Digitalisierung

Verbraucherschützer warnen vor schädlichen Gesundheits-Apps

Stuttgart - 13.07.2017, 14:00 Uhr

Auch von Apps können erhebliche gesundheitliche Gefahren ausgehen, warnen Verbraucherschützer. (Foto: efired / Fotolia)

Auch von Apps können erhebliche gesundheitliche Gefahren ausgehen, warnen Verbraucherschützer. (Foto: efired / Fotolia)


Verbraucherzentrale fordert schärfere Gesetze

Doch auch wenn Apps die Kriterien formal erfüllen, sei die Umsetzung sehr unterschiedlich. „Meistens wird lediglich eine Institution benannt statt fundierte, wissenschaftliche Nachweise zu liefern“, kritisieren die Tester. So nenne eine App als Referenz ein Physiotherapiecenter, eine andere eine Universität – einmal werde ein Arzt namentlich angegeben, in einem Fall eine Trainerin.

„Ganz gleich, ob beim Arztbesuch oder der Anwendung einer einschlägigen Gesundheits-App: Patienten sind auf verlässliche Informationen und Hilfe zur Klärung von Symptomen und Behandlung von Krankheiten angewiesen“, erklärt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Er fordert Gesetzesänderungen: Auskunftspflichten der Anbieter müssten für die Produktbeschreibung im jeweiligen App-Store sowie in der App vorgeschrieben werden. Auch sollten Patienten vor dem Gebrauch alle relevanten Informationen zugänglich gemacht werden.

Das sei bislang noch keine gängige Praxis, kritisiert die Verbraucherzentrale – nur eine Handvoll Apps habe hinsichtlich ihres medizinischen Gehalts und Nutzens ein offizielles Zertifikat. Doch sei eine qualitative Kennzeichnung von medizinischen Gesundheits-Apps eine notwendige Voraussetzung für Anwender, um nützliche Apps zu identifizieren, erklärt die Verbraucherzentrale. „Eine fundierte und unabhängige Zertifizierung ist außerdem wichtig, damit anerkannte Apps in die Regelversorgung übernommen, vom Arzt verordnet und von der Krankenkasse bezahlt werden können.“ Eine behördliche Genehmigung von Gesundheits-Apps hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hingegen im Juni verworfen: Er setzt hingegen auf Selbstverpflichtungen der Hersteller.

Schuldzinski rät Patienten, immer zu prüfen, welchen Zweck die dargebotene App verfolgt und wer sie herausgibt – und dabei nicht zu vergessen, dass eine App nicht den Arztbesuch ersetzt. „Gesundheits-Apps, die keinen verlässlichen und medizinisch fundierten Standard auf- und nachweisen, können bei der Anwendung mehr schaden als nützen“, warnt er.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.