Krebs im Rachenraum

Biomarker könnte zur Früherkennung taugen

Stuttgart - 10.04.2017, 09:00 Uhr

HPV: nicht nur mitverantwortlich bei Gebärmutterhalskrebs, auch bei Tumoren des Rachens. (Foto: Kateryna_Kon / Fotolia)

HPV: nicht nur mitverantwortlich bei Gebärmutterhalskrebs, auch bei Tumoren des Rachens. (Foto: Kateryna_Kon / Fotolia)


Rund 40 Prozent der Tumore HPV-bedingt

Für die Untersuchung wurden Blutproben der US-amerikanischen PLCO-Studie herangezogen. 

In die Studie zur Krebs-Früherkennung waren zwischen 1993 und 2001 rund 150.000 gesunde Teilnehmer aufgenommen und deren im Untersuchungszeitraum auftretende Krebserkrankungen dokumentiert worden. Die Forscher vom DKFZ werteten Blutproben von 198 Patienten mit Tumoren im Rachenraum aus, die beim Eintritt der Teilnehmer in die Studie, also lange vor dem Ausbruch der Krebserkrankung genommen worden waren. Blutproben von 924 PLCO-Teilnehmern ohne Krebsdiagnose fungierten als Kontrolle.  

Bei 42,3 Prozent aller Patienten mit Krebs im Rachenraum wurden tatsächlich Antikörper gegen HPV16-E6 gefunden. Laut Waterboer entspricht dies ziemlich genau dem Anteil HPV-bedingter Fälle unter den Rachentumoren, den das Team für den damaligen Zeitpunkt in der amerikanischen Bevölkerung erwartet hatte. Dies bedeutet eine hohe Treffsicherheit. Untersuchungen der betroffenen Tumorgewebe bestätigten zudem, dass der Antikörper-Nachweis ausschließlich bei solchen Patienten positiv ausfiel, deren Krebs tatsächlich mit HPV16 im Zusammenhang stand. Aber auch bei 0,5 Prozent der Personen aus der Kontrollgruppe fiel er positiv aus.

Einsatz zur Früherkennung am ehesten bei Hochrisikogruppen

Deswegen sei der Nachweis von HPV16-E6-Antikörpern als Methode zur Krebsfrüherkennung in größeren Bevölkerungsgruppen bis dato nicht geeignet, glauben die Wissenschaftler. „Die Neuerkrankungsrate von Krebs im Rachenraum ist mit etwa fünf Fällen pro 100.000 Einwohnern eher niedrig“, erläutert Studienleiter Tim Waterboer. „Trotz der hohen Spezifität des Tests würden sehr viele gesunde Menschen fälschlicherweise ein positives Testergebnis erhalten.“ Bei bestimmten Hochrisikogruppen, in denen bis zu zehn Mal mehr Menschen erkranken könnten, könnte der Kreis der besonders krebsgefährdeten Personen mit dem Test allerdings leicht eingeengt werden.

Die Blutproben waren teilweise bis zu 13 Jahre vor der Tumordiagnose genommen worden. Da das Ergebnis nach Wiederholungsuntersuchungen lange Zeit stabil bleibt, könnte ein einziger Bluttest zu einem beliebigen Zeitpunkt ausreichen, um das Tumor-Risiko für die darauffolgenden zehn Jahre abzuschätzen.

Die DKFZ-Virologen betonen, dass der Test für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und anderen HPV-bedingten Tumoren im Genitalbereich nicht geeignet ist. Der Grund: Im Gegensatz zu Krebs des Rachenraums treten die verräterischen Antikörper hier erst auf, wenn der Krebs bereits klinisch diagnostiziert werden kann.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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