Niedersachsen

Kliniken protestieren gegen Stationsapotheker-Pflicht

Hannover - 10.08.2017, 15:00 Uhr

Die Krankenhäuser argumentieren, die Stellen seien nicht zu besetzen – die Apothekerkammer sieht dies deutlich anders. (Foto: Niedersächsische Krankenhausgesellschaft)

Die Krankenhäuser argumentieren, die Stellen seien nicht zu besetzen – die Apothekerkammer sieht dies deutlich anders. (Foto: Niedersächsische Krankenhausgesellschaft)


Personalabbau zu Gunsten von Apothekern?

Eine Finanzierung der einzustellenden Stationsapotheker durch das Land sei nicht vorgesehen. „Die Krankenkassen lehnen eine Übernahme der Kosten ab“, betont die NKG, so dass die Krankenhäuser die zusätzlichen Stellen selbst finanzieren müssten. „Das bedeute dann jedoch einen Personalabbau an anderer Stelle“, heißt es in der Pressemitteilung. In Zeiten von Fachkräftemangel und unzureichender Finanzierung von Personalkosten sei eine Zusatzbelastung durch die Vorgabe von gesondertem Personal – ausschließlich in einem Bundesland – im Rahmen eines Fallpauschalensystems „systemwidrig“, kritisiert der NKG-Vorsitzende.

Nach Ansicht der Landesregierung sollen die Stationsapotheker zusammen mit dem ärztlichen und pflegerischen Personal „zu einer sicheren, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Arzneimitteltherapie“ beitragen. Die im geplanten Gesetz vorgesehene Übergangsfrist sei angemessen, auch könnte die Weiterbildung im Bereich der klinischen Pharmazie im Rahmen der praktischen Tätigkeit erfolgen. Entsprechende Ausschreibungen erfolgten bundesweit und seien bereits in der Fachpresse zu finden, hatte die Landesregierung gegenüber DAZ.online argumentiert.

Die Niedersächsische Apothekerkammer hatte hingegen sogar kritisiert, die Übergangsfristen seien zu lang – und die Bedenken, es fänden sich nicht genügend Apotheker, teilt sie auch nicht. Die Weiterbildungsquoten im Gebiet der klinischen Pharmazie seien sehr hoch, auch gebe es bei offenen Stellen viele Bewerbungen aus anderen Bundesländern. „Die Apothekerkammer kann auch kurzfristig einer erhöhten Anzahl an Weiterzubildenden im Gebiet Klinische Pharmazie gerecht werden“, heißt es in einer Stellungnahme zu dem geplanten Gesetz.

„Der interprofessionelle Ansatz in der Patientenversorgung hat sich bereits in vielen anderen Ländern bewährt“, betonte Frank Dombeck, pharmazeutischer Geschäftsführer der Kammer. „Die pharmazeutische Kompetenz des Apothekers sollte nicht länger nur eingeschränkt als Arzneimittellogistiker genutzt werden.“



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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