management nach neuer Rechnung mit 570 bis 590 Millionen Euro. Dazu sollen Effizienzsteigerungen, zusätzliche Einsparpotenziale und eine Straffung der Organisation beitragen. Allein 100 Millionen Euro will der Konzern 2019 mit vier Biosimilars erwirtschaften, die dann auf den Markt kommen sollen. „Wir wollen Spitzenreiter in der Industrie werden“, sagte Wiedenfels.

Druck von Großaktionären

Die ambitionierten Ziele können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Management unter erheblichem Druck von Großaktionären steht, mehr Wert zu schaffen. Im vergangenen Jahr hat der Konzern daher erhebliche Veränderungen durchgemacht: Teile des Vorstands wurden neu besetzt, der Aufsichtsrat neu zusammengesetzt, die Organisation gestrafft, das Portfolio bereinigt und die Effizienz erhöht. „2016 war ein Jahr des Umbruchs. Wir haben begonnen, Wertsteigerungspotenziale für die Zukunft zu heben“, fasste Wiedenfels, der im Juni 2016 die Nachfolge das langjährigen Stada-Chefs Hartmut Retzlaff angetreten hatte, die Neuausrichtung zusammen.

Unter dem Strich stand am Jahresende bei einem Umsatz von 2,139 (2015: 2,115) Milliarden Euro ein gegenüber 2015 um 22 Prozent niedrigerer Konzerngewinn von 86 Millionen Euro. Der Umbau hat damit deutliche Spuren in der Bilanz hinterlassen. Der um Sondereffekte bereinigte Konzerngewinn fiel hingegen mit 177 Millionen Euro sieben Prozent höher aus als 2015. Die Neubewertung einer Transaktion hatte zudem eine Verschiebung der Pressekonferenz nötig gemacht; die Zahlen fielen dabei etwas niedriger aus, als ursprünglich mit den Eckdaten Anfang März in Aussicht gestellt.

Trotz des gesunkenen Gewinns will Stada seinen Aktionären eine um zwei Cent auf 72 Cent erhöhte Dividende zahlen. Auch für die kommenden Jahre stellte Finanzchef Kraft weitere Dividendensteigerungen in Aussicht. 

Bespitzelung als „Kuriosität“

Bestätigt hat Wiedenfels auf der Pressekonferenz einen Medienbericht, dass er vor rund neun Monaten abgehört worden sei. Details dazu nannte er nicht – es habe sich um eine „Kuriosität“ gehandelt, die mittlerweile abgeschlossen sei. Zu seiner eigenen Zukunft als Vorstandschef sagte er: „Ich verbinde die Unternehmensziele bis 2021 mit meinem Namen.“ 

Ob und wie lange er tatsächlich Stada leiten wird, werden allerdings die künftigen Eigentümer entscheiden. Der aktuelle Aktienkurs, so ließ Finanzchef Kraft durchblicken, lasse jedenfalls eine gewisse Wahrscheinlichkeit einer Transaktion erwarten. 



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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