Roche und Daiichi Sankyo

Strafen für Pharmafirmen wegen Ärzte-Beeinflussung

Stuttgart - 01.06.2017, 13:30 Uhr

Im exquisiten Porsche-Zentrum Leipzig hielt Daiichi Sankyo eine umstrittene Ärzte-Fortbildung ab. (Foto: dpa)

Im exquisiten Porsche-Zentrum Leipzig hielt Daiichi Sankyo eine umstrittene Ärzte-Fortbildung ab. (Foto: dpa)


Roche verabschiedete sich mit „LG Micha“

Eine etwas höhere Geldstrafe erhielt die Pharmafirma Roche, nachdem die „Welt am Sonntag“ über Schleichwerbung für sein Krebsmittel Erivedge® (Vismodegib) berichtet hatte. Über eine Agentur hatten knapp 10.000 Ärzte handschriftlich adressierte Sonderdrucke von Artikeln aus Fachzeitschriften erhalten, die mit besonderen Post-It-Aufklebern versehen waren: „Lieber …, schau mal, was ich noch auf dem Tisch hatte. Hast Du damit schon Erfahrungen machen können? LG Micha“, war auf ihnen beispielsweise handschriftlich geschrieben worden – ohne Angabe, dass es sich um eine Aktion der Firma handelte.

Hiermit habe Roche den irreführenden Eindruck hervorgerufen, es handele sich um einen persönlichen Hinweis von einem Bekannten oder Freund, entschied das FSA-Gremium: Die Aktion habe nicht nur gegen das Irreführungsverbot sowie das Verbot der Schleichwerbung verstoßen, sondern die Ärzte hätten auch unzumutbare belästigende Werbung erhalten, und Pflichtangaben hätten gefehlt.

Doch die Firma schob den schwarzen Peter auf das „Individualverschulden eines einzelnen Mitarbeiters“, mit dem die weitere Zusammenarbeit zwischenzeitlich beendet worden sei. Er habe „diese Aktivität gesamthaft organisiert und verantwortet“, erklärte Roche laut FSA-Entscheid. Zwar sei die Aktion auf einem Team-Meeting besprochen worden, doch sei heute unklar, welche Details genau präsentiert wurden.

Nach ersten Beschwerden Mitte November 2016 reagierte Roche wochenlang nicht. Offenbar erst aufgrund der Anfrage einer Journalistin verschickte die Firma „unmittelbar vor dem Weihnachtsfest und der daran sich anschließenden Urlaubszeit“ ein „Entschuldigungsschreiben“ an die 10.000 Ärzte, heißt es im FSA-Beschluss. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.