Herzprobleme unter Romosozumab

Rückschlag für Amgens Osteoporose-Antikörper

Stuttgart - 23.05.2017, 16:40 Uhr

Blockiert man ein bestimmtes Protein erhöht ich die Knochendichte. Der entsprechende Arzneistoff musste aber gerade einen Rückschlag ein einstecken.  (Foto: adimas / fotolia)

Blockiert man ein bestimmtes Protein erhöht ich die Knochendichte. Der entsprechende Arzneistoff musste aber gerade einen Rückschlag ein einstecken.  (Foto: adimas / fotolia)


Mit der US-Zulassung für Amgens Ostreoporose-Mittel Evenity (Romosozumab) wird es wohl in diesem Jahr nichts mehr. Wie der Biotech-Konzern Amgen am gestrigen Montag mitteilte, sind bei einer Studie Herz-Kreislauf-Probleme aufgetreten. Diese müssten nun geprüft werden, heißt es. In Europa hingegen werde der Zulassungsprozess derweil wie geplant anlaufen.

Romosozumab ist ein monoklonaler Antikörper zur Behandlung der Osteoprose, der sich derzeit in klinischer Prüfung befindet. Er soll bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko eingesetzt werden. Nun sind bei einer Studie mit Romosozumab, das unter dem Handelsnamen Evenity vermarktet werden soll, Herz-Kreislauf-Probleme aufgetreten. Wie Hersteller Amgen und sein belgischer Partner UCB am Montag an den Firmensitzen in Thousand Oaks und Brüssel mitteilten, werde man sich diese nun genauer ansehen. Und auch die US-Arzneimittelbehörde FDA, die momentan die eingereichten Unterlagen prüft, wird die Studiendaten entsprechend analysieren. Demnach sei 2017 nicht mehr mit einer Zulassung in den Vereinigten Staaten zu rechnen, heißt es. 

Antikörper fördert den Knochenaufbau

Der Antikörper richtet sich gegen Sclerostin, ein Protein das ausschließlich von Osteozyten gebildet und ein negativen Regulator der Knochenbildung ist. Es blockiert die Knochen bildende Funktion der Osteoblasten. Bei Osteoporose überwiegt bekanntermaßen der Knochenabbau den Aufbau. Die Blockade von Sclerostin mit Romosozumab fördert den Knochenaufbau. Der Antikörper hat in klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse geliefert. In einer Phase-II-Studie hatte es die Knochendichte besser gesteigert hat als die bisher zugelassene Wirkstoffe. Eine einjährige Behandlung mit Romosozumab gefolgt von einer Behandlung mit Denosumab, das den Knochenabbau hemmt, hat dann in weitern einer randomisierten klinischen Studie Phase-III-Studie bei postmenopausalen Frauen vor allem die Rate von Wirbelbrüchen vermindert. Auch bei Männern mit Osteoporose scheint es  die Knochendichte zu erhöhen. (BRIDGE-Studie)

Aktie verliert an Wert

Nach dem Bekanntwerden der Schwierigkeiten verlor die Amgen-Aktie an Wert. Sie schloss am gestrigen Montag mit 136,60 Euro. Vergangene Woche wurde sie noch für über 140 Euro gehandelt. Laut bisheriger Prognosen rechneten Analysten damit, dass der Antikörper bis 2023 jährlich 720 Millionen Dollar zum Umsatz beisteuern könnte. Der Jahresumsatz lag 2016 bei 23 Milliarden US-Dollar.

Den ersten Osteoporose-Antikörper gibt es seit 2010

Mit der Markteinführung von ­Denosumab steht seit 2010 ein monoklonaler Antikörper für die Therapie der Osteoporose zur Verfügung. ­Denosumab ist ein IgG2-Antikörper ­gegen das Protein RANKL (Receptor Activator of NF-κB Ligand). Der RANK-Ligand bindet normalerweise an RANK von Zellmembranen von Osteoklasten und Prä-Osteoklasten, wodurch die Differenzierung und Aktivierung von Osteoklasten stimuliert wird. Physiologisch dient das Osteoprotegerin der Inaktivierung von RANKL. Denosumab ist somit nach dem physiologischen Vorbild Osteoprotegerin entstanden.

Denosumab ist indiziert bei postmenopausaler Osteoporose, bei verringerter Knochendichte bei Prostatakarzinom infolge hormonablativer Therapie und seit Juni 2014 auch zur Therapie der Osteoporose bei Männern. Durch Denosumab steigt die Knochendichte, das ­Risiko für Wirbelkörper- und Femurfrakturen sinkt. Zur Therapie der Osteoporose wird Denosumab subkutan in einer Dosierung von 60 mg alle sechs Monate appliziert. Da es nicht im Knochen akkumuliert, ist davon auszugehen, dass eine lebenslange Therapie notwendig ist. Inzwischen weiß man, dass der RANK-RANKL-Signalweg auch die Milchproduktion, die basale Körpertemperatur sowie die T- und B-Zell-Proliferation steuert. Damit kann das Infektionsrisiko unter ­Denosumab steigen, sodass bei ­immunsupprimierten Patienten Vorsicht geboten ist.

Debusomab ist erste Wahl

Denosumab zählt ebenso wie die Bisphosphonate zu den Antiosteoporotika der ersten Wahl. Allerdings gibt es bislang kaum Vergleichsstudien, in denen Frakturen und nicht die Knochendichte als Endpunkte herangezogen wurden. 



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