Resistenzproblem nimmt zu

Was hilft noch gegen „Tripper“?

Remagen - 10.07.2017, 09:20 Uhr

Der Erreger der Gonorrhö (Neisseria gonorrhoeae) wird immer schwerer zu bekämpfen. (Foto: Kateryna_Kon / fotolia)

Der Erreger der Gonorrhö (Neisseria gonorrhoeae) wird immer schwerer zu bekämpfen. (Foto: Kateryna_Kon / fotolia)


Was hilft überhaupt noch?

GASP-Daten von 2009 bis 2014 offenbaren eine weit verbreitete Resistenz gegen Ciprofloxacin. 97 Prozent der Berichts-Länder fanden in diesem Zeitraum resistente Stämme. 81 Prozent der Länder beobachten eine zunehmende Resistenz gegen Azithromycin. Derzeit seien Cephalosporine der 3. Generation (extended spectrum cephalosporins, ESC) in den meisten Ländern die einzigen Antibiotika, die überhaupt noch gegen Gonorrhö wirken, teilt die WHO weiter mit. Aber auch gegen Cefixim, seltener gegen Ceftriaxon sollen schon aus mehr als fünfzig Ländern Resistenzfälle berichtet worden sein. Infolgedessen hat die WHO ihre globalen Behandlungsempfehlungen im Jahr 2016 aktualisiert und empfiehlt den Ärzten, zwei Antibiotika zu verordnen: Ceftriaxon und Azithromycin.

Pipeline relativ leer

Die Forschungs- und Entwicklungs-Pipeline für neue Wirkstoffe gegen Gonorrhö ist nach den Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation relativ schwach bestückt. Lediglich drei Kandidaten sollen sich in verschiedenen Stadien der klinischen Entwicklung befinden: Solithromycin, für das vor Kurzem eine Phase-III-Studie abgeschlossen worden sei, sowie Zoliflodacin und Gepotidacin mit jeweils einer abgeschlossenen Phase-II-Studie. Die Entwicklung neuer Antibiotika sei für kommerzielle pharmazeutische Unternehmen nicht sehr attraktiv, bedauert die WHO. Im Gegensatz zu Medikamenten gegen chronische Krankheiten seien die Behandlungszeiten kurz, und durch die Resistenzentwicklung könnten sie rasch unwirksam werden. So müsse immer wieder für Nachschub an neuen Substanzen gesorgt werden. 

Für Deutschland kaum Daten

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) stehen für Deutschland kaum epidemiologische Daten über die Verbreitung der Gonorrhö zur Verfügung, da keine Meldepflicht besteht. Auch die Resistenzentwicklung ist undurchsichtig. Mit dem GORENET (Gonokokken-Resistenz-Netzwerk) soll versucht werden, hier Abhilfe zu schaffen.In der ersten Projektphase wurde zwischen Juni und August 2013 eine Basisdatenerhebung in Form eines Online-Fragebogens durchgeführt, um Labore zu identifizieren, die in Deutschland Gonokokken-Diagnostik anbieten.

In der zweiten Phase soll ein Resistenz-Surveillance-Netzwerk aufgebaut werden. Seit 2014 sammelt eine Auswahl an Laboren sowohl Daten als auch Isolate von positiv getesteten Gonorrhö-Proben und leitet diese anonymisiert an das RKI bzw. das Konsiliarlabor für Gonokokken weiter. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, aktuelle Antibiotika­resistenz­entwicklungen bei Gonorrhö-Infektionen in Deutschland besser als bisher zu erfassen. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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