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Es ist der apothekenpolitische Tabubruch des Jahres – für die FDP, aber auch für das gewachsene System der Arzneimittelversorgung in Deutschland: Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik hat eine Partei in ihrem Wahlprogramm erklärt, das bestehende Fremdbesitzverbot bei Apotheken aufheben zu wollen. Ein Kommentar von Christian Rotta.
Die FDP, einst als „Apotheker-Partei“ apostrophiert (was nie stimmte), hinterlässt nach ihrem Bundesparteitag in Sachen Arzneimittelversorgung verbrannte Erde. Nicht einmal Bündnis 90/Die Grünen hatten unter der Ägide ihrer gesundheitspolitischen Sprecherin Biggi Bender so unzweideutig dem bestehenden Netz inhabergeführter Apotheken den Krieg erklärt wie die FDP auf ihrem jüngsten Bundesparteitag.
Die Freunde des Fremdbesitzes können jubeln: Lindner macht’s möglich! Ob die Rechnung für den hippen Vorsitzenden und sein Deregulierungsteam aufgeht? Immerhin hatte sich die FDP viele Jahre als Anwalt der freien Berufe verstanden – und die waren und sind seit jeher (und aus gutem Grund) sehr viel stärker in ein rechtliches Gefüge eingebunden als andere Professionen.
Das ist bei Apothekern nicht anders wie bei Ärzten oder Rechtsanwälten. Auch dort ist ein Fremdbesitz weitestgehend ausgeschlossen. Dass die von der FDP favorisierte Zulassung von Apothekenketten und die Etablierung renditegetriebener Kapitalgesellschaften über kurz oder lang auch auf alle anderen freien Berufe übergreifen würde, scheint da in letzter Konsequenz noch nicht allen Beteiligten bewusst zu sein.
Fest steht: Bislang haben – trotz alledem – nicht wenige Apothekerinnen und Apotheker den Liberalen bei Landtags- und Bundestagswahlen ihre Stimmen gegeben. Damit dürfte es jetzt vorbei sein. Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber (Brecht). Wer kann schon so naiv sein, eine Politik zu unterstützen, die die eigene unternehmerische Existenzgrundlage in den Abgrund zieht?
Linder & Co. haben sich entschieden: Ketten-Pharmazie statt inhabergeführte Apotheken, renditegetriebene statt heilberufliche Arzneimittelversorgung, Barfuß-Pharmazie à la Hüffenhardt statt intaktem Apothekennetz. Und auch die allermeisten Apothekenleiter und ihre Mitarbeiter dürften bei den anstehenden Wahlen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und im Bund zumindest wissen, für wen sie nicht votieren. Goodbye, FDP! Das F steht jetzt für Fremdbesitz.
11 Kommentare
Perspektive
von Reinhard Rodiger am 03.05.2017 um 19:54 Uhr
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"Schöner scheitern mit dem FDP-Chef "
von Uwe Hansmann am 03.05.2017 um 15:09 Uhr
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FDP und ABDA
von Karl Friedrich Müller am 03.05.2017 um 14:56 Uhr
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AW: FDP und ABDA
von Thomas Luft am 03.05.2017 um 17:57 Uhr
AW: FDP und ABDA
von Karl Friedrich Müller am 03.05.2017 um 18:45 Uhr
AW: FDP und ABDA
von Martin Didunyk am 04.05.2017 um 12:21 Uhr
so ist es !!
von Martin Didunyk am 03.05.2017 um 11:39 Uhr
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AW: so ist es
von Heiko Barz am 04.05.2017 um 11:41 Uhr
AW: so ist es
von Martin Didunyk am 04.05.2017 um 12:03 Uhr
Lindner
von Frank ebert am 03.05.2017 um 11:29 Uhr
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Wahl 2017
von Dr.DIEFENBACH am 03.05.2017 um 11:17 Uhr
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