Finanzergebnisse der GKV im 1. Quartal 2017

AOK-Ausgaben für Arzneimittel sind gesunken

Berlin - 26.06.2017, 16:45 Uhr

Vor allem die AOKs sparen fleißig: Bei ihren Ausgaben insgesamt und jenen für Arzneimittel im Besonderen. (Foto: pgonici / Fotolia)

Vor allem die AOKs sparen fleißig: Bei ihren Ausgaben insgesamt und jenen für Arzneimittel im Besonderen. (Foto: pgonici / Fotolia)


Die Einsparungen der gesetzlichen Krankenkassen aus Arzneimittel-Rabattverträgen sind im 1. Quartal 2017 um rund 14 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2016 gestiegen. Dies ist sicher ein Grund für die nur moderat gewachsenen Arzneimittelausgaben. Die AOKs haben sogar weniger für Medikamente ausgegeben als im Vorjahresquartal.

Die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen sind im 1. Quartal 2017 gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um absolut 3,8 Prozent beziehungsweise 367 Millionen Euro gestiegen. Sie lagen damit in den ersten drei Monaten des Jahres 2017 bei insgesamt 9,86 Milliarden Euro. Je Versicherten liegt die Steigerung bei 2,6 Prozent. Das geht aus den am heutigen Montag vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) vorgelegten vorläufigen GKV-Finanzergebnissen hervor.

Dabei unterscheidet sich die Entwicklung bei den einzelnen Kassenarten deutlich: Bei den AOKs sanken die Ausgaben für Arzneimittel sogar um 1,3 Prozent je Versicherten. Das größte Plus mit 9,1 Prozent je Versicherten verzeichneten dagegen die Innungskrankenkassen, gefolgt mit 6,2 Prozent Zuwachs bei der landwirtschaftlichen Krankenkasse. Und auch die Ersatzkassen haben 4,9 Prozent mehr für Arzneimittel ausgegeben.

Betrachtet man wieder die gesamten GKV-Arzneimittelausgaben, so lag ihr Zuwachs knapp unter dem Schnitt der GKV-Leistungsausgaben insgesamt: Über alle Leistungsbereiche hinweg lag das Plus nämlich bei 4 Prozent absolut beziehungsweise 2,7 Prozent je Versicherten. Dahinter steckt, dass die Versichertenzahl vom 1. Quartal 2016 zum 1. Quartal 2017 um 1,2 Prozent gestiegen ist. Auch hier erweisen sich die AOKs als besonders sparsam: Bei ihnen wuchsen die Gesamt-Leistungsausgaben nur um 0,5 Prozent je Versicherten.

Das BMG erklärt, dass bei den aktuellen Zuwächsen bei Arzneimitteln zu berücksichtigen sei, dass die Ausgaben für innovative Arzneimittel zur Behandlung von Hepatitis C in den ersten drei Monaten 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich niedriger ausfielen.

Überdies hätten Rabattvereinbarungen zwischen Kassen und pharmazeutischen Unternehmern erneut für deutliche Entlastung bei den Kassen gesorgt. Die Rabatterlöse sind im 1. Quartal 2017 um rund 14 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2016 auf rund 950 Millionen Euro gestiegen. Im gesamten Jahr 2016 hatten die Kassen mithilfe von Rabattverträgen 3,85 Milliarden Euro eingespart.

Reserven der Kassen auf 16,7 Milliarden Euro gewachsen

Insgesamt machten die Arzneimittelausgaben im 1. Quartal dieses Jahres 17 Prozent der GKV-Arzneimittelausgaben aus. Sie sind damit weiterhin der drittgrößte Kostenblock nach der stationären Behandlung (19,48 Milliarden Euro bzw. 33 Prozent) und der vertragsärztlichen Versorgung (10,76 Milliarden Euro bzw. 18 Prozent).

BMG

Abseits der konkreten Arzneimittelausgaben lässt sich sagen: Wie kürzlich schon vorab berichtet, steigen die Finanzreserven der Kassen weiter an: Im 1. Quartal des Jahres 2017 haben sie einen Überschuss von rund 612 Millionen Euro erzielt. Damit liegen ihre Reserven nun bei rund 16,7 Milliarden Euro.

Pharmaverbände: Weltuntergangsszenarien widerlegt

Dr. Norbert Gerbsch, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) nutzte die Zahlen, um eine alte Forderung zu bekräftigen: „Die finanziellen Weltuntergangsszenarien der Kassen bei Einführung der neuen Hepatitis-C-Medikamente sind wie erwartet widerlegt. Jetzt ist es an der Zeit, aus den Fakten die richtigen Konsequenzen für die Versorgung zu ziehen: Das Preismoratorium gehört abgeschafft, die Rabattvertragsspirale nach unten gestoppt.“

Ähnlich äußerte sich auch Dr. Hermann Kortland, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Für ihn ist  „unverständlich”, warum angesichts solcher Überschüsse die Arzneimittelpreise noch immer auf dem Stand von August 2009 eingefroren seien. Der mit dem Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz eingeführte Inflationsausgleich könne daher nur ein erster Schritt sein, so Kortland.  



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

AOK Krankheitskosten ( müßte eigentlich Gesundheitskosten heißen ) im frei Fall nach unten?

von Heiko Barz am 28.06.2017 um 11:16 Uhr

Was habe ich im Morgenartikel der DAZ gelesen, die KKassen ( AOK ) sollten sich im Bewußtsein der Relation von Apothekeneinkünften mit der eigenen Finanzsituation "FAIR" verhalten??
Ich lach mich schlapp!

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