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Apothekenwirtschaftsbericht
Der Apotheken-Markt polarisiert sich
Die wirtschaftliche Lage der Apotheken ist mittlerweile nicht nur von der Politik, sondern auch von Justiz getrieben. Das ist spätestens seit dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 klar. Mögen der durchschnittliche Umsatz und das Betriebsergebnis der Apotheken derzeit noch steigen – dieses „Wachstum steht auf des Messers Schneide“, meint Dr. Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales der ABDA.
Mit den aktuellen betriebswirtschaftlichen Daten zur Apotheke befasste sich am heutigen Mittwoch beim DAV-Wirtschaftsforum Dr. Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales der ABDA. Wie haben sich Umsatz, Kosten und Betriebsergebnis im Zeitverlauf entwickelt? Der DAV stützt sich bei seinen Aussagen auf ein mit der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover abgestimmtes Datenpanel, das testierte Betriebsergebnisse von 2500 Apotheken enthält. Diese Daten werden sodann nach der tatsächlichen Apothekenverteilung hochgerechnet. Bauer ist schon jetzt gespannt auf einen Vergleich der ABDA-Daten mit jenen, die die Agentur 2hm derzeit für ihr Gutachten zur Arzneimittelpreisverordnung zusammenträgt.
Wie sieht es also nach den aktuellen Daten der ABDA aus? Klar ist: Der Umsatz steigt – dies zeigte ABDA-Geschäftsführerin Claudia Korf bereits auf. Aber wie verteilt er sich unter den Apotheken? Früher nahm die ABDA die „typische Apotheke“ als Beispiel – die Umsatzklasse, in der sich die meisten Apotheken befanden (das wäre in der Grafik unten der rote, der höchste Balken). Doch diese Berechnung wurde unter anderem von der Politik moniert, ließ sie doch die ganz großen Verdiener am einen Ende der Skala unberücksichtigt. Und so rechnet man heute mit der rechnerisch durchschnittlichen Apotheke. Und die hat nach den jüngsten ABDA-Daten einen Umsatz von 2,22 Millionen Euro erzielt. Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass rund 61 Prozent der Apotheken unter diesem Durchschnitt liegen.
Umsätze verschieben sich
Ein Vergleich der Jahre 2013 und 2016 zeigt, dass sich die Umsätze verschieben. Dies liegt laut Bauer auch daran, dass kleinere Apotheken schließen und ihre Umsätze zu stärkeren Apotheken fließen.
Die Hinweise, dass sich der Markt polarisiert, mehren sich, sagt Bauer: Größere Apotheken haben auch ein höheres Umsatzwachstum als kleinere Apotheken. Dies zeigt ein Vergleich der typischen und der durchschnitten Apothekenumsätze.
Personalkosten im Verhältnis zum Rohgewinn
Vom Umsatz zum Betriebsergebnis (vor Steuern) kommt man nun, indem zunächst der Wareneinsatz in Abzug gebracht wird – und zwar unter Berücksichtigung der tatsächlichen Einkaufspreise, also inklusive etwaiger Einkaufsvorteile, Skonti und ähnlichem. Nach diesem Abzug hat man den Rohgewinn, von dem nun noch die Kosten – Personal- und sonstige steuerlich abzugsfähige Kosten – abzuziehen sind. Dann erst hat man das Betriebsergebnis.
Der Wareneinsatz hat sich in den vergangenen 15 Jahren von 70 auf 75,8 Prozent des Netto-Umsatzes erhöht. Erst ging es beständig bergauf, dann kam 2013 eine AMNOG-Delle, mittlerweile ist man etwas über dem Vor-AMNOG-Niveau.
Etwas über 10 Prozent des Netto-Umsatzes fallen auf Personalkosten. 2016 waren es 10,6 Prozent. Dieser Kostenfaktor ist seit Jahren erstaunlich stabil. Anders sieht es hingegen aus, stellt man ihn im Vergleich zum Rohgewinn, erklärte Bauer. Hingegen sinkt der Anteil der „sonstigen Kosten“ am Netto-Umsatz. 2016 lag er für die durchschnittliche Apotheke bei 7,4 Prozent
Betriebsergebnis steigt
Damit blieben im Jahr 2016 für die durchschnittliche Apotheke 6,4 Prozent des Netto-Umsatzes für den Rohgewinn übrig. Schaut man sich die absoluten Zahlen an, wirkt dies eindrucksvoller, insbesondere die Entwicklung in den Nach-AMNOG-Jahren ab 2013. Auf 142.622 Euro beziffert die ABDA nun das durchschnittliche Betriebsergebnis. Korrigiert man dieses mit dem Verbraucherpreisindex zeigt sich allerdings, dass das Wachstum im Rahmen bleibt.
Beeinflusst wird das Betriebsergebnis von vielen Faktoren. Für 2017 ist damit zu rechnen, dass etwas höhere Personalkosten zu Buche schlagen und die Apothekenzahl weiter abnimmt. Beim Rx-Absatz ist noch ein geringes Wachstum zu erwarten. Und natürlich wird es künftig mehr Honorar für Rezepturen und die Dokumentation von BtM- und T-Rezepten geben. Damit wäre 2017 voraussichtlich mit einem leicht steigenden Betriebsergebnis zu rechnen.
Risiken durch begrenzte Boni und Skonto-Verfahren
Allerdings könnte sich das ganz schnell ändern, wenn die Politik als Reaktion auf das EuGH-Urteil zur Preisbindung auch deutschen Apotheken begrenzte Boni erlauben würde. Diese würden 1:1 auf das Betriebsergebnis durchschlagen, betonte Bauer. Gehe man davon aus, dass eine durchschnittliche Apotheke etwa 37.500 Rx-Packungen im Jahr abgibt und 85 Prozent davon mit einem Ein-Euro-Bonus, so würde das zu einem Rohertragsverlust von 26.775 Euro führen – damit läge das Betriebsergebnis von 2016 nicht mehr bei 142.622 Euro, sondern nur noch bei 115.847 Euro.
Ein weiterer Risikofaktor ist das anstehende Urteil des Bundesgerichtshofs zu Skonti. Sollten Skonti künftig für unzulässig erklärt werden, wäre dies ebenfalls ein spürbarer Verlust für Apotheken. Denn mit Blick auf den hohen Wareneinsatzanteil am Netto-Umsatz hätten Änderungen am realen Wareneinsatz sofort deutliche Wirkungen auf das Betriebsergebnis. Für die durchschnittliche Apotheke würden schlechtere Einkaufsbedingungen von nur einem Prozentpunkt das Betriebsergebnis um rund 16.500 Euro sinken lassen, so Bauer.
Das Worst-case-Szenario wäre die Kumulation dieser beiden Faktoren: Wenn Apotheken Rabatte an die Patienten geben sollen, aber selbst beim Einkauf keine mehr bekommen. Vor diesem Hintergrund sagt Bauer: Die ins Haus stehenden Honorarerhöhungen für Apotheker sind zwar schön – sie wären aber keinesfalls in der Lage solche Entwicklungen zu kompensieren. Daher stehe das künftige Wachstum „auf des Messers Schneide“.
Sämtliche Folien des Apothekenwirtschaftsberichts 2017 finden Sie auf der ABDA-Webseite als pdf zum Herunterladen.
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