Apothekerverband Nordrhein

SPD drückt sich vor Apotheker-Diskussion

Düsseldorf - 07.06.2017, 19:30 Uhr

Ohne SPD diskutierten am heutigen Mittwoch in Düsseldorf Thomas Preis, Kathrin Vogler (Linke), Maria Klein-Schmeink (Grüne) und Georg Kippels (CDU) (v.l.n.r.) (Foto: Müller / AVNR)

Ohne SPD diskutierten am heutigen Mittwoch in Düsseldorf Thomas Preis, Kathrin Vogler (Linke), Maria Klein-Schmeink (Grüne) und Georg Kippels (CDU) (v.l.n.r.) (Foto: Müller / AVNR)


Informationsasymmetrie spricht für Rx-Versandverbot

Unterstützung für seine Forderungen holte sich Preis bei dem Ökonomen Uwe May, dem Juristen Heinz Uwe Dettling sowie bei dem Marktforscher Markus Preißner vom Institut für Handelsforschung ein. Dettling, der derzeit mit May an einem wettbewerbsökonomischen Gutachten zugunsten des Rx-Versandverbotes arbeitet, bekräftigte, dass das Verbot aus seiner Sicht juristisch unbedenklich sei. Insbesondere mit zwei Argumenten der Verbotsgegner wollte Dettling aufräumen. „Erstens ist es nicht richtig, dass der Versandhandel seit 2004 gut funktioniert. Patienten werden immer wieder nicht beliefert. Versandapotheken machen auch keine Rezepturen, weil ihnen das Arbeit macht. Versandapotheken funktionieren nach dem Rosinenpicker-Modell.“

Und zweitens: „Es ist falsch, dass die Preisbindung nichts mit der flächendeckenden Versorgung zu tun hat. 1500 Solitärapotheken, die weiter als fünf Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt liegen, würden wegfallen ohne Preisbindung.“ Wie Dettling zu dieser Zahl kam, erwähnte er allerdings nicht. Der Ökonom Uwe May stützte die These seines Vorredners und gab aus ökonomischer Sicht zu bedenken: „Bei Elektrogeräten, Schuhen oder Kleidung ist ein freier Markt durchaus gewünscht, weil die Auswirkungen eines Wegfalls von einem Anbieter einen nicht so großen Schaden anrichten würden. In der Arzneimittelversorgung hingegen hat die Gesellschaft ein berechtigtes Interesse daran, dass sich Menschen in Apotheken beraten lassen. In der Ökonomie spricht man an dieser Stelle von ‚Informationsasymmetrie‘: Viele Kunden kennen ihren Beratungsbedarf nicht, weil sie nicht fachkundig genug sind. Deswegen sollte man sie nicht einem freien Markt überlassen.“

May war vor einigen Wochen als Fachexperte zu einer Anhörung in den Bundestag geladen worden. Die Linken hatten einen Antrag zum Rx-Versandverbot gestellt. Aus dem Publikum wurde der Ökonom danach gefragt, wie die Politiker denn auf seine Darstellungen reagiert hätten. May berichtete, dass er vor und nach der Anhörung mit Politikern der SPD darüber gesprochen habe, ob der Versandhandel bei einem derzeitigen Rx-Marktanteil von ca. 1 Prozent überhaupt zur Bedrohung der Apotheken werden könne. Sein Bericht an die Apotheker: „Die glauben das wirklich, dass der Anteil der Versandapotheken prognostisch keine Relevanz hat. Die glauben wirklich, dass da nichts passiert. Dabei ist es absurd, von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen.“ Er erwähnte auch, dass er derzeit in Kontakt mit SPD-Apothekenexpertin Sabine Dittmar stehe. „Frau Dittmar hat sehr viele Nachfragen zu unserem Gutachten. Da ist zwar kein spontaner Sinneswandel eingetreten. Aber es ist ja schon mal ein gutes Zeichen, dass Frau Dittmar so genau in das Gutachten schaut.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Es ist die Quadratur des Kreises,

von Heiko Barz am 08.06.2017 um 11:15 Uhr

"....es müssen gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle so wie Sicherstellungszuschläge für Landapotheken her."
Wie soll ich mir die Gleichheit des Wettbewerbs in der Arzneimittelversorgung zwischen Holland und Deutschland vorstellen? Wissen denn diese Politiker überhaupt wovon sie "schwätzen"?
Ein kleiner Blick in die Einkaufskonditionen der Hollandversender bei Arzneimitteln müßte auch einer Bündnis90/Grünen Politikerin, die ja der Grundrechenarten mächtig sein sollte, deutlich machen, dass hier Käse mit Margarine verglichen wird.
Wenn das Gleichbehandlungsprinzip dieser bezeichneten Politiker und der Deutsche Apothekerschaft bei der Arzneimittelversorgung entsprechen bewertet würde, dann müßten Einkaufverhältnisse von vor 2004 wieder eingeführt werden.
Wenn uns darauf hin wieder genügend Rabatte zur Verfügung stünden, dann, "liebe Grünen", wären die von den Holländern großzügig angebotenen Boni auch für uns sicher kein Problem!
Erst dann könnte die von den Grünen und auch von der SPD dümmlich propagierte "Wettbewerbsgleichheit" ein Ende der Rosinenpickerei bedeuten.
Denken diese Leute denn irgendwann einmal ihr System zu Ende, oder sind sie eine Masse, die verantwortungslos ihrer in diesem Fall sinnlosen Parteidisziplin folgen müssen?
Was antworten diese Leute auf Fragen : wie, Btm, Rezepturen, Nacht - und Notdienstverpflichtung, andere soziale Verantwortlichkeiten u.s.w.
Welche Perspektiven bieten sie denn nun an für die besonders schätzenswerten Landapotheken ?
Also insgesamt nur inhaltsloses Gewäsch.
Der Griff in eine Qualle hat mehr Widerstand als das rückgratlose Geschwätz dieser uneinsichtigen Volksvertreter.
Unwählbar!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.