Interview BPhD-Präsident Max Georgi

Lust auf pharmazeutische Verantwortung, Angst vor dem wirtschaftlichen Risiko

Stuttgart - 21.07.2017, 09:30 Uhr

Kritik an der Apobank-Umfrage: Der Präsident des BPhD, Max Willie Georgi, sieht die Zukunft des Apothekerberufs nicht ganz so schwarz, wie sie von der Apobank gemalt wird. (Foto: privat)

Kritik an der Apobank-Umfrage: Der Präsident des BPhD, Max Willie Georgi, sieht die Zukunft des Apothekerberufs nicht ganz so schwarz, wie sie von der Apobank gemalt wird. (Foto: privat)


Zukunftskonzept: Medizinsch-pharmazeutische Versorgungszentren

DAZ.online: Was muss sich im aktuellen System ändern, damit Apotheken auch für junge Apotheker attraktive Arbeitsplätze bleiben? Wo sollte sich Ihrer Ansicht nach die öffentliche Apotheke noch entwickeln?

Georgi: Wir bewegen uns in unsicheren Zeiten, in denen kaum jemand zu sagen vermag, wo sich die Apotheke und der Apothekenmarkt in den kommenden Jahren hin entwickeln. Die Forderung nach interprofessioneller Patientenbetreuung wird hierbei, vor allem auch unter den Studierenden und Jungapprobierten, immer lauter. Daher sollte man über tragfähige Zukunftskonzepte für die öffentliche Apotheke nachdenken. Wir sollten nicht bereit sein, die Säulen des Apothekenwesens – und da gehört die inhabergeführte Apotheke dazu – einfach so aufzugeben. Dafür müssen wir aber nach zukunftsfähigen Lösungen suchen, dass der administrative Aufwand der Apotheken nicht immer noch höher wird, wohingegen sich Ärzte mehr und mehr in Medizinischen Versorgungszentren zusammenschließen. Spinnt man diesen Gedanken weiter, kann man vielleicht auch von interprofessionellen Medizinischen Versorgungszentren mit medizinischem und pharmazeutischem Personal träumen. Und, neben gesetzlichen Fragezeichen, die sich daraus ergeben, vielleicht auch weiter- und über Möglichkeiten nachdenken, die Inhaberschaft solcher Einrichtungen auszuweiten.

Georgi: Wir fühlen uns von der ABDA nicht allein gelassen

DAZ.online: Wie sehen Sie die Machart der Umfrage? Sind die Aussagen für Sie aussagekräftig genug?

Georgi: Leider wurden die Teilnehmer der Studie offenbar nicht unbedingt zum Weiterdenken angeregt, weshalb die Daten der Umfrage vielleicht erschrecken mögen. Wenn man die Befragten jedoch zu ihren Vorstellungen befragt hätte, hätte sich hier vielleicht eine seltene Gelegenheit ergeben, in wenigstens einen kleinen Teil der jungen Kollegen hineinzuhören. Das jedoch ist natürlich nicht eigens Aufgabe der Apobank, sondern vielmehr unserer Standesvertretung.

DAZ.online: Haben Sie denn das Gefühl, dass sich Kammern und Verbände genug um den Nachwuchs kümmern und auch für die Arbeit in der Apotheke werben?

Georgi: Einige Kammern bemühen sich auf jeden Fall, indem sie schon junge Apotheker zu sich holen. Die Kammer Thüringen ist auch schon in der Zeit an der Universität präsent und gibt uns Ausblicke auf das spätere Berufsleben. Bundesweit ist so etwas schwieriger.

DAZ.online: Die politischen Gegner der ABDA werfen ihr ja vor, dass sie ihren Nachwuchs allein lassen. Können Sie das bestätigen?

Georgi: Nein, das würde ich nicht so sagen. Natürlich sind wir als junge Generation von Zeit zu Zeit etwas frustriert, wenn unsere Vorstellungen und die Vorstellungen der ABDA oder BAK auseinandergehen. Wir sind aber auch froh darüber, dass sie sich trotzdem auch um den Dialog bemühen, ein offenes Ohr für uns haben und uns als BPhD unterstützen.

DAZ.online: Immerhin will die ABDA ja bald ein U40-Treffen ausrichten. Was halten Sie davon?

Georgi: Wir begrüßen das sehr! Das ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Eine Standespolitik muss sich eben auch um ihre jungen und zukünftige Mitglieder kümmern und deren Interessen vertreten. Wir sind sehr gespannt, was bei dem Treffen herauskommt. Potential hat es allemal!



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Erfrischend

von Christian am 21.07.2017 um 18:02 Uhr

Ein erfrischendes Interview, das in angenehmem Kontrast zu den apokalyptischen Apobank-Szenarien steht. Auch der seit Jahrzehnten von interessierter Seite hoffnungsfroh geäußerten Einschätzung vom Ende der inhabergeführten Apotheke und der Unausweichlichkeit von Apothekenketten gibt der BPhP-Präsident mit überzeugenden Paroli. Schön zu sehen, wie hier jemand - ohne Illusionen, aber mit viel Optimismus - in die Offensive geht und sich von zweifelhaftem Gerde und ebensolchen nicht kirre machen lässt.

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