Interview BPhD-Präsident Max Georgi

Lust auf pharmazeutische Verantwortung, Angst vor dem wirtschaftlichen Risiko

Stuttgart - 21.07.2017, 09:30 Uhr

Kritik an der Apobank-Umfrage: Der Präsident des BPhD, Max Willie Georgi, sieht die Zukunft des Apothekerberufs nicht ganz so schwarz, wie sie von der Apobank gemalt wird. (Foto: privat)

Kritik an der Apobank-Umfrage: Der Präsident des BPhD, Max Willie Georgi, sieht die Zukunft des Apothekerberufs nicht ganz so schwarz, wie sie von der Apobank gemalt wird. (Foto: privat)


Approbation als Türöffner

DAZ.online: Zurück zur Apobank-Umfrage: Wie bewerten Sie die Basis der Umfrage mit 100 teilnehmenden Apothekern? Durchaus repräsentativ, spiegelt sie doch zumindest eine Tendenz in der Apothekerschaft wider – oder ohne jegliche Aussagekraft, bei knapp 63.000 beschäftigten Apothekern in der Bundesrepublik (ABDA: Stand 2015)?

Georgi: Die Umfrage ist nicht repräsentativ. Es sind es zu wenig Teilnehmer, um die Ergebnisse auf den kompletten Berufsstand zu übertragen. Auch wird aus den Ergebnissen nicht ersichtlich, in welchem Bereich die Teilnehmer aktuell arbeiten, was sicherlich einen besseren Einblick auf den Hintergrund mancher Antworten geben würde.

DAZ.online: Erachten Sie die tarifliche Vergütung der Apotheker für angemessen?

Georgi: Im Vergleich zu anderen Branchen ist die Vergütung für Apotheker zu niedrig angesetzt. Das gilt im Übrigen auch für den Ausbildungsberuf der PTA und für Pharmaziestudierende im Praktikum. Für Letztere sollte zumindest der gesetzliche Mindestlohn angestrebt werden. Erschreckenderweise zeigt die Umfrage aber, dass bei Apothekern die Erwartungen hinsichtlich Lohnsteigerungen am niedrigsten sind. Dieser Pessimismus sollte uns zu denken geben: Wenn andere Heilberufler wie Ärzte und Zahnärzte der Meinung sind, dass im Gesundheitswesen noch mehr Geld rauszuholen ist und allein die Apotheker nicht.

DAZ.online: 70 Prozent der Befragten erklärten in der Apobank-Umfrage, dass künftig „der Heilberufler vorrangig als Unternehmer tätig sein“ wird und auch eher als Dienstleister verstanden wird, denn als beratender Arzneimittelexperte. Wie sehen die Pharmaziestudenten das? 

Georgi: Im Studium wird den Studierenden sehr viel Wissen vermittelt. Im Hauptstudium wird dabei auch an einigen Stellen bereits auf die Offizin und Beratung hingewiesen. Natürlich gibt es einige Tätigkeiten in der Offizin, die sich wiederholen und die eine Routine aufbauen. Aber jeder Kunde und jedes Beratungsgespräch ist verschieden und die Probleme sind vielseitig. Wir werden nicht darauf vorbereitet, einfach ein reiner Dienstleister zu sein, auch wenn dies ein Teil der Tätigkeit ausmacht.

DAZ.online: Die Apobank-Umfrage hat einen klaren Favoriten bei den Tätigkeitsbereichen der Apotheker: Rund 50 Prozent möchten in die Industrie oder der Forschung pharmazeutisch arbeiten. Welche Tendenz erkennen Sie bei Ihren Kommilitonen? 

Georgi: Vor zwei Jahren hat der Verband eine große Umfrage zum Thema Zukunft des Studiums durchgeführt. Insgesamt haben damals zwölf Prozent aller Studierenden teilgenommen und ihre Berufswünsche geäußert: Ein Drittel möchte auf jeden Fall in die Offizin nach dem Studium. Für den Großteil sind jedoch auch die anderen Berufszweige wie Krankenhaus (22 Prozent), Industrie (24 Prozent) oder Forschung/Universität (15 Prozent) interessant. Die Approbation bietet uns die wunderbare Möglichkeit, vieles auszuprobieren und auch später noch Wahlmöglichkeiten im Beruf zu haben.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Erfrischend

von Christian am 21.07.2017 um 18:02 Uhr

Ein erfrischendes Interview, das in angenehmem Kontrast zu den apokalyptischen Apobank-Szenarien steht. Auch der seit Jahrzehnten von interessierter Seite hoffnungsfroh geäußerten Einschätzung vom Ende der inhabergeführten Apotheke und der Unausweichlichkeit von Apothekenketten gibt der BPhP-Präsident mit überzeugenden Paroli. Schön zu sehen, wie hier jemand - ohne Illusionen, aber mit viel Optimismus - in die Offensive geht und sich von zweifelhaftem Gerde und ebensolchen nicht kirre machen lässt.

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