Erstes Quartal 2017

DocMorris steigert Rx-Umsatz erstmals seit 2012

Berlin - 13.06.2017, 11:10 Uhr

Plus 6 Prozent: Die niederländische Versandapotheke DocMorris konnte im ersten Quartal 2017 ihren Rx-Umsatz erstmals seit 2012 steigern. (Foto: DocMorris)

Plus 6 Prozent: Die niederländische Versandapotheke DocMorris konnte im ersten Quartal 2017 ihren Rx-Umsatz erstmals seit 2012 steigern. (Foto: DocMorris)


Erstmals seit 2012 konnte die niederländische Versandapotheke DocMorris ihren Umsatz mit Rx-Arzneimitteln steigern. Nach Informationen von DAZ.online stieg der Umsatz mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln im ersten Quartal 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6 Prozent an. Das gesamte Umsatzplus von 17 Prozent ergibt sich daraus, dass DocMorris im OTC-Bereich weiterhin schnell wächst (45 Prozent im ersten Quartal).

In den vergangenen Tagen war im Apothekenmarkt eine Diskussion über die Umsatzzahlen von DocMorris losgebrochen. Der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose hatte mitgeteilt, dass der Umsatz der Niederländer im ersten Quartal 2017 um 17 Prozent angestiegen sei. Außerdem kündigte Zur Rose an, weiter in den Ausbau des Rx-Geschäftes in Deutschland zu investieren. Der CDU-Politiker Michael Hennrich und die Grünen-Politikerin Kordula Schulz-Asche reagierten besorgt und kritisierten, dass DocMorris in der Phase des politischen Stillstandes sein Geschäft in den kommenden Monaten unkontrolliert ausbauen könne – zulasten der Apotheke vor Ort.

Genaue Angaben zu der Umsatzsteigerung von DocMorris hatte Zur Rose allerdings nicht gemacht. Bislang war beispielsweise unklar, wie hoch der Rx-Anteil an dem 17-Prozent-Plus war, zumal bei DocMorris in den vergangenen Jahren ausschließlich der OTC-Betrieb für das Umsatzwachstum sorgte. Nach Informationen von DAZ.online konnte DocMorris aber auch im verschreibungspflichtigen Bereich erstmals seit 2012 wieder zulegen: Das Rx-Geschäft in den ersten drei Monaten dieses Jahres steigerte sich um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach wie vor ist aber die OTC-Sparte der Umsatztreiber bei den Niederländern: Dort kletterte der Umsatz zwischen Januar und Ende März um 45 Prozent.

Absolute Zahlen gibt es von DocMorris und Zur Rose weiterhin nur sehr wenige: Es ist daher schwer zu errechnen, wie groß die Summe ist, die die Versandapotheke mit ihrem 6-Prozent-Plus im Rx-Bereich aus dem Apothekenmarkt „herausziehen“ konnte. Ein Hinweis könnte die Jahresbilanz für das Gesamtjahr 2016 geben, die Zur Rose Ende Januar dieses Jahres vorlegte. Demnach lag der Gesamtumsatz Ende 2016 bei 331 Millionen Euro. Relativ kryptisch teilte Zur Rose damals ebenfalls mit, dass die OTC-Umsätze aufgrund des starken Wachstums erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke durchbrochen hätten. Demzufolge wäre davon auszugehen, dass der Rx-Bereich bei DocMorris mindestens zwei Drittel schwer wiegt, also mehr als 230 Millionen Euro.

DocMorris würde sich in die Bücher schauen lassen

Dem Vernehmen nach hat DocMorris diese Wachstumszahlen der Politik bereits vor einigen Wochen mitgeteilt. Als die beiden Fraktionsvizes Georg Nüßlein (CSU) und Karl Lauterbach (SPD) Vertreter der Versandapotheker und der ABDA zum Gespräch luden, soll es unter anderem darum gegangen sein, wie schnell die EU-Versandapotheken ihren Marktanteil nach dem EuGH-Urteil hierzulande steigern könnten. Daraufhin sollen die DocMorris-Vertreter die Quartalszahlen präsentiert haben.

Zuletzt hatte Max Müller, Vorstandsmitglied bei den Niederländern, sogar die komplette Transparenz angeboten. Bei einer öffentlichen Fachanhörung im Bundestag bot Müller an, dass sein Unternehmen alle wichtigen Umsatz- und Wachstumszahlen aus einem Kalenderjahr von einer „unabhängigen Stelle“ prüfen lassen würde. Müller wollte damit die Behauptung der ABDA, dass Versandapotheken im Falle einer aufgehobenen Rx-Preisbindung einen Marktanteil von bis zu 25 Prozent gewinnen könnten, von sich weisen. Er bezeichnete es als „Utopie und Wunschkonzert“, dass die Versender einen Marktanteil erringen könnten, der den Apotheken vor Ort zur Gefahr werden könnte. Ob ein Abgeordneter aus dem Gesundheitsausschuss auf Müllers Angebot eingegangen ist, ist bislang nicht bekannt.

Müller hatte in der Anhörung auch mehrfach darauf hingewiesen, dass der Markt der verschreibungspflichtigen Arzneimittel insgesamt gewachsen sei. In der Tat ist es so, dass die Anzahl der abgegebenen Rx-Packungen im vergangenen Jahr leicht (laut ABDA 1,4 Prozent) gestiegen ist. Auch der Umsatz mit Rx-Arzneimitteln stieg im gesamten Markt 2016 an: Laut IMS Health wuchs der Rx-Markt um knapp 3 Prozent auf insgesamt 45,08 Milliarden Euro. Laut IMS ist der Rx-Umsatz im gesamten Apothekenmarkt auch im ersten Quartal 2017 weiter angestiegen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nämlich um 6 Prozent auf insgesamt 7,1 Milliarden Euro.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Umsatzsteigerung beim Holländer

von Heiko Barz am 14.06.2017 um 11:10 Uhr

Tatsächlich gelebtes Europa.
Ein durchsichtig voraussehbares Szenario.
Und wieder erscheint diese holländische Versandchimäre in den Medien und bekommt kostenlose Werbezeilen.
Die Bonusverlockung zeigt offensichtlich Wirkung bei unserer schnäppchenorientierten Gesellschaft.
Bis es tatsächlich europäisch angeglichene Wettbewerbsbedingungen gibt, haben die Holländer längst den Markt beherrscht.
Wir als treue und idealistische Kämpfer für europäische Gleichwertigkeit haben aber dadurch jetzt schon den Kampf verloren.
Skonti und Rabatte auf NULL dann sind wir tot und die Holländer lachen sich kaputt über unsere selbstmörderische und preußische Gesetzestreue.
Ich frage mich und befürchte, ob das Wort "Patient" zukünftig überhaupt noch eine Beseutung hat!?

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